Bewohner der alternativen Hausprojekte in der Tucholskystraße in Berlin-Mitte fürchten, verdrängt zu werden

Hilfe, die Samwer-Brüder kommen

Die Bewohner*innen und Nutzer*innen wollen sich wehren. Am 3. Oktober planen sie ein Hoffest, zu dem auch Politiker*innen eingeladen sind. Zudem wird eine Ausstellung über die Geschichte der Häuser in den letzten 30 Jahren vorbereitet.

»Tanze Samwer mit mir« stand auf dem Transparent, das Montagmittag vor dem Eingang der Tucholskystraße 30 in Berlin-Mitte aufgehängt wurde. Viele Passant*innen, die in der von Tourist*innen stark frequentierten Gegend vorbeikamen, blieben bei dem kleinen Büfett stehen, das die Bewohner*innen des alternativen Wohnprojekts aufgebaut hatten. Dort wurden sie darüber informiert, dass es sich hier um keinen Schreibfehler handelt. Vielmehr befürchten die Mieter*innen, von der ….

…. Augustus Capital, die die Tucholskystraße 30 und 32 gekauft hat, vertrieben zu werden.

Hinter der Immobilienfirma stehen die Samwer-Brüder, die in der letzten Zeit häufig mit der Verdrängung von Mieter*innen in Verbindung gebracht wurden. So wurde kürzlich den Mediziner*innen des ebenfalls von den Samwer-Brüdern gekauften Hauses der Gesundheit am Alexanderplatz gekündigt. Auch die Mieter*innen in den beiden Häusern der Tucholskystraße sind in heller Aufregung, nachdem sich Mitte August die neue Hausverwaltung Home Real Estate angekündigt hatte. Mit vollem Namen will sich aus Angst vor juristischen Folgen niemand zitieren lassen. Zunächst sollte der Dachboden in der Tucholskystraße 30 beräumt werden. Nachdem die Bewohner*innen zum Protestfrühstück eingeladen hatten, ist der Termin ohne den angekündigten Besuch verstrichen. Kommenden Mittwoch will die Hausverwaltung nun prüfen, ob das Haus einsturzgefährdet ist. Dabei wird auf 70 Jahre alte Bombenschäden verwiesen.

In den vergangenen Wochen haben die Mieter*innen viel Geld für gutachterlichen Rat ausgegeben und dringende Reparaturen auf eigene Kosten ausführen lassen. »Wir sind eine lebende Plastik im Sinne von Beuys« erklärt ein Bewohner aus der Tucholskystraße 30. Es handelt sich noch um eines der letzten unsanierten Häuser in der Gegend. Von der Verwaltung sei schon bei der ersten Besichtigung erklärt worden, dass die Weinranken an der Vorderseite des Hauses entfernt werden müssten. Auch die Veranstaltungskneipe Zosch im Untergeschoss könnte bedroht sein. Ihr Gewerbemietvertrag läuft 2021 aus.

Aber die Bewohner*innen und Nutzer*innen wollen sich wehren. Am 3. Oktober planen sie ein Hoffest, zu dem auch Politiker*innen eingeladen sind. Zudem wird eine Ausstellung über die Geschichte der Häuser in den letzten 30 Jahren vorbereitet.

Peter Nowak