Nun ist auch die heutige Buchvorstellung „Umkämpftes Wohnen – Neue Solidarität in den Städten“ von der Corona-Krise betroffen.
Wir möchten zunächst den Organisator*innen in Leipzig für ihre Mühe und Arbeit danken, die sie in die Vorbereitung gesteckt haben.
Wir wollen die Verschiebung der Veranstaltung, die nicht von uns kam, nicht kritisieren.
Wir möchten allerdings auf die Gefahr hinweisen, dass hier im Zuge der Corona-Krise eine Politik des Notstands Normalzustand wird, die uns als Aktivist*innen sozialer Bewegungen nicht gleichgültig sein kann.
Wir haben beobachtet, dass Staatsapparate in den letzten Tagen erklären, welche Veranstaltungen notwendig sind und welche nicht. Wir haben erlebt, wie Mieteraktivist*innen beschieden werden, sie sollen auf Anweisungen der Behörden warten. Soziale Bewegungen wie die Solidarischen Netzwerke, die wir in unserem Buch vorstellen und zu Wort kommen lassen, zeichnen sich aber gerade dadurch aus, dass sie nicht auf Anweisungen der Behörden warten. Und welche Veranstaltungen wichtig und unwichtig sind, entscheiden die Aktivist*innen selber, ohne Ansagen aus Politik und Verwaltung.
Wir haben die nicht unbegründete Befürchtung, dass die Notstandspolitik, wie sie im Zuge der Corona-Krise Normalzustand wird, bald auch Demonstrationen, Proteste und andere Manifestationen eines Widerstands von unten beeinträchtigen wird. Schließlich ist die Absage unserer Buchvorstellung nur eine von vielen in diesen Tagen.
Wir wünschen uns, dass auch in Zeiten des Notstands sich Menschen treffen, um darüber zu beratschlagen, wie sie damit umgehen. Solidarische Netzwerke brauchen die solidarische Kommunikation und nicht die Vereinzelung, wie sie in den Zeiten des Notstands vorangetrieben wird.
Die Veranstalter*innen in Leipzig haben betont, dass sie die Veranstaltung zeitnah nachholen wollen. Wir hoffen, dass wir bald einen neuen Termin mitteilen können und wollen dort gerne auch über die hier angerissenen Fragen diskutieren.
Die Herausgeber des Buches Umkämpftes Wohnen – Neue Solidarität in den Städten
Matthias Coers und Peter Nowak