AKP-Rezension-Nr. 1621 (erschienen in Heft 6/2014, S. 16)
Peter Nowak (Hg.): Zwangsräumungen verhindern. Ob Nuriye ob Kalle, wir bleiben alle; Edition Assemblage, Münster 2014, ISBN 978-3-942885-52-2, 94 Seiten, 7.80 €
Gentrifizierung ist mehr als nur ein Modewort. Eine Konsequenz des Strukturwandels in den Stadtvierteln ist nämlich, dass viele Menschen ihre Wohnung nicht mehr bezahlen können. Das vorliegende Buch, herausgeben von dem Journalisten Peter Nowak, gibt einen guten Einblick in das aktuelle Thema. Zu Wort kommen verschiedene Initiativen und AktivistInnen. Spannend ist hierbei, dass in einigen Beiträgen die Situation in Spanien beleuchtet wird, wo es seit der Krise zwar immer wieder Zwangsräumungen gab – aber auch erfolgreichen Protest dagegen.
Der Text der Gruppe „Andere Zustände ermöglichen“ erörtert das Thema vor dem Hintergrund einer gesamtgesellschaftlichen Kritik. So wird den LeserInnen ein anderer Blick auf das Thema ermöglicht. Leider ist das Buch an einigen Stellen eher für diejenigen geschrieben, die sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Dennoch ist die Lektüre allen zu empfehlen, die sich für Stadtentwicklung und sozialen Protest interessieren.
Lisa-Marie Davies (Bielefeld)
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aus Contraste: Monatszeitung für Selbstorganisation 360, September 2014
Ob Nuriye ob Kalle, wir bleiben alle!
Der Herausgeber Peter Nowak beginnt sein kleines Buch mit dem Kapitel „Der Kampf gegen Zwangsräumungen hat eine Geschichte“. Schon am 25. Juli 1872 führte eine Zwangsräumung in der Blumenstraße in Berlin-Friedrichshain zu tagelangen Unruhen. Später in der Weimarer Republik existierte eine unabhängige Erwerbslosenbewegung, deren Kampf um die Verteidigung der Wohnungen zum Alltag gehörte. In dieser Zeit verweigerten MieterInnen Mietzahlungen, forderten die Senkung der Miete und gründeten Räte.
Interessant auch das Interview mit einem spanischen Zwangsgeräumten und Wohnungsbesetzer. Zunächst hatten AktivistInnen in Spanien eine Unterschriftensammlung initiiert, die zwar von eineinhalb Millionen Menschen unterzeichnet worden war, aber von der Regierung anschließend ignoriert wurde. So haben die Menschen die Sache selber in die Hand genommen und leerstehende Wohnungen besetzt. „Es ist wichtig, dass es viele verschiedene Menschen sind, die für dasselbe kämpfen (…) Dass Du einen Ort hast, wo Du nicht abgewertet oder kriminalisiert wirst, wo Dir zugehört wird und Du verstanden wirst – das ist die Basis.“ So beginnen auch ehemals unpolitische Menschen zu kämpfen und selbst etwas zu organisieren.
Auch in Berlin hat sich eine „kritische Masse“ gebildet, „die nicht mehr bereit ist, an die politisch Verantwortlichen zu appellieren“, so der Herausgeber. So hört sich das Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ die Geschichten der von Zwangsräumung Bedrohten an und stellt fest: „Wir erzählen die Geschichte antikapitalistisch und nehmen damit der Betroffenen die vermeintliche Schuld von den Schultern. Nicht selten hat der Staat mit seiner Armutshilfeindustrie die Pathologisierung der persönlichen Probleme vorangetrieben.“
Ali Gülbol, der sich gegen die Zwangsräumung seiner Familie gewehrt hat, sagt in einem Interview: „Man hat was getan und es ist sichtbar geworden. Es hat immer einen Sinn, zu kämpfen (…) Und es geht einem auch viel besser dabei, wenn man was tut.“
Aber nicht nur die Bewegung kommt in dem Buch zu Wort. Am Schluss finden sich Texte über die soziale Mischung, Migration und die Ökonomisierung der Stadt. So kommt in der Forderung nach der sozialen Mischung „die bürgerliche Angst vor der Kollektivität der ‚Anderen‘ zum Ausdruck, die die herrschende Ordnung gefährden könnten“. Das 94-seitige Buch ist spannend zu lesen und wartet auf eine Fortsetzung.
Anne Seeck
Peter Nowak (Hg.), Zwangsräumungen verhindern, Edition Assamblage, Münster 2014, 7,80 Euro
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Mietermagazin 9/2014, S. 8
DER LITERATURTIPP
Widerstand mit Tradition
Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt! Dieser Spruch der Achtundsechziger ist heute noch genauso aktuell wie damals. Der Berliner Journalist Peter Nowak engagiert sich seit Jahren gegen soziale Missstände in der Stadt. Sein Buch „Zwangsräumungen verhindern“ verweist auf die Geschichte dieses „gewalttätigsten Akts der Verdrängung“: Bereits 1872 führte eine Zwangsräumung in der Blumenstraße in Friedrichshain zu tagelangen Unruhen, die sogar mit militärischen Mitteln bekämpft wurden. Für menschenwürdige Wohnverhältnisse engagierten sich in der Weimarer Republik neben den Linken auch „Wilde Cliquen“ von Jugendlichen. Heute hat sich der Protest zum vernetzten Widerstand entwickelt. Die vom Bündnis „Zwangsräumungen verhindern“ seit dem Sommer 2012 erreichten Erfolge werden in dem Buch ausführlich dokumentiert. Inzwischen ist die Kampagne auch in anderen Städten angekommen. Von Zwangsräumungen Bedrohte berichten über ihre Erfahrungen – als Beispiel für andere. Das von der „Gruppe andere Zustände ermöglichen“ in dem Buch postulierte Ziel einer „Stadt für alle“ scheint allerdings eine ferne Utopie.
rb
Peter Nowak: Zwangsräumungen verhindern – Ob Nuriye oder Kalle, wir bleiben alle. Münster, 2014. 96 Seiten, 7,80 Euro
https://berliner-mieterverein.de/magazin/mmo/mietermagazin-0914.pdf
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MieterEcho 367 / Mai 2014
Ob Nuriye oder Kalle, wir bleiben alle
Ein neues Buch stellt die Proteste gegen Zwangsräumungen dar
Jährlich werden in Deutschland Tausende Menschen zwangsweise aus ihren Wohnungen geräumt, weil sie die Miete nicht zahlen können oder aus anderen Gründen gekündigt wurden. Doch seit einiger Zeit lassen sich Mieter/innen nicht mehr still und leise rauswerfen. Die Kampagne „Zwangsräumungen verhindern“ kämpft in Berlin öffentlichkeitswirksam gegen die gewaltsame Vertreibung von Mieter/innen und findet bereits Nachahmer/innen in mehreren Städten. Ein kompakter Sammelband widmet sich nun diesem Protest. Das kürzlich bei Edition Assemblage erschiene Buch „Zwangsräumungen verhindern“ lässt Aktivist/innen und geräumte Mieter/innen zu Wort kommen, beleuchtet historische Vorläufer dieses Protests und wirft einen Blick auf Länder wie Spanien, wo die Bewegung gegen Wohnungs- und Häuserräumungen ein innenpolitischer Faktor geworden ist. (pm)
Informationen zum Buch: Zwangsräumungen verhindern. Ob Nuriye ob Kalle, wir bleiben alle. Herausgegeben von Peter Nowak. Münster 2014, Verlag Edition Assemblage. 96 Seiten, mehrere Abbildungen. ISBN 978-3-942885-52-2
www.edition-assemblage.de
http://www.bmgev.de/mieterecho/archiv/2014/me-single/article/ob-nuriye-oder-kalle-wir-bleiben-alle.html
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Buchvorstellung auf Labournet:
Mietrebellen und verhinderte Zwangsräumungen
Die Proteste gegen Mieterhöhungen und Zwangsräumungen nehmen zu, vor allem in Berlin, aber nicht nur hier
Als im September 2011 mehr als 6000 Menschen in Kreuzberg und Neukölln gegen steigende Mieten auf die Straße gingen, zeigte sich das neue Mobilisierungspotenzial der »Recht auf Stadt«-Bewegung. Im Sommer 2012 besetzte in Kreuzberg am Kottbusser Tor eine Nachbarschaftsvereinigung den Platz und baute eine Hütte auf, die seitdem als Anlaufpunkt für zahlreiche Menschen in Sachen Mietproteste fungiert. Eine davon war die Rentnerin Nuriye Cengiz, deren Mietvertrag gekündigt wurde, als sie die Mietsteigerung nicht bezahlen konnte und das zuständige Amt die Kosten nicht übernehmen wollte.
Ihr Fall wurde zum Symbol der sozialen Verdrängung und führte zu einer der ersten Kampagnen gegen Zwangsräumung. Im Februar 2013 war die Bewegung bereits so breit, dass ein Polizeiaufgebot von 800 Beamten nötig war, um die Zwangsräumung gegen die Familie Gülbol in der Kreuzberger Lausitzer Straße durchzusetzen. Peter Nowak zeichnet in seinem Buch nach, wie sich die Kampagne in den letzten Jahren entwickelt hat, aber auch, welche historischen Vorläufer es gab.
Proteste gegen Zwangsräumungen haben in Berlin eine lange Geschichte. Schon 1872 gab es bei den Blumenstraßenkrawallen nach einer Zwangsräumung in Friedrichshain tagelange Straßenschlachten. Auch in den 20ern gab es Mietstreiks und Proteste gegen Zwangsräumungen. Eine viel weitergehende gesellschaftspolitische Dimension hat die Bewegung im krisengeschüttelten Spanien. Dort haben sich die Plattformen der Hypothekenbetroffenen gegründet, die Proteste organisieren und auf ihrer Homepage Informationen im Fall einer drohenden Räumung bereitstellen. Mittlerweile finden in Spanien landesweite Großdemos zum Thema statt. Die konservative Regierung sah sich vergangenes Jahr sogar veranlasst, per E-Mail Beamte anzuweisen, den Begriff »Zwangsräumung« (desahucios) nicht mehr zu verwenden.
Derartige politische Sprengkraft hat die Kampagne in Deutschland bisher noch nicht. Deren trauriger Höhepunkt war der Tod der Berliner Rentnerin Rosemarie F. im April 2013. Nachdem mehrere Zwangsräumungen durch öffentlichen Druck abgewendet werden konnten, verlor sie ihre Wohnung und starb wenige Tage später in der Kältenothilfe. Mit der Trauerfeier beginnt der Dokumentarfilm »Mietrebellen« von Gertrud Schulte Westenberg und Matthias Coers, der Berliner Initiativen porträtiert und die Entwicklung der Mietproteste in den letzten Jahren dokumentiert. Dabei steht das Engagement von Menschen im Vordergrund, die sich bisher kaum in politischen Bewegungen engagierten und durch drohenden Wohnungsverlust politisiert wurden – zum Beispiel die Pankower Rentner, die im Sommer 2012 einen Seniorentreff besetzt und erfolgreich dessen Erhalt erkämpft haben.
Menschen »machen Politik von der Straße und verändern die Situation von der Basis her«, sagt ein spanischer Aktivist in einem Interview in Peter Nowaks Buch. Dies gilt auch für Berlin. Neben möglichen Erfolgen wie der Verhinderung einer Zwangsräumung führt das auch zu einer veränderten Sichtweise auf die sozialen Probleme der von Wohnungsverlust Betroffenen oder Bedrohten. Es geht darum, der »Pathologisierung der persönlichen Probleme« eine andere Erzählung entgegenzuhalten, betont die Stadtsoziologin Karin Baumert in einem der Texte. Nicht das eigene Versagen, sondern der kapitalistische Verwertungsdruck ist für den drohenden Wohnungsverlust verantwortlich. An Stelle der Konkurrenz um Wohnraum bieten die Protestinitiativen Solidarität und Hilfe an. Wie das Betroffene erleben und wie sie agieren, das zeigt »Mietrebellen« eindrücklich.
Ab Donnerstag wird der Film in zwei Berliner Kinos laufen, die Filmemacher haben aber bereits Anfragen von Vereinen und Bildungseinrichtungen außerhalb Berlins, die den Film aufführen wollen. Und Initiativen gegen Zwangsräumungen gibt es mittlerweile unter anderem auch in Köln und Hamburg.
Peter Nowak: »Zwangsräumungen verhindern«, Edition Assemblage, 96 S., 7,80 €. »Mietrebellen« läuft ab dem 24.4. in den Kinos Moviemento und Lichtblick. Am 26.4. im Lichtblick-Kino
http://www.neues-deutschland.de/artikel/930794.mietrebellen-und-verhinderte-zwangsraeumungen.html
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Bericht über die Vorstellung des Buches Zwangsräumung verhindern in Berlin
Neues Buch widmet sich Geschichte, aktueller Praxis und Perspektiveder Bewegung gegen Zwangsräumungen.Bericht über Vorstellung in Berlin
Die Bewegung gegen Zwangsräumungen hat es in den letzten Tagen wieder in viele Medien geschafft. Die Räumung von Kalle aus seiner Wohnung in Köln konnte beim zweiten Räumungstermin nicht mehr verhindert werden. Trotzdem war der Protest hunderter Menschen nicht umsonst Er hat einer Praxis die politische Normalität genommen, die bisher weitgehend unhinterfragter Alltag war.
Darin waren sich auch die drei Autor_innen und der Herausgeber des kürzlich in der Edition Assemblage herausgegebenen Buches Zwangsräumungen verhindern“ (http://www.edition-assemblage.de/buchvorstellung-zwangsraeumung-verhinde…) einig, das am 17.April in Berlin in den Räumen der Berliner Mietergemeinschaft (http://www.bmgev.de/) vorgestellt wurde.
Zu Beginn begründete der Journalist Peter Nowak https://peter-nowak-journalist.de/, der das Buch herausgegeben hat, warum ein Buch zu einer Aktionsform sinnvoll ist, die ja gerade an Popularität gewinnt. „Ich begleite seit Jahren auch journalistisch soziale Bewegungen. Mit Artikeln kann versucht werden, die Stimmen dieser Bewegungen stärker in der Öffentlichkeit hörbar zu machen. Ein Buch aber kann darüber hinaus versuchen, diese Bewegungen in einen geschichtlichen und aktuell-gesellschaftlichen Zusammenhang zu bringen, “ erklärte der Herausgeber.
Den historischen Zusammenhang stellte er mit konkreten Kämpfen in Berlin der letzten 120 Jahre und einem Engels-Zitat her:
„Was man heute unter Wohnungsnot versteht, ist die eigentümliche Verschärfung, die die schlechten Wohnungsverhältnisse der Arbeiter durch den plötzlichen Andrang der Bevölkerung nach den großen Städten erlitten haben; eine kolossale Steigerung der Mietpreise; eine noch verstärkte Zusammendrängung der Bewohner in den einzelnen Häusern, für einige die Unmöglichkeit, überhaupt ein Unterkommen zu finden. Und diese Wohnungsnot macht nur soviel von sich reden, weil sie sich nicht auf die Arbeiterklasse beschränkt, sondern auch das Kleinbürgertum mit betroffen hat. Um dieser Wohnungsnot ein Ende zu machen, gibt es nur ein Mittel: die Ausbeutung und Unterdrückung der arbeitenden Klasse durch die herrschende Klasse überhaupt zu beseitigen.“
Bei diesem Zitat von Engels Schrift zur Wohnungsfrage würde man sicher einige Begrifflichkeiten heute austauschen, im Kern aber haben die dort getätigten Aussagen nach noch seine Gültigkeit. Daher betonte Nowak auch die Wichtigkeit, die Kämpfe gegen die Zwangsräumungen mit Protesten von Erwerbslosen und gewerkschaftlichen Kämpfen gegen Niedriglöhne zu verbinden. Die Parole „Löhne und Einkommen rauf – Mieten runter“ können da eine Perspektive sein Schließlich sei es auch wichtig, die kapitalistische Verwertung als Ursache für hohe Mieten und Vertreibungen immer auch zu benennen.
Stadt als Marketing
Daran schloss ein Aktivist der Gruppe andere zustände ermöglichen (aze) an. Die Gruppe (http://aze.blogsport.de/) hatte unter dem Titel „Stadt“ einige Überlegungen veröffentlicht, die auch für eine Diskussion linksradikale Perspektive der Proteste eine wichtige Rolle spielen können. Daher wurden sie im Buch dokumentiert, weil sie eine Perspektive über die bloße Ablehnung von Aufwertung, Gentrifizierung etc. aufwerfen. Auf der Veranstaltung ging der Genosse von aze auf den Aspekt ein des Stadtmarketing ein. Städte stehen zunehmend in ständiger Konkurrenz zueinander und jedes Event, jede Baumaßnahme ist Teil des Städtemarketings. In diesem Ensemble agieren dann die Immobilienfirmen und Hausbesitzer_innen, deren Ziel möglichst hohe Rendite ist. Die Tourist_innen sind dann die Kund_innen des Stadtmarketings. Daher wächst in angesagten Stadtteilen der Bedarf an Ferienwohnungen und Unterkünften in den unterschiedlichen Preislagen. Vor allem für die Mieter_innen mit wenig Einkommen bedeutet es in der Regel Verdrängung, wenn der Stadtteil aufgewertet wird.
Sozialarbeit oder politischer Widerstand?
Die Rednerin der Initiative „Zwangsräumungen gemeinsam verhindern“ (http://zwangsraeumungverhindern.blogsport.de/) in Berlin wollte es nicht dabei belassen, sich selber auf die Schulter zu klopfen, wie viel mensch geschafft habe. Sie stelle sich vielmehr die Frage, wie viel Sozialarbeit in der Bewegung gegen die Zwangsräumungen steckt und ob die große Publizität nicht auch ein Mittel der Vereinnahmung ist. Man bescheinigt den Aktivist_innen, wichtige Probleme benannt zu haben, aber von der Politik gab es nicht die kleinsten Zugeständnisse. Selbst ein Räumungsmoratorium für Rentner_innen, das nach dem Tod der 67jährigen Rosemarie Fließ, die zwei Tage nach ihrer Zwangsräumung starb auch in den Medien gefordert wurde, hatte keine Realisierungschancen.
Europäische Widerstandsperspektive
Eine europäische Perspektive der Mieter_innenproteste skizierte Grischa Dallmer, der mit Matthias Coers gemeinsam den Eduard Baches i Lubierres interviewt hat, der lange Zeit Sprecher der Plattform der Hypothekenbetroffenen in der spanischen Stadt Lleida war. Diese Bewegung wurde zu einem starken innenpolitischen Faktor im spanischen Staat und gab auch Inspirationen für die neue Bewegungen gegen Zwangsräumungen in Berlin und anderen Städten. Eduard Baches i Lubierres berichtete im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wohnen in der Krise“ ebenfalls in den Räumen der Berliner Mietergemeinschaft über den Kampf in Spanien. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe (http://www.bmgev.de/politik/veranstaltungsreihe-13.html) wurde durch Vorträge und Filme von Mieter_innenaktivist_innen aus zahlreichen europäischen Staaten, den USA und der Türkei deutlich, wie notwendig eine Vernetzung der Bewegungen ist. Das wäre doch ein guter Beitrag des immer wieder zitierten Europa von unten. Die Aktivist_innen von Wohnen in der Krise haben dazu eine gute Vorarbeit geleistet, weil Filme über die Kämpfe und die Referate im Netz unter http://www.youtube.com/user/WohneninderKrise zu finden sind. Es ist ein Archiv des internationalen Mieter_innenwiderstands, das genutzt werden kann und sollte. Genau so wie das Buch von möglichst vielen Aktivist_innen, aber auch Mieter_innen, die sich nicht verdrängen lassen wollen, genutzt werden kann und sollte als Ideengeber, für einen historischen Rückblick, für die Entwicklung von Perspektiven.
Erfolge nicht verschweigen
Dass dies möglich ist, zeige die Diskussion mit dem Publikum am 17.April. Eine langjährige Erwerbslosenaktivistin aus Neukölln machte darauf aufmerksam, dass neue Pläne des Deutschen Städtetags erneute Verschlechterungen für Mieter_innen mit Hartz IV-Bezug bringen könnten. Mut machte ein Mitglied der Palisadenpanther (http://palisaden-panther.blogspot.de/) aus Berlin-Friedrichshain. Die Senior_innengruppe hatte es durch Öffentlichkeitsarbeit und Proteste geschafft, eine Mieterhöhung in ihrer Seniorenwohnanlage zu verhindern. Es ist tatsächlich wichtig, auch über die Erfolge zu retten, auch wenn die immer wieder mit politischem Druck verteidigt werden müssen. Gut war auch das Insistieren des Moderators von der Berliner Mietergemeinschaft, der nach linken Positionen in der Mietenpolitik fragt. Tatsächlich haben verschiedene Initiativen sehr konkrete Positionen formuliert und unter Anderem in einen mietenpolitischen Dossier http://mietendossier.blogsport.de/ niedergeschrieben. Ob es sinnvoll und möglich ist, einige wenige Kernforderungen beispielsweise für ein Moratorium für Zwangsräumungen für Rentner_innen, Erwerbslose etc. zu propagieren und dafür Druck zu machen, wäre eine wichtige Diskussion. Damit könnte unter Umständen eine Mieter_innenbewegung entstehen, die sich nicht nur in dem Widerstand gegen Zwangsräumungen zeigt. Andererseits besteht die Gefahr, dass eine solche Forderung in den politischen Staatsapparaten, Justiz, Politik, Verwaltung aufgerieben wird, wie es bei der Forderung nach einem Sanktionsmoratorium bei Hartz IV-Bezieher_innen geschehen ist. Obwohl es von bekannten Gewerkschafter_innen und Politiker_innen unterzeichnet wurde, kam es nie zu einer Realisierung.
Ein Buch für Mietrebellen
Die Buchvorstellung hat gezeigt, wie viel Diskussionsbedarf es auch beim aktuellen Widerstand gegen Zwangsräumungen gibt. Dabei wurde dort nur eine der im Buch behandelten Aspekte zur Diskussion gestellt. Die Kritik an der Forderung nach sozialer Mischung, wie sie im Buch von Sebastian Friedrich, Duygu Gürsel und Cagri Kahveci aufgeworfen wurde und nach dem Verhältnis von Migration, Arbeit und dem Recht auf Stadt. das Ceren Türkmen im Gespräch entwickelte, wäre eine Thematik für weitere Veranstaltungen. Eine nächste Buchvorstellung wird es im Anschluss an die Aufführung des Films Mietrebellen (http://mietrebellen.de/), der den vielen Aktivist_innen nicht nur eine Stimme sondern auch ein Gesicht gibt, am 26.4. um 18 Uhr im Berliner Lichtblickkino (http://www.lichtblick-kino.org/) geben. Weitere Diskussionsveranstaltungen mit dem Buch auch in anderen Städten sind in Planung. Mietrebellen und solche, die es noch werden wollen, sind gefragt.
https://linksunten.indymedia.org/de/node/111185
http://www.scharf-links.de/45.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=44082&cHash=edea3e4e70
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Pressemitteilung
Buchvorstellung Zwangsräumungen verhindern am 17. April in derBeratungsstelle der Berliner Mietergemeinschaft, Sonnenallee 101, Berlin-Neukölln
Seit Jahren werden in Deutschland tausende Menschen zwangsweise aus
ihren Wohnungen geräumt, weil sie die Miete nicht zahlen können oder aus
anderen Gründen gekündigt wurden. Doch seit einigen Monaten lassen sich
Mieter*innen nicht mehr still vertreiben. Die Berliner Kampagne
„Zwangsräumungen verhindern“ mobilisiert mittlerweile wöchentlich gegen
Räumungen. Auch in anderen Städten beginnen sich Mieter_innen gegen
drohende Vertreibungen zu organisieren. So könnte in Köln vor einigen
Wochen der erste Versuch der Räumung eines Mieters durch Proteste
verhindert werden. Ein neuer Räumungsversuch mit einem großen Polizeiaufgebot ist angekündigt. Die Bewegung gegen Zwangsräumungen hat
erreicht, dass diese tagtäglichen Räumungen, die oft als individuelles
Versagen der betroffenen Mieter_innen gesellschaftlich stigmatisiert
wurde, zum politischen Kampffeld wurden.
Damit wurde deutlich, dass Wohnungsräumungen kein Naturgesetz sondern
die Folge einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung sind, in dem auch
die Wohnung nur eine Ware ist, die sich verwerten muss. Die betroffenen
Mieter_innen erhalten so das Bewusstsein, dass sie sich auf keine
Politiker_innen verlassen kann und sei er auch als Staatssekretär Gothe
noch so freundlich, sondern auf die Kraft der Selbstorganisierung.
Das bei Edition Assemblage in der Reihe Systemfehler erschienene Buch
„Zwangsräumung verhindern “, wirft einen Blick auf die historischen
Vorläufer der Bewegung gegen Zwangsräumungen, die in Berlin mehr als 100
Jahre alt ist und in der Weimarer Republik zeitweise eine Massenbewegung
war. In dem Buch wird auch eine auf Länder wie Spanien geworfen, in
denen die Bewegung gegen Wohnungs- und Häuserräumungen ein
innenpolitischer Faktor sind. Bei der Buchpremier am 17.April soll gemeinsam mit Autor_innen und Mieteraktivist_innen über die Geschichte, Aktualität und Perspektive der Bewegung gegen die Zwangsräumungen diskutiert werden.
Der Herausgeber des Buches Peter Nowak
(https://peter-nowak-journalist.de/) arbeitet als freier Journalist u.a.
für die Jungle World, das Neue Deutschland und das Internetmagazin
Telepolis. Selbstorganisierte Bewegungen gegen die Zumutungen des
kapitalistischen Alltags gehören zu einen seiner Schwerpunkte. Er stellt
für Informationen und Interviews zum Buch zwischen 10 Uhr und 18 Uhr
unter 0179-2105606 zur Verfügung.
Peter Nowak (Hg.)
Zwangsräumungen verhindern
Ob Nuriye ob Kalle, wir bleiben alle
Reihe Systemfehler Bd. 5
Mit Fotos aus dem Berliner Mieter*innenwiderstand von Matthias Coers
96 Seiten, 7.80 Euro
ISBN 978-3-942885-52-2
edition assemblage, März 2014
Weitere Informationen zum Buch gibt es hier:
http://www.edition-assemblage.de/zwangsraumungen-verhindern/
Bei Edition Assemblage können Rezensionsexemplare bestellt werden.
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Widerstand gegen Zwangsräumungen – Vorbilder, Geschichte und Perspektive.
Peter Nowak (Hg.)
Zwangsräumungen verhindern
Ob Nuriye ob Kalle, wir bleiben alle
Reihe Systemfehler Bd. 5
farbig, TB, 110×180 mm
ca. 112 Seiten, ca. 9.80 Euro
ISBN 978-3-942885-52-2 | WG 973
Neuerscheinung März 2014
Wenn es Intereresse an Veranstaltungen gibt, bin ich gegen Fahrtkostenübername und wenn möglich ein kleines Honorar dazu bereit. Bitte melden über p.nowak(@)gmx.de
aktuelle Buchvorstellungen finden sich unter der Rubrik Termine auf dieser Homepage
Seit Jahren werden in Deutschland tausende Menschen zwangsweise aus ihren Wohnungen geräumt, weil sie die Miete nicht zahlen können oder aus anderen Gründen gekündigt wurden. Doch seit einigen Monaten lassen sich Mieter*innen nicht mehr still vertreiben. Die Berliner Kampagne „Zwangsräumungen verhindern“ mobilisiert mittlerweile wöchentlich gegen Räumungen. Das Buch geht auf ihre Vorläufer in der Weimarer Republik ein, und wirft einen Blick auf Spanien, wo die Bewegung gegen Wohnungs- und Häuserräumungen ein innenpolitischer Faktor ist.
Ein Interview mit der SozioIogin Ceren Türkmen widmet sich der Frage, warum sich viele Menschen mit migrantischen Hintergrund gegen Zwangsräumungen wehren. Ein Kapitel behandelt den Widerstand von Senior*innen und die öffentlichen Reaktionen darauf. In einem Interview mit Aktivist*innen geht es um die Perspektiven und Grenzen des Widerstands gegen die Zwangsräumungen.
http://www.edition-assemblage.de/zwangsraumungen-verhindern/
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Ob Nuriye oder Kalle – Wir bleiben alle:
Ein Buch stellt die Proteste gegen Zwangsräumungen dar.
Diskussion mit den Autor/innen am 17.4. um 19 Uhr in der Sonnenallee 101.
Jährlich werden in Deutschland tausende Menschen zwangsweise aus ihren Wohnungen geräumt weil sie die Miete nicht zahlen können oder aus anderen Gründen gekündigt wurden. Doch seit einiger Zeit lassen sich Mieter/innen nicht mehr still und leise rausschmeißen: Die Kampagne „Zwangsräumungen verhindern“ kämpft in Berlin öffentlichkeitswirksam gegen die gewaltsame Vertreibung von Mieter/innen und findet bereits Nachahmer/innen in mehreren Städten. Ein kompakter Sammelband widmet sich diesem Protest. Das kürzlich bei Edition Assemblage erschiene Buch „Zwangsräumungen verhindern“ lässt Aktivist/innen und geräumte Mieter/innen zu Wort kommen, beleuchtet historische Vorläufer dieser Proteste und wirft einen Blick auf Länder wie Spanien, wo die Bewegung gegen Wohnungs- und Häuserräumungen ein innenpolitischer Faktor geworden ist. Auf der Veranstaltung stellen mehrere Autor/innen ihre Thesen zu Perspektiven und Grenzen der Proteste vor und dem Publikum zur Diskussion.
Am Donnerstag, den 17. April um 19 Uhr in der Beratungsstelle der Berliner MieterGemeinschaft, Sonnenallee 101, Neukölln.
Infos zum Buch:
Zwangsräumungen verhindern. Ob Nuriye ob Kalle, wir bleiben alle. Herausgegeben von Peter Nowak. Münster 2014, Verlag Edition Assemblage. 96 Seiten, mehrere Abbildungen.
ISBN 978-3-942885-52-2 www.edition-assemblage.de
http://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/buchvorstellung.html
aus: MieterEcho online 13.04.2014
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Pressemitteilung war abgedruckt hier:
http://nk44.blogsport.de/2014/04/16/17-april-buchvorstellung-zu-zwangsraeumungen/
https://linksunten.indymedia.org/de/node/110831
http://www.scharf-links.de/109.0.html?&tx_ttnews[cat]=44&tx_ttnews[tt_news]=43948&tx_ttnews[backPid]=6&cHash=3ee10bec63
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