In Lüneburg rückt die Stadt dem Bauwagen-Wohnprojekt Unfug auf die Pelle

Bezahlbarer Wohnraum soll geräumt werden

Die Telefonaktion am 8. und 9. Juni ist eine weitere Aktion der Unterstützer*innen des Wohnprojekts. Der Lüneburger Oberbürgermeister Ulrich Mägde sollte an diesen Tagen natürlich auch angerufen werden. Doch er hat sofort einen Anrufbeantworter geschaltet, um nicht erklären zu müssen, warum er seit Monaten mit allen Mitteln des Baurechts gegen zehn Bewohner*innen kämpft, die auf einen von ihnen erworbenen Grundstück in Lüneburg frei und unabhängig leben und wohnen wollen.

Im Büro des Lüneburger Bürgermeisters Eduard Kolle (SPD) gingen am 8. Juni besonders viele Telefonanrufe ein. Auch bei verschiedenen Mitgliedern des Lüneburger Bauausschusses und der Verwaltung glühten die Leitungen. Der Grund ist ein Aufruf des Wohnprojekts Unfug, das ….

… akut räumungsgefährdet ist. Es besteht aus einem Wohnhaus und sechs Bauwagen, die als Wohnraum genutzt werden. Die Bewohner*innen verweisen darauf, dass damit bezahlbarer Wohnraum geschaffen wurde, der in Lüneburg wie in vielen anderen Städten knapp ist. Doch die städtischen Behörden wollen eine Räumung der Bauwagen durchsetzen. »Wir haben zwei Jahre lang versucht mit der Stadt zu reden. Die Antwort ist eine Anordnung mit Nutzungsuntersagung zum 1. Juli 2020 und Räumungsandrohung sollten wir dem nicht nachkommen. Zudem wurden uns hohe Zwangsgelder angedroht«, beschreibt Cecile Lecomte gegenüber »nd« die schwierige Situation für die Bewohner*innen des Projekts. Die langjährige politische Umweltaktivistin gehört zu der Gruppe der zehn Bewohner*innen, für die der Name des Wohnprojekts Programm ist.

»Unfug steht für unabhängig, frei und gemeinsam wohnen. Es deutet aber auch auf das Verständnis der politisch Aktiven, die oft ungewöhnliche Wege gehen, um ihren Protest zu zeigen. Wir machen gerne Unfug«, heißt es auf der Internetpräsenz des Projekts. Ende 2017 hatten sie das Grundstück und das Wohnhaus erworben und wollten mit dem Ausbau beginnen. Dabei wurde ihnen von der Lüneburger Stadtverwaltung von Anfang an Steine in den Weg gelegt. Der Lüneburger SPD-Oberbürgermeister Ulrich Mädge erklärte bei einem Treffen mit den Bewohner*innen offen, dass er das Wohnprojekt bekämpfen werde.

Dabei nutzte er das Baurecht. So wurden Baumaßnahmen auf dem Gelände untersagt. Der Antrag auf Errichtung eines Wagenplatzes als Wohnergänzung neben den Wohngebäude wurde ebenfalls abgelehnt. Mit der Räumungsaufforderung zum 1. Juli könnten zehn Bewohner*innen ihr Zuhause verlieren. Doch sie wehren sich und es gibt auch zunehmend Solidarität mit dem Wohnprojekt. Im Stadtrat werden die Bewohner*innen von der LINKEN und den Grünen unterstützt.

Am 30. Mai solidarisierten sich auf einer Kundgebung in der Lüneburger Innenstadt über 300 Menschen mit dem Unfug. Doch auch aus anderen Städten gab es Unterstützung am Unfug-Aktionstag. So konnte man in Berlin und Hamburg an Häuserwänden Transparente mit der Parole »Unfug bleibt« lesen. Die Telefonaktion am 8. und 9. Juni ist eine weitere Aktion der Unterstützer*innen des Wohnprojekts. Der Lüneburger Oberbürgermeister Ulrich Mägde sollte an diesen Tagen natürlich auch angerufen werden.

Doch er hat sofort einen Anrufbeantworter geschaltet, um nicht erklären zu müssen, warum er seit Monaten mit allen Mitteln des Baurechts gegen zehn Bewohner*innen kämpft, die auf einen von ihnen erworbenen Grundstück in Lüneburg frei und unabhängig leben und wohnen wollen. Peter Nowak