Klimacamp gegen neue E-Autofabrik in Wolfsburg sucht Verbündete

Protest in der Autostadt

In Kontakt sind die Klimabewegten auch mit dem langjährigen VW-Betriebsrat Stephan Krull. Der Gewerkschaftler, der zudem in der Linkspartei aktiv ist, setzt sich auch als Rentner weiter für die Konversion der Automobilindustrie ein. „Spurwechsel“ ist der Titel eines Buches, das Krull gemeinsam mit Mario Candeias von der Rosa-Luxemburg-Stiftung vor einigen Monaten im VSA-Verlag herausgegeben hat und das sich mit einer alternativen ökologischen Produktion in derAutomo- bilindustrie befasst. Das Buch liegt auf den Infotischen der KlimaaktivistInnen, wenn sie sich einmal wöchentlich in der Wolfsburger Innenstadt für die Verkehrswende und gegen den Bau des neuen VW-Werks einsetzen.

Platz für Menschen statt für Autos“ steht auf dem Transparent auf einem Acker knapp fünf Kilometer entfernt von der Wolfsburger Innen- stadt. In den Zelten, die dort aufgebaut sind, bereitet knapp ein Dutzend junger Menschen eine Filmvorführung vor. „Der laute Frühling“ soll gezeigt wer- den. Der Film von Johanna Schellhagen …

… ist ein Plädoyer für eine Kooperation von Umwelt- und ArbeiterInnenbewe- gung (Rabe Ralf August 2022, S. 23).

Tesla-Werk in Grünheide als Vorbild für VW

Dieses Ziel teilen auch die Klimaak- tivistInnen, die seit einigen Wochen auf dem Acker am Rande der niedersäch- sischen Stadt für die Verkehrswende werben. „Wir wollten in der Autostadt Wolfsburg, wo der VW-Konzern omni- präsent ist, deutlich machen, dass eine Gesellschaft ohne Autos möglich ist“, erklärt Valentin, der seinen Nachmanen nicht in der Zeitung lesen möchte. Der junge Mann ist seit Beginn Teil der Mahnwache. „Wir haben uns in letzter Zeit für einen Ausstieg aus dem Auto- verkehr eingesetzt und dann erfahren, dass der VW-Konzern eine neue Fabrik für E-Autos plant“, erklärt Valentin die Motivation für den Protest.

Schon im März gab der VW- Vorstand grünes Licht für die „Zwei- Milliarden-Fabrik mit Tesla-Standard“, wie die Zeitschrift Auto-Motor-Sport titelte. „Im Frühjahr 2023 soll Bau

beginn, 2026 Produktionsstart sein. Das Modell Trinity soll dann in zehn Stunden entstehen – genauso schnell und effizient wie bei Tesla in Grünhei- de“, heißt es dort. Tatsächlich orientiert sich VW mit dem Trinity-Projekt am Tesla-Werk bei Berlin. Doch noch wurde kein Bebauungsplan vorgelegt. Zurzeit gibt es verschiedene Formate von Bürgerbeteiligung, wobei die VW- Verantwortlichen betonen, dass bei dem neuen Werk alle ökologischen Standards eingehalten werden. Zudem sollen dort nur Elektroautos hergestellt werden.

Für die KlimaaktivistInnen handelt es sich dabei um grünlackierteAutos, die

vielleicht weniger CO2 ausstoßen, bei der Produktion aber keinesfalls umwelt- freundlicher sind. „Wir brauchen keine E-Limousinen, sondern einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Deshalb fordern wir die Umstellung der VW-Produktion von Autos auf Busse und Bahnen“, formuliert Valentin die Vorstellungen der AktivistInnen. Sie betonen, dass sie auch von Anfang an in Kontakt mit den VW-Beschäftigten getreten sind. Regelmäßig würden ei- nige ArbeiterInnen bei der Mahnwache vorbeischauen und sagen, dass sie sich gut vorstellen können, statt Autos Fahr- zeuge für den öffentlichen Nahverkehr

zu produzieren (Rabe Ralf Dezember 2020, S. 6).

In Kontakt sind die Klimabewegten auch mit dem langjährigen VW-Betriebsrat Stephan Krull. Der Gewerkschaftler, der zudem in der Linkspartei aktiv ist, setzt sich auch als Rentner weiter für die Konversion der Automobilindustrie ein. „Spurwechsel“ ist der Titel eines Buches, das Krull gemeinsam mit Mario Candeias von der Rosa-Luxemburg-Stiftung vor einigen Monaten im VSA-Verlag herausgegeben hat und das sich mit einer alternativen ökologischen Produktion in derAutomo- bilindustrie befasst. Das Buch liegt auf den Infotischen der KlimaaktivistInnen, wenn sie sich einmal wöchentlich in der Wolfsburger Innenstadt für die Verkehrswende und gegen den Bau des neuen VW-Werks einsetzen.

„Wir bleiben, bis Trinity verhindert ist“

Mittlerweile wachse das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Ver- kehrswende auch in der VW-Stadt, zeigt sich Valentin zufrieden über die Resonanz auf ihre Aktivitäten. „Wir bleiben, bis das Trinity-Projekt verhindert ist“, betont er. Die AktivistInnen suchen dafür Unterstützung aus anderen Städten.

Peter Nowak

Weitere Informationen: stoptrinity.blackblogs.org (Mach mit) Tel. 0178-4685608

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