
Gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung sowie verbotenes Kraftfahrzeugrennen lauteten die Anklagepunkte. Das Gericht beurteilte den Tathergang als „Spontantat im Straßenverkehr“. Am 3. November 2021 hatte P. mit seinen Auto gehalten und einem Taxifahrer die Weiterfahrt versperrt. Der 56-Jährige sagte als Zeuge vor Gericht, er habe zunächst gewartet, dann gehupt und schließlich den Autofahrer angesprochen. Daraufhin sei P. mit einen Begleiter ausgestiegen und habe den Taxifahrer mit der Faust ins Gesicht und mit einem Schlagstock gegen sein Bein geschlagen. Dann sei P. mit hoher Geschwindigkeit weggefahren. Laut Anklage soll Tilo P. …
… den Berliner Taxifahrer mit jordanischem Hintergrund auch rassistisch beleidigt haben. An den genauen Wortlaut konnte sich der Mann im Zeugenstand allerdings nicht mehr erinnern. Dass die Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde und P. nach dem Urteil aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, lag auch daran, dass er geständig war und sich entschuldigte. Sein Verteidiger erklärte vor Gericht, die Untersuchungshaft habe seinen Mandanten beeindruckt. Er habe jetzt verstanden, dass er sich wie jeder Andere an Gesetze halten müsse.
Hauptverdächtiger im Neukölln-Komplex
Allerdings hatte Tilo P. bereits im Dezember 2020 für kurze Zeit Bekanntschaft mit dem Berliner Untersuchungsgefängnis gemacht. Damals wurde er gemeinsam mit Sebastian T. festgenommen, erhielt aber kurz darauf Haftverschonung. Beide sind Hauptbeschuldigte einer Anschlagsserie im Berliner Stadtteil Neukölln, die mittlerweile Neukölln-Komplex genannt wird.
Seit 2013 wurden 70 rechte Angriffe verübt, darunter 23 Brandanschläge mit teilweise hohem Sachschaden. Betroffen waren Menschen und Einrichtungen, die sich in dem Stadtteil gegen Rechts engagieren, darunter der sozialistische Jugendverband „Die Falken“ und der Linken-Politiker Ferat Koçak.
Der ehemalige NPD-Funktionär Sebastian T. hat in den letzten Monaten die Neonazi-Partei Der Dritte Weg in Neukölln mit aufgebaut. Tilo P. saß für einige Zeit im Neuköllner Kreisvorstand der AfD. Mittlerweile hat er die Partei verlassen. Die Generalstaatsanwaltschaft hat gegen Sebastian T. und Tilo P. wegen zwei Brandanschlägen Anklage erhoben. Die Terminierung des Prozesses steht noch aus. Peter Nowak
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