„Bielefeld, du hast Rechte“. Das Plakatder Satireformation „Die Partei“ mit dieser Aufschrift im ostwestfälischen Bielefeld war am Samstag sehr begehrt. Schließlich marschierten am 81. Jahrestag der Reichspogromnacht Neonazis in der Stadt auf, um die verurteilte …..
….. Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck zu feiern, die am Freitag 91 Jahre wurde.
Als fanatische Holocaustleugnerin wurde Haverbeck zu einer mehrjähri- gen Haftstrafe verurteilt, die sie seit April 2018 in der JVA Brackwede am Rande von Bielefeld verbüßt. Seitdem ist die Stadt ein Wallfahrtsort der extremen Rechten. Zur Demonstration am Samstag hatte die Partei „Die Rechte“ aufgerufen, für die Haverbeck bei den letzten Europawahlen kandiert hatte. Wie im letzten Jahr waren auch in diesem Jahr etwa 230 Neonazis zusammengekommen.
Diesen standen allerdings rund 14.000 GegendemonstrantInnen ge- genüber. Sie machten sich in Sicht- und Hörweite der Rechten lautstark bemerk- bar. An vielen Häuserfassaden hingen Banner mit der Aufschrift: „Bielefeld gegen Faschismus, Rassismus und Extremismus“. Die Parole „Wir sind mehr“, die viele GegendemonstrantInnen trugen, zeigte sich sehr deutlich.
Gewerkschaften, Kirchen, Verbände und Parteien hatten unter dem Motto „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ zu insgesamt 14 Gegendemos aufgerufen. Auch Land- tagspräsident André Kuper nahm auf
Einladung der jüdischen Gemeinde in Bielefeld an einer Veranstaltung teil. „Der 9. November ist der Tag der Wie- dervereinigung und der Tag, an dem unser ganzes Land fassungslos und beschämt an die Verbrechen der Nazis erinnert“, sagte er laut Mitteilung. Man stehe fest an der Seite der jüdischen Bürger.
Am Nachmittag versuchten 50 Gegendemonstranten, eine Sperrung der Polizei zu durchbrechen. Rund 100 Demonstrationsteilnehmer wollten später den Weg der Neonazis blockieren. Zudem kam eine Person einem Platzver- weis nicht nach, wie eine Sprecherin berichtete. Der Mann habe sich gewehrt und einen Polizisten leicht verletzt. Eine weitere Person sei festgenommen worden, gegen sie habe bereits ein Haftbefehl bestanden. Die Polizei sprach in ihrer Abschlussbilanz jedoch von einem insgesamt friedlichen Verlauf.
Bereits am frühen Nachmittag hat-en sich am Bielefelder Hauptbahnhof junge Rechte in szenetypischer Kleidung versammelt: Die Modemarke „Thor Steinar“ war mehrfach zu sehen. Daneben gab es eine kleinere Gruppe von SeniorInnen, die am Auftaktort warteten und besorgt fragten, warum denn so wenige gekommen sind.
Als dann mit Verspätung mehrere Züge mit Nazis aus dem Ruhrgebiet in Bielefeld eintrafen, hellten sich die Mienen der rechten VeteranInnen auf. „Ursula wird sich freuen, wir sind wieder so viele wie im letzten Jahr“, sagte eine Frau. Allein: Die anderen waren viel, viel mehr. Peter Nowak (mit dpa)