„Fröhliche Ostern, sie sind gefeuert“ lautete das Motto einer
Kundgebung, mit der die Basisgewerkschaft Freie Arbeiter Union (FAU)
am Karsamstag zu einer Protestkundgebung vor der Rewe-Filiale in
Neukölln aufgerufen hat. Doch das eigentliche Ziel ihres Unmuts war das
Logistikunternehmen Ecocarrier, das auch für die Supermarktkette Waren
per Fahrrad an die Kund*innen ausliefert. Es wirbt damit, für Um-
weltschutz in den Städten zu sorgen. Die Beschäftigten kämen im Logistikunternehmen oft im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Räder“, wie es mehrere ehemalige Mitarbeiter*innen auf der Kundgebung ausdrückten. „Zu Beginn meiner Anstellung vor einem Jahr gab es weniger Probleme. Aber mit der Zeit haben sich …
… unsere Arbeitsbedingungen enorm verschlechtert“, klagte eineehemalige Mitarbeiterin. „Die Fahrräder wurden nicht gewartet. Wir
wurden manchmal angewiesen, Benzin- Sprinter auszuleihen, um die Ware zu
transportieren. Die Räder, die wir noch benutzt haben, waren teilweise
so kaputt, dass wir etlichen Gefahrensituationen ausgesetzt waren“,
sagte sie.Einer ihrer Kollegen schilderte eine solche Situation sehr plastisch.
„Einmal stand ich mitten auf einer großen Kreuzung und das Fahrrad
hat nicht mehr beschleunigt. Plötzlich ging eine Sirene los und ein
Krankenwagen kam auf mich zu. Ich konnte nicht wegfahren und geriet in
Panik.“ Es ging gerade noch gut, aber an den Schreckensmoment kann sich
der ehemalige Ecocarrier-Fahrer noch gut erinnern. Er gehört zu der
Gruppe der Beschäftigen, die zu Jahresbeginn eine böse Überraschung
erlebten: Statt Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen erhielten sie die Kündigung. Sie wandten sich an die FAU und klagten vor dem Arbeitsgericht. Die Gewerkschaft sieht einen Zusammenhang zwischen der Behandlung der Beschäftigten und der Unzufriedenheit vieler Kund*innen, die zu den Auftragsrückgängen führten, mit denen das Unternehmen nun die
Kündigungen begründet. „Das Versagen des Managements führte zu Problemen
mit den Kund*innen, und die Firmeninhaber wälzten ihre Fehler auf dem
Rücken der Beschäftigten ab“, heißt es in der Pressemitteilung der FAU.
Am Mittwoch werden nun vor dem Berliner Arbeitsgericht die Klagen von
zwei entlassenen Ecocarrier-Beschäftigten verhandelt. Die beiden
wollen ausstehende Löhne einklagen und fordern außerdem eine Abfindung.
Die FAU ruft für die Verhandlungen um 11.45 und 13 Uhr zur solidarischen
Prozessbegleitung auf. Der Treffpunkt ist jeweils 10 Minuten vor dem
Termin vorm Eingang des Arbeitsgerichts am Magdeburger Platz 1.
Peter Nowak