Eine erschütternde Ausstellung im Berliner Haus der Demokratie

Die Kinder von Auschwitz

»Geboren in Auschwitz«, bis 26. April, Mo. bis Fr. 10 – 17 Uhr, Haus der Demokratie, Greifswalder Straße 4, Berlin; am 13. April stellt dort Alwin Meyer sein Buch »Vergiss meinen Namen nicht – die Kinder von Auschwitz« vor (19 Uhr), am 14. April liest Eva Umlauf aus ihren Lebenserinnerungen »Die Nummer auf Deinem Unterarm ist so blau wie Deine Augen« (ebenfalls 19 Uhr)

Mehrmals in der Geschichte des Vernichtungslagers schoben SS-Männer eine endlose Reihe von Kinderwagen die Straße entlang, die zum Bahnhof von Auschwitz führte … Eine kurze Zeit vorher hatten die schon einmal die Straße passiert, in entgegengesetzte Richtung«, berichtete der Illustrator Franz Reisz nach der Befreiung aus dem NS-Vernichtungslager im deuetsch-okkupierrten Polen. Er erinnert daran, dass etwa 232 000 Säuglinge, Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren von den Nazis nach Auschwitz verschleppt worden sind. Nur wenige überlebten. Im Foyer des Haus der Demokratie in Berlin informiert derzeit die Ausstellung …

… »Geboren in Auschwitz« über unglaubliche Tragödien – immer noch »ein dunkler Fleck im Meer der Leiden, der Verbrechen, des Todes mit seinen tausend Geschichten«, wie eine weitere Überlebende hier zitiert wird. Grundlage der Exposition ist die unermüdliche Arbeit des Journalisten Alwin Meyer, der über die Geschichte der Kinder in Auschwitz mehrere Bücher veröffentlicht und einen Film gedreht hat. Er hat auf fast allen Kontinenten mit Menschen gesprochen, die als Babys, Kinder oder Jugendliche die Hölle von Auschwitz durchlebten. Ihren Biograf sind auf den 31 Tafeln der Ausstellung dokumentiert. Ihre Eltern sind ermordet worden oder spurlos »verschwunden«. Einige der Waisen fanden nach der Befreiung 1945 im jüdischen Kinderdorf Ben Shemen in Israel einen Zufluchtsort, wo sie nach den Jahren im Vernichtungslager erst wieder lernen mussten, anderen Menschen zu vertrauen. 
Manche machten sich später auf die Suche nach ihren Eltern und erhielten teilweise Unterstützung durch Medien. »Wo sind die Eltern von Teresa Pajk?« war beispielsweise 1947 ein Bericht in einer polnischen Zeitung überschrieben. Die junge Frau fand dank dieser Reportage nach 30 Jahren ihre Mutter wieder. 

Die Ausstellung macht deutlich, dass die Deportation nach Auschwitz das Leben dieser Kinder und Jugendlichen für immer prägte. »Der Schrecken von Auschwitz wird mich den Rest meines Lebens begleiten«, begründet die Sozialarbeiterin  und Auschwitzüberlebende Angela Orosz ihre unermüdliche Aufklärungsarbeit. Hochbetagt berichtet sie in ihrer Wahlheimat Kanada vom Leben im Lager der deutschen Antisemiten. Auch die in München lebende Kinderärztin Eva Umlauf hat sich der Aufklärung über die Verbrechen verschrieben, reist seit einigen Jahren durch die Bundesrepublik, um der heutigen jungen Generation ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu vermitteln. Lange Zeit konnte sie nicht darüber reden. »Mit der Schwangerschaft meines jüngsten Sohnes zeigte sich, in welchem Maße ich vom Holocaust geprägt bin«, sagt sie. Sie entschloss sich damals, Zeugnis abzulegen. Eine wichtige und gelungene Ausstellung. Peter Nowak

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