In Wolfsburg protestieren Aktivist*innen gegen die Pläne des Autokonzerns VW, eine neue Autofabrik zu eröffnen. Auch VW-Beschäftigte kommen immer wieder zur Mahnwache der Klimaaktivist*innen.

Für eine Gesellschaft ohne Autos

Mittlerweile wachse das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Verkehrswende auch in der VW-Stadt, zeigt sich Valentin zufrieden über die Resonanz ihrer Aktivitäten. Am 13. November planen die Klimaaktivist*innen eine angemeldete Fahrraddemonstration von Braunschweig nach Wolfsburg über die Autobahn, was durch gerichtliche Entscheidungen möglich ist.

 »Platz für Menschen statt für Autos« steht auf dem Transparent auf einem landwirtschaftlich genutzten Acker, knapp fünf Kilometer entfernt von der Wolfsburger Innenstadt. In dort errichteten Zelten bereiten knapp ein Dutzend junger Menschen eine Filmvorführung vor. »Der laute Frühling« soll gezeigt werden. Der Film von Johanna Schellhagen ist ein Plädoyer für eine Kooperation von Umwelt- und Arbeiter*innenbewegung. Dieses Ziel teilen auch die Klimaaktivist*innen, die seit einigen Wochen auf dem Acker am Rande von Wolfsburg für die Verkehrswende werben. »Wir wollten mitten in der Autostadt Wolfsburg, wo der VW-Konzern omnipräsent ist, deutlich machen, dass eine Gesellschaft ohne Autos möglich ist«, sagt Valentin, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, gegenüber »nd«. Der junge Mann ist von Anfang an Teil der Mahnwache. »Wir haben uns in der letzten Zeit für einen Ausstieg aus dem …

… Autoverkehr eingesetzt und dann erfahren, dass der VW-Konzern eine neue Fabrik für E-Autos plant«, erklärt Valentin die Motivation für den Protest.   Schon im März 2022 hat der VW-Vorstand grünes Licht für die »2-Milliarden-Fabrik mit Tesla-Standard« gegeben, wie die Zeitschrift »Auto, Motor und Sport« titelte. »Im Frühjahr 2023 soll Baubeginn, 2026 Produktionsstart sein. Das Modell Trinity soll dann in zehn Stunden entstehen – genauso schnell und effizient wie bei Tesla in Grünheide, heißt es dort. Doch noch gibt es keinen Bebauungsplan. Zurzeit gibt es verschiedene Formate von Bürger*innenbeteiligung, bei denen die VW-Verantwortlichen betonen, dass bei dem neuen Werk alle ökologischen Standards eingehalten werden. Zudem sollen dort Elektroautos hergestellt werden. Für die Klimaaktivist*innen handelt es sich dabei um grünlackierte Autos, die vielleicht weniger CO2 ausstoßen, bei der Produktion aber keinesfalls umweltfreundlicher sind. »Wir brauchen keine E-Limousinen, sondern einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Deshalb fordern wir die Umstellung der VW-Produktion von Autos auf Busse und Bahnen«, formuliert Valentin die Vorstellungen der Klimaaktivist*innen. Sie betonen, dass sie dabei von Anfang an auch in Kontakt mit den VW-Beschäftigten getreten sind. Regelmäßig würden immer wieder einige Arbeiter*innen bei der Mahnwache vorbeischauen. Dabei betonen diese, dass sie sich gut vorstellen können, statt Autos Fahrzeuge für den öffentlichen Nahverkehr zu produzieren. Im Kontakt sind die Klimaaktivist*innen auch mit dem langjährigen VW-Betriebsrat Stephan Krull. Der Gewerkschaftler, der auch in der Linken aktiv ist, setzt sich auch als Rentner weiter für Konversion in der Automobilindustrie ein. »Spurwechsel« lautet der Titel eines Buches, das Krull gemeinsam mit Mario Candeias von der Rosa-Luxemburg-Stiftung vor einigen Monaten im VSA-Verlag veröffentlicht hat und das sich mit einer alternativen ökologischen Produktion in der Automobilindustrie befasst. Das Buch liegt auf den Informationstischen der Klimaaktivist*innen, wenn sie sich einmal wöchentlich in der Wolfsburger Innenstadt für die Verkehrswende und gegen den Bau des neuen VW-Werks einsetzen. Mittlerweile wachse das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Verkehrswende auch in der VW-Stadt, zeigt sich Valentin zufrieden über die Resonanz ihrer Aktivitäten. Am 13. November planen die Klimaaktivist*innen eine angemeldete Fahrraddemonstration von Braunschweig nach Wolfsburg über die Autobahn, was durch gerichtliche Entscheidungen möglich ist.  Peter Nowak

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