Am 15. Oktober soll der Wagenplatz des Hausprojekts Köpi geräumt werden. Dagegen demonstrierten am Samstag über 1.000 Menschen.

Die Köpi ist eine Bremse

„Die Köpi war und ist eine reale Gentrifizierungsbremse“, sagte eine Rednerin und verwies auf die nie fertiggestellten Rohbauten direkt vor dem Areal. Dort sind seit den 1990er Jahren Projekte geplant und warten seither vergeblich darauf, dass die Köpi geräumt wird.

Die Köpi macht wieder Schlagzeilen. Am Samstagabend versammelten sich unter dem Motto „Defend Köpi-Platz“ nach taz-Schätzungen etwa 1.500 Menschen vor dem Gelände des 1990 besetzten und 1991 legalisierten Hausprojekts in der Köpenicker Straße 137. Antikapitalistische Parolen wurden skandiert, Böller wurden gezündet. Denn am 15. Oktober soll der Wagenplatz auf dem Köpi-Gelände geräumt werden. Anders als das weitläufige Gebäude ist der Platz nicht…

… unter den langfristigen Vertrag gefallen, den die Be­woh­ne­r*in­nen des Hauses geschlossen haben. Der Platz wurde an die Startezia GmbH mit Sitz in Moers versteigert. In erster Instanz verloren die WagenplatzbewohnerInnen die Räumungsklage, gingen aber in Berufung. Trotzdem wurde vom Gericht der Räumungstermin festgesetzt. Die Eigentümerin des Platzes muss dazu eine Sicherheitskaution in Höhe von 200.000 Euro hinterlegen, damit das Räumungsurteil vollstreckt werden kann, obwohl die juristische Auseinandersetzung noch nicht abgeschlossen ist.

Dass die Eigentümerin diesen Weg geht, wird von vielen Köpi-Unterstützer*innen als Kriegserklärung an das gesamte Hausprojekt aufgefasst. „Wenn auch die Häuser durch den Vertrag geschützt sind, würde die Räumung eine permanente Polizeipräsenz rund um unser Areal bedeuten“, sagte eine Köpi-Bewohnerin am Samstag. Mit der Demonstration wurde deutlich, dass das Hausprojekt weiterhin Unterstützung hat.

Die Demo endete im Friedrichshainer Nordkiez in der Nähe des von Räumung bedrohten Hausprojekts Rigaer Straße 94. Dort hatte die Polizei Flutlicht aufgebaut. Doch die De­mo­teil­neh­me­r*in­nen hatten sich schnell auf die Kneipen der zahlreichen Hausprojekte in der Gegend verteilt. Zu Auseinandersetzungen war es nicht gekommen. Selbst als die Polizei in der Kreuzberger Adalbertstraße die Demo für fünf Minuten stoppte, weil angeblich beleidigende Parolen aus der Menge skandiert wurden, blieb es friedlich. Als die Route dann freigegeben wurde, gab es sogar Applaus.

Widerstand ist sicher

Doch die Köpi-Unter­stützer­*innen machten auch klar, dass sie sich einer Räumung widersetzen werden. Für den 15. Oktober wird zu massenhafter Präsenz auf den Areal aufgerufen. In verschiedenen Reden wurde der Kampf um den Erhalt des Köpi-Wagenplatzes im Kontext des Widerstands gegen Gentrifizierung in Berlin thematisiert.

Es wurde daran erinnert, dass zunehmend Wa­gen­be­woh­ne­r*in­nen aus Berlin vertrieben werden, wie es aktuell an der Rummelsburger Bucht zu sehen ist, wo die Wagenburg Molli teuren Immobilienprojekten weichen muss und keinen Ausweichplatz hat. „Die Köpi war und ist eine reale Gentrifizierungsbremse“, sagte eine Rednerin und verwies auf die nie fertiggestellten Rohbauten direkt vor dem Areal. Dort sind seit den 1990er Jahren Projekte geplant und warten seither vergeblich darauf, dass die Köpi geräumt wird.

Die Köpi-Unterstützer*innen haben in den letzten Monaten auch mit künstlerischen Interventionen versucht, die Räumung des Wagenplatzes zu verhindern. Unter dem Motto „Hands of(f) our Homes“ entwickelte die Künstlerin Frauke Decoodt eine Postkartenserie. Damit sollte Berlins Innensenator Andreas Geisel aufgefordert werden, die Räumung des Köpi-Platzes zu stoppen.

Die Postkarten waren auch Teil einer Kunstausstellung in der Neuen Schule für Fotografie. „Der Slogan ‚Hände weg von unseren Häusern‘ ist ein zentraler Satz bei vielen unserer Aktionen gewesen. Er wurde auch sehr groß auf die Seitenwand der Köpi gemalt“, erklärt die Künstlerin gegenüber der taz. Peter Nowak