Stiftung prangert enorme Teuerungen bei Lebensmittelpreisen an

Hohe Preise, hohe Profite

Brot ist seit 2020 35 Prozent teurer geworden, Speiseöl im Durchschnitt sogar 81 Prozent – die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat deshalb eine Kampagne gegen die Macht der Supermarkt-Konzerne gestartet. Denn die hohen Kosten für die vielen, sind die Profite für einige wenige.

Auf einer Hebebühne sind Symbole für Kartoffeln, Brot, Speiseöl und Butter angebracht. Wenn man an den roten Bändern zieht, fallen sie herunter. Die Installation war am Samstagnachmittag auf dem Kindl-Gelände in Berlin-Neukölln zu sehen. Eine Frau kam mit zwei großen Einkaufstüten aus dem nahen Rewe-Markt und sagte lachend: »Es wäre schön, wenn ich beim Einkaufen die Preise purzeln lassen könnte. Doch in der Realität steigen sie. Für eine Salatgurke habe ich 1,29 Euro gezahlt.« Die Erfahrung der Kundin beruht auf nachprüfbaren Fakten, betont Nadja Dorschner von der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS). Sie hat die Bildungsaktion …

… »Hol die Preise runter« in Neukölln ins Leben gerufen. »Die Preise für Lebensmittel sind seit 2020 massiv gestiegen. Was anfangs als vorübergehende Preisanpassung erschien, wurde zum dauerhaften Trend und entwickelt sich zu einer sozialen Krise«, kritisiert Dorschner.

Arme besonders hart getroffen

Das Statistische Bundesamt verzeichnet zum Beispiel bei Butter eine Teuerung von 38 Prozent, Brot ist um 35 Prozent teurer geworden. Bei Speiseöl sind es im Durchschnitt sogar 81 Prozent, sagt Dorschner von der RLS. Weil die Löhne mit der Preissteigerung nicht Schritt halten, kommt es zu Reallohnverlusten. Viele können sich nur weniger Essen leisten. Besonders hart trifft es Menschen, die Bürgergeld beziehen. Die Inflation wird dort bei Weitem nicht ausgeglichen, worauf auch Armutsforscher*innen immer wieder hinweisen.

Neben den Verbraucher*innen sind auch die Bäuer*innen Leidtragende dieser Entwicklung. »Wir werden zwischen den Lebensmittelkonzernen und den Supermärkten zerrieben«, beschreibt etwa Antje Hollander ihre Situation. Sie engagiert sich in der Jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft und unterstützt die Aktion der linken Stiftung. Im Gespräch mit »nd« verweist sie auf eine EU-Verordnung, die die Rechte der Milchbäuer*innen stärken soll. Demnach soll schon vor der Lieferung vereinbart werden, wie viel Milch zu welchem Preis über welchen Zeitraum abgenommen wird. Aber in Deutschland wurde die Verordnung bisher nicht umgesetzt.

Profiteure benennen

Die Aktion klärt nicht nur über die Hintergründe der Teuerung auf, sondern benennt auch die Profiteure. Von denen gibt es etliche. So stieg der Gewinn von Aldi im Jahr 2023 um 8,22 Prozent, von Edeka um 6,7 und von Rewe um 6,7 Prozent. »Mit der Bildungsaktion wollen wir auf die drastisch gestiegenen Lebensmittelpreise und die zunehmende Macht der Supermarkt-Konzerne aufmerksam machen«, erklärt RLS-Geschäftsführerin Daniela Trochowski gegenüber »nd«.

Wie aber sollen die hohen Preise tatsächlich gesenkt werden? »Wir fordern eine Preisbeobachtungsstelle, um in der Öffentlichkeit größere Transparenz über die Preisentwicklung herzustellen«, sagt Dorschner. Doch dazu bräuchte es eine soziale Bewegung. Angesichts hoher Inflation gingen im Spätsommer 2023 in verschiedenen Städten Menschen gegen die Teuerung auf die Straße. Bündnisse wie »Brot und Frieden« oder »Der Preis ist heiß« sind damals entstanden, konnten aber keine größere Breitenwirkung erzielen.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung trägt mit ihrer Kampagne dazu bei, dass diese Diskussionen auf konkrete Fakten gestützt sind. Die Aktion soll in den nächsten Wochen auch in der Nähe von anderen Lebensmittelmärkten wiederholt werden. Zudem sollen Videoclips ins Netz gestellt werd