Amberg: Tafel für von Rechten ermordeten Antifaschisten

Spätes Gedenken

Der in der Broschüre dokumentierte erfolgreiche Kampf für das Gedenken an ein Opfer rechter Gewalt kann auch Antifaschist*innen in anderen Städten Mut machen. Derzeit bemühen sich zivilgesellschaftliche Gruppen im osthessischen Fulda um einen Gedenkort für die 2001 von einem Neonazi ermordete Dorit Botts

Mehr als ein Vierteljahrhundert nachdem Klaus-Peter Beer von Neonazis ermordet wurde erinnert jetzt in Amberg eine Gedenktafel an den Antifaschisten. Am 7. September 1995 war der 49-Jährige in der oberpfälzischen Stadt  …

… erschlagen und sein Leichnam in den Fluss Vils geworfen worden. Als „Vilsmord» machte der Fall damals bundesweit Schlagzeilen. Es ist der langjährigen Arbeit von Antifaschist*innen und Gewerkschafter*innen aus der Region zu verdanken, dass es nach mehr als 25 Jahren ein offizielles Gedenken an Beer geben soll. Das »Bündnis gegen das Vergessen« hat zu dem Fall soeben eine Broschüre herausgebracht.

Beers Mörder waren zwei Neonazis, denen er bei einem Besuch in seiner Heimatstadt zufällig in einer Kneipe begegnete. Sie ermordeten ihn, weil er schwul war. Hinterher prahlten sie mit der Tat in ihrem Freundeskreis. Erst dadurch wurden die Täter bekannt.

In Amberg war das Verbrechen jedoch schnell vergessen, und über die politischen Hintergründe wurde geschwiegen. 2003 störten erstmals junge Antifaschist*innen diese »Ruhe«, als sie auf einer Demonstration unter dem Motto »Nicht wegsehen – nicht vergessen« von der Stadt ein würdiges Gedenken für Beer forderten. Damit stießen sie größtenteils auf Unverständnis und wurden als Nestbeschmutzer diffamiert. Doch sie gingen auch in den Folgejahren immer wieder auf die Straße.

2010 wurden die Proteste auch von der Verdi-Jugend unterstützt. In der Broschüre wird geschildert, mit welch absurden Auflagen Demo-Anmelder*innen schikaniert wurden. So war in einem Auflagenbescheid festgelegt, dass die Teilnehmenden nur in Dreierreihen gehen dürften. Die absurde Auflage wurde von den Behörden fallen gelassen, nachdem die Anmelder*innen einen Anwalt eingeschaltet hatten. Auf politischer Ebene gingen die Attacken gegen das Gedenkbündnis weiter. So forderte der damalige Amberger Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer (CSU) die Gewerkschaft Verdi schriftlich auf, sich von der Demo zu distanzieren. In Amberg gebe es keine rechte Szene, behauptete Dandorfer. Zugleich warnte er, Neonazis könnten sich durch die Aktivitäten der Antifaschist*innen erst zu Gewalt provoziert fühlen. Tatsächlich bedrohten militante Rechte 2010 die Teilnehmer*innen einer Mahnwache zum 15. Todestag von Beer. Doch dies führte zu größerer Solidarisierung mit den Antifaschist*innen. „Gewerkschafter*innen, Betriebsräte und andere betriebliche Interessenvertreter*innen aus der ganzen Oberpfalz stellten sich als Ordner*innen zur Verfügung, um die Demonstration vor Angriffen von Rechts zu schützen«, heißt es in der Broschüre.

Gleichwohl gibt es erst seit dem 25. Jahrestag des Mordes 2020 eine Gedenktafel für Klaus-Peter Beer. Daran hatte auch der Dokumentarfilm »Tödliche Begegnung« seinen Anteil, den die Regisseurin Gabriele Jenk über die rechte Gewalttat produzierte und der mehrmals im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Der in der Broschüre dokumentierte erfolgreiche Kampf für das Gedenken an ein Opfer rechter Gewalt kann auch Antifaschist*innen in anderen Städten Mut machen. Derzeit bemühen sich zivilgesellschaftliche Gruppen im osthessischen Fulda um einen Gedenkort für die 2001 von einem Neonazi ermordete Dorit Botts. Peter Nowak