Tarifrunde im öffentlichen Nahverkehr: Bündnisse zwischen Gewerkschaft Verdi und Fridays for Future geplant

Ökobewegung unterstützt Busfahrer

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Tarifkampf von gesellschaftlichen Gruppen außerhalb des Betriebs unterstützt wird. So haben sich bereits 2008 kritische Kund*innen mit den Forderungen der Beschäftigten im Einzelhandel solidarisiert, und sie auch mit Kundgebungen bei den Warnstreiks unterstützt.

Gewerkschaften und Umweltbewegung werden oft als politische Gegnerinnen wahrgenommen. Dabei wird auf Demonstrationen von Beschäftigten der fossilen Industrie verwiesen, die nicht selten gemeinsam mit ihren Bossen gegen Forderungen der Umweltbewegung nach einem Ende der Kohleindustrie mobilisieren. Es gibt aber auch viele Gewerkschaftsmitglieder, die eine Notwendigkeit des ökologischen Umbaus sehen, der die soziale Komponente nicht vergisst. Dazu gehören die Beschäftigten im ….

….. Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Der muss unbedingt ausgebaut und gestärkt werden, wenn der individuelle Autoverkehr verringert werden soll – was notwendig ist, damit die Klimaziele erreicht werden können. Zu einer Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs gehöre allerdings auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der dort Beschäftigten. Darauf weist die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle hin.
»Die Verkehrswende wird es nur mit mehr Beschäftigten im ÖPNV geben, und die kann man nur gewinnen, wenn sich die Arbeitsbedingungen verbessern«, betont Behle. Verdi bereitet sich auf die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst vor. Dort spielt die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der ÖPNV-Beschäftigten eine zentrale Rolle. Hier soll es eine Kooperation zwischen der Jugendumweltbewegung Fridays for Future und Verdi geben. Die Gewerkschaften wünschen sich diese Kooperation ausdrücklich und wollen den Kampf um mehr Lohn für Bus- und Bahnfahrer*innen mit der Umweltfrage verbinden. Die Chance, dass die Beschäftigten Erfolge im Tarifkampf erreichen, ist groß. Denn den Verkehrsbetrieben gehen die Mitarbeiter*innen aus.

Nach Verdi-Angaben ist ein Großteil der etwa 130 000 Beschäftigten des ÖPNV, von denen etwa die Hälfte Bus- und Bahnfahrer*innen sind, bereits nahe am Rentenalter. Nachwuchskräfte fehlen. Das liegt nach Ansicht von Behle an den schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche. Löhne und Bedingungen der ÖPNV-Beschäftigten werden in 17 verschiedenen Tarifbezirken ausgehandelt. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind groß. So schwankt die Zahl der Urlaubstage zwischen 26 und 30. Das Einstiegsgehalt liegt in Brandenburg bei 2093,68 Euro, in Hessen bei 2191,75 Euro und in Baden-Württemberg bei 2913,02 Euro. Auch die Arbeitszeiten der Beschäftigten sind unterschiedlich. So gilt in Thüringen die 38-Stunden-Woche, in anderen Regionen müssen die Beschäftigten 39 Stunden arbeiten.Die Arbeitsbedingungen der ÖPNV-Beschäftigten zu verbessern, sei Teil des Klimaschutzes, betonen auch Aktivist*innen von Fridays for Future. »Wer die Abkehr vom Individualverkehr will, muss Alternativen aufbauen«, sagt etwa Rhonda Koch von der Arbeitsgruppe Gewerkschaftsdialog bei Fridays for Future.
Auf regionaler Ebene werden solche Bündnisse zwischen Fridays for Future und Verdi im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen bei Bussen und Bahnen schon aufgebaut. Das könnte zu einer Politisierung der nächsten Tarifrunde im öffentlichen Dienst führen. Dann würden Klimaaktivist*innen mit eigenen Aktionen die Forderungen der Beschäftigten unterstützen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Tarifkampf von gesellschaftlichen Gruppen außerhalb des Betriebs unterstützt wird. So haben sich bereits 2008 kritische Kund*innen mit den Forderungen der Beschäftigten im Einzelhandel solidarisiert, und sie auch mit Kundgebungen bei den Warnstreiks unterstützt. Auch Tarif- und Arbeitskämpfe im Gesundheitswesen wurden in den letzten Jahren von Patient*innen unterstützt, die ebenfalls ein Interesse daran haben, dass die Beschäftigten gut bezahlt werden.