Auch Publikationen am rechten Rand erleben die Zeitungskrise. Die Neonazi-Szene greift bevorzugt auf andere Medien zurück

»National-Zeitung« eingestellt

Unterstützer*innen hatte das Blatt bis in die Kreise der Union hinein. So lieferte der frühere bayerische Kultusminister Theodor Maunz (CSU) neben juristischer Expertise auch unter Pseudonym Beiträge für die rechte Postille. Enge Kontakte bestanden auch zum langjährigen CSU-Fraktionsvorsitzenden Alfred Seidl. Gleichzeitig scheute die »DNZ« in den 70er Jahren auch Kontakte zum militanten NS-Spektrum nicht. Der Verleger Gerhard Frey bezahlte etwa für den Führer der Wehrsportgruppe Hoffmann eine Geldstrafe.

In Zeiten des Zeitungssterbens ist die Meldung, dass eine vor 70 Jahren gegründete Wochenzeitung eingestellt wird, nichts Besonderes. Doch das Ende der 1950 gegründeten »Deutschen Soldatenzeitung«, die später als »Deutsche National-Zeitung« (DNZ) firmierte, wird viele freuen. Schließlich gab es jahrzehntelang Kampagnen von Antifaschist*innen, die verhindern wollten, dass die Rechtspostille an Kiosken vertrieben wird. Ihre Blütezeit hatte die Zeitung in den….

….. 70er und 80er Jahren. Gelesen wurde sie von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen, aber auch von Menschen, die die früheren deutschen Ostgebiete nach dem Krieg verlassen mussten und von einer Revanche träumten. Das war auch das Zielpublikum der von hochrangigen ehemaligen NS-Funktionären in einem bayerischen Internierungslager gegründeten Wochenzeitung. Altnazis sollten für eine antibolschewistische Front, für eine Wiederbewaffnung und den NATO-Beitritt gewonnen werden.
Unterstützer*innen hatte das Blatt bis in die Kreise der Union hinein. So lieferte der frühere bayerische Kultusminister Theodor Maunz (CSU) neben juristischer Expertise auch unter Pseudonym Beiträge für die rechte Postille. Enge Kontakte bestanden auch zum langjährigen CSU-Fraktionsvorsitzenden Alfred Seidl. Gleichzeitig scheute die »DNZ« in den 70er Jahren auch Kontakte zum militanten NS-Spektrum nicht. Der Verleger Gerhard Frey bezahlte etwa für den Führer der Wehrsportgruppe Hoffmann eine Geldstrafe.

Die Politikwissenschaftler Peter Dudek und Hans-Gerd Jaschke attestieren der Zeitung 1981, sie habe mit »ihren aggressiv formulierten antikommunistischen und antigewerkschaftlichen Beiträgen«, geschrieben von Generälen, Offizieren und ehemaligen Propagandakompanie-Berichterstattern, »die Schlachten des Weltkrieges verherrlicht, Leitbilder der deutschen Frontsoldaten restauriert«. Neben der Glorifizierung der deutschen Wehrmacht bedienten sich die »DNZ«-Autor*innen schon früh eines Antisemitismus, der den Staat Israel mit Hitlerdeutschland auf eine Stufe stellte. Zudem bediente die »DNZ« bereits in den 80er Jahren mit Schlagzeilen gegen eine angebliche Überfremdung Deutschlands rassistische Stimmungsmache.Der Herausgeber der Zeitung, Gerhard Frey, war auch Vorsitzender der rechten Deutschen Volksunion (DVU), die in den 90er Jahre durch Wahlerfolge in einigen Bundesländern aufgefallen war. So zog sie 1998 mit 12,9 Prozent in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein. Doch die Fraktion zerfiel nach internen Querelen schnell. Auch in Brandenburg und Bremen war die DVU über mehrere Legislaturperioden vertreten. 2010 fusionierte die DVU mit der NPD, was diese nicht vor dem politischen Absturz bewahrte. In den 90er Jahren lieferte sich die »DNZ« publizistische Scharmützel mit der rechten Konkurrenz von den Republikanern, bis deren langjähriger Vorsitzender Franz Schönhuber als Mitarbeiter gewonnen werden konnte. Nach dem Ende der DVU und dem Tod Freys versuchte sich die »DNZ« als eigenständige Rechtspostille zu behaupten.
Doch die durch das Verschwinden der Wehrmachtsgeneration verursachte Krise führte nun zum Ende der »DNZ«. Längst wird deren rechte Propaganda in zeitgemäßer Form fortgesetzt, was auch der »DNZ«-Verlag in der letzten Nummer vermerkte. Peter Nowak

Erstveröffentlichungsort: