Ganz neue Töne aus Neukölln

Im Konflikt zwischen den MieterInnen der Friedelstraße 54 und der Wiener Immobilienfirma Citec sind ganz neue Töne zu vernehmen.

In der gemeinsamen Presseerklärung der Hausgemeinschaft und des dortigen Kiezladen F54 heißt es: „Zwar konnten nicht alle Interessenkonflikte und Meinungsverschiedenheiten aus der Welt geschaffen werden, dennoch wurde der Wille zur friedlichen und einvernehmlichen Lösung von beiden Seiten betont.“ Zur Erinnerung: Die Wiener Immobilienfirma Citec hatte das Haus gekauft und eine energetische Sanierung angekündigt. Die MieterInnen fürchteten hohe Mieten und Vertreibung und mobilisierten die Öffentlichkeit. Seit Monaten war auf vielen Plakaten und Flugblättern die Parole „Friedel bleibt“ zu finden. Das könnte jetzt Wirklichkeit werden. In der letzten Woche fand im Rathaus Neukölln ein Runder Tisch statt. Moderiert von der Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) berieten VertreterInnen der Hausgemeinschaft und des vom Kiezladen gegründeten Vereins Akazie-Berlin e. V. mit der Citec über den Verkauf des Hauses. Strittig ist eigentlich nur der Preis. „Wir haben in unserem Angebot die Kaufsumme von 1,2 Millionen genannt, die Citec ist mit 1,85 Millionen in die Verhandlungen gegangen“, sagte der Pressesprecher des Kiezladen F54 Matthias Sander. Beide Seiten seien aber kompromissbereit. Noch sei der Vertrag nicht unterschrieben, doch Sander rechnet mit einer baldigen Einigung. Um moderate Mieterhöhungenwerde man wohl nicht herumkommen. Aber es sollen alle bisherigen MieterInnen wohnen bleiben können. BewohnerInnen mit einen höheren Einkommen sollen mehr Miete bezahlen. Sie streben eine Mitgliedschaft im  Mietshäusersyndikat an, von dem sie bei den Verhandlungen juristisch beraten werden. „Uns hat die schnelle Verhandlungsbereitschaft selbst überrascht“, betont Sander. Das Kaufangebot hatte er gemeinsam  mit etwa 60 UnterstützerInnen der Friedelstraße persönlich bei der Citec überbracht. Am 18. März hatten sie einen Bus nach Wien gechartert und beim Management vorgesprochen. Damals wurden sie nicht empfangen, aber schon wenige Tage später hatte die Citec Gesprächsbereitschaft erklärt. Ein Erfolg, der Schule machen könnte. In den letzten Wochen
haben sich zweimal MieterInnen von Citec-Häusern in Berlin getroffen.

aus Taz vom 3.5.2016

Peter Nowak