Burschenschafter in der Kritik

Treffen von rechten Studentenverbindungen im thüringischen Eisenach

Für den kommenden Samstag lädt die Deutsche Burschenschaft (DB) zum Deutschen Burschentag auf die Wartburg bei Eisenach. Aus ganz Deutschland und Österreich haben sich Gäste angesagt. Die Burschenschafter sind in der Stadt willkommen, die Kritiker der jährlichen Veranstaltung stoßen dagegen auf Ablehnung.

Die Veranstaltung, die an das Wartburgfest von 1817 erinnern soll, wird auch vom SPD-Oberbürgermeister Matthias Doht begrüßt. Einigen seiner Parteifreunde passt das gar nicht. »Wir akzeptieren nicht,, dass ausgerechnet der SPD-Bürgermeister die Burschenschaften Jahr für Jahr mit offenen Armen in Eisenach empfängt. Die inhaltliche und personelle Nähe der Deutschen Burschenschaft zum rechtsradikalen Milieu darf auf keinen Fall einfach ausgeblendet werden“, meint Patrick Ehinger von den Juso-Hochschulgruppen gegenüber ND. Die Juso-Hochschulgruppen fordern seit Jahren einen Unvereinbarkeitsbeschluss zwischen einer Mitglied in der SPD und den Burschenschaften. „Wir sind uns aber klar, dass wir dafür momentan keine Mehrheit in der Partei haben“, meint Ehinger.
Seine Organisation ist Teil eines Bündnisses antifaschistischer und studentischer Gruppen aus der ganzen Republik, die am Samstag in Eisenach gegen das DB-Treffen protestieren wollen. Die DB-Kritiker werden allerdings von den Verantwortlichen der Stadt nicht willkommen geheißen. Im Gegenteil. Das Bündnis beklagt für die um 14 Uhr am Hauptbahnhof beginnende Demonstration massive Auflagen durch die Polizei. So sollen alle Ordner namentlich auf einer Liste aufgeführt und die Lautstärke der Durchsagen begrenzt werden. Die Veranstalter sehen in diesen Aussagen einen Versuch, die massive Kritik an den Burschenschaften einschränken zu wollen.
Das Protestbündnis verweist darauf, dass unter dem Dach des DB auch Organisationen mit extrem rechten Positionen vertreten sind. Zudem vertrete der DB nationalistische und frauenfeindliche Positionen. Auch das Wartburgfest, auf das sich die DB bezieht, bezieht das Protestbündnis in seine Kritik ein. Schon damals sind Schriften von jüdischen Autoren wie Saul Ascher ebenso verbrannt worden wie der Code Civil, der Vorläufer des Bürgerlichen Gesetzbuches aus Frankreich. Mit dem dort geschürten Hass auf den „Erbfeind Frankreich“ kann das Wartburgfest als Geburtsstunde eines deutschen Nationalismus betrachtet werden, auf den sich große Teile der Burschenschaften bis heute unkritisch beziehen,“ meint ein Mitorganisator zu ND.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/199958.burschenschafter-in-der-kritik.html
Peter Nowak


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