»Die Lage ist ernst. Leider nicht nur allgemein, sondern auch speziell bei uns.« Mit diesen alarmierenden Worten will Axel Köhler-Schnura von der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) die Leser*innen seines jüngsten Rundbriefs aufrütteln. Die finanzielle Situation des konzernkritischen Netzwerks sei …
… seit der Coronakrise schwierig, betont der Mitgründer der Gruppe. Damals brachen viele Spenden und Förderbeiträge weg, auch weil die Menschen weniger Geld hatten. »Vor allem die Generation Praktikum kann sich nicht mehr so großzügige Spenden leisten wie Menschen in garantierten Beschäftigungsverhältnissen«, sagt auch CBG-Mitarbeiter Marius Stelzmann.
Köhler-Schnura verweist zudem auf die Sorgen vieler ehemaliger Unterstützer*innen. »Wer über Jahre seine Rente mit einem Stundensatz von umgerechnet 4 Euro erarbeitete, kann die Pflege in der Wohngemeinschaft mit heutigen Stundenlöhnen nicht mehr bezahlen«, zitiert er aus dem Schreiben eines langjährigen Mitglieds, das die Unterstützung aus finanziellen Gründen aufgeben musste. »Zahlreiche Briefe mit ähnlichem Wortlaut« habe die CBG in den letzten Monaten erhalten. »Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Inflation, Wuchermieten, Reallohnverluste und höhere Sozialabgaben zwingen viele alte Weggefährten zu dem schmerzlichen Schritt, die finanzielle Unterstützung einzustellen«, so Köhler-Schnuras ernüchterndes Fazit.
Trotz der Flaute in der Kasse denken die CBG-Aktivistinnen nicht ans Aufgeben. Sie sind überzeugt, in drei Jahren ihren 50. Geburtstag feiern zu können. Die Coordination wurde 1978 gegründet, nachdem Störfälle im Wuppertaler Bayer-Werk bekannt geworden waren. Seitdem gehören die Beobachtung des Chemiekonzerns, eines der weltweit mächtigsten Unternehmen, sowie der Einsatz für Umweltschutz und sichere Arbeitsplätze zum Markenkern der CBG. Sie hat enge Kontakte zu Klimaaktivist*innen und Gewerkschafter*innen in über 40 Ländern aufgebaut.
Die Recherchen, Protestaktionen und Auftritte bei den Bayer-Hauptversammlungen sorgen ebenso für Aufmerksamkeit und werden von der Konzernspitze durchaus wahrgenommen. Eine der weltweit beachteten Initiativen, die die CBG mitinitiierte, ist die Kampagne für ein sofortiges Verbot sämtlicher glyphosathaltiger Pestizide. »Glyphosat-Stopp jetzt« lautet auch das Motto einer Unterschriftenkampagne, die die CBG mit globaler Unterstützung durchführte. Die Aktivist*innen erlitten allerdings eine Niederlage, nachdem im letzten Jahr ein australisches Gericht eine Sammelklage wegen Krebsrisiken des Unkrautvernichtungsmittels zurückgewiesen hat.
»Chemiegefahren stoppen bei Bayer und anderswo«, stand zuletzt auf einem Transparent einer CBG-Mahnwache am 4. Dezember 2024. Dabei gedachten die Teilnehmer*innen der Opfer des Chemieunfalls im indischen Bhopal vor 40 Jahren. Peter Nowak
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