Eine gute Einführung in diese wenig bekannte Thematik gibt Patricia Vester in dem knapp 45minütigen Film „Was ist eine Intervention?“, wo sie sich als Schwarze Deutsche, Illustratorin, Aktivistin und Mutter vorstellt.

Für die Dekolonisierung von Bildern und Denkmälern

Welche Probleme mit der ntkolonisierung von Straßennamen verbunden sind, zeigt sich in Berlin. Im Stadtteil Wedding dauerte es mehrere Jahre, bis die Namen berüchtigter Kolonialverbrecher wie Carl Peters entließ verschwinden konnten, weil immer wieder juristische Schritte gegen die Umbenennung erhoben wurden. In Berlin-Mitte konnte die M-Straße noch immer nicht nach Anton-Wilhelm-Amo umbenannt werden. Er war gegen seinen Willen aus Ghana nach Europa verschleppt werden und lehrte u.a. an Universitäten Halle und Jena. Dass an ihn mit einem Straßenschild in Berlin erinnert wird, wird bisher durch eine Klage des Ex-Linken Götz Aly blockiert.

Das große Historien-Gemälde von August von Rentzell fällt sofort ins Auge. Das Bild trägt den Namen „Kurpromenade in Marienburg. Man sieht sofort eine Menge Soldaten zu Fuß und zu Pferd, sowie Adelige und gehobenes Bürgertum. Vom Rand aus beobachtet ein Schwarzer Junge in bunten Gewand das Geschehen interessiert. Auf Menschen wie ihn

richtete sich in der Ausstellung „Gegen den Strich“ der Fokus, die kürzlich in Berlin zu sehen war. Es geht die Spuren des Kolonialismus in Bereichen, wo ihn vielleicht die wenigsten vermuten: in zeitgenössischen Gemälden der letzten Jahrhunderte, aber auch in Skulpturen und Denkmälern, wie sie in großer Anzahl in Parks und Gärten in Deutschland stehen. Eine gute Einführung in diese wenig bekannte Thematik gibt Patricia Vester in dem knapp 45minütigen Film „Was ist eine Intervention?“, wo sie sich als Schwarze Deutsche, Illustratorin, Aktivistin und Mutter vorstellt. Zunächst sehen wir Vester an ihren Schreibtisch mit vielen Büchern. Doch dann nimmt sie die Zuschauer*innen mit auf die Suche von Schwarzen Menschen, die auf zahlreichen historischen Gemälden aber auch auf historischen Denkmälern beispielsweise vor dem Schloss in Berlin- Charlottenburg zu finden sind.


Wer waren sie? Wie kamen sie in das Bild?

Diese Fragen stellt sich Vester in dem Film, der kurzweilig eine Lektion in die Geschichte von Rassismus und Kolonialismus in der scheinbar Kulturprodukten gibt. Denn bisher blieben die Schwarzen Menschen auf den Bildern und auf den Denkmälern namenlos. Niemand fragte nach ihrer Geschichte. Sie war meistens mit Zwang, Versklavung und Gewalt verbunden. So handelte es sich bei einen Schwarzen Jungen, der auf einem Bild aus dem 18. Jahrhundert porträtiert ist, möglicherweise um den 1708 geborenen Friedrich Ludwig, dessen Vater über den Sklavenhandel an den Berliner Hof gebracht wurde. Über die weiteren Lebensdaten von Vater und Sohn ist nichts bekannt.  Mehr Informationen gibt es über Bilillee Ajiamé Machbuba, die wohl bekannteste versklavte Frau eines preußischen Fürsten. Sie starb in jungen Jahren in Bad Muskau an Auszehrung. Patricia Vester hat sie mit dem Comic „Das kurze Leben der Bilillee Ajiamé Machbuba“,dem Vergessen entrissen. Spuren der kolonialen Geschichte finden sich auch auf der Pfaueninsel im Südwesen Berlin, die heute ein beliebter Ausflugsziel von Menschen aus Berlin und Umgebung ist. Dort wurden Glasperlen produziert, die für den Ankauf von versklavten Menschen und kolonialen Handelsprodukten verwendet wurden. Die Ausstellung zeigt, dass auch die preußische Kultur dekolonisiert werden muss und wir damit erst am Anfang stehen.
Welche Probleme damit verbunden sind, zeigt der Kampf um die Entkolonisierung von Straßennamen. In Berlin-Wedding dauerte es mehrere Jahre, bis die Namen berüchtigter Kolonialverbrecher wie Carl Peters entließ verschwinden konnten, weil immer wieder juristische Schritte gegen die Umbenennung erhoben wurden. In Berlin-Mitte konnte die M-Straße noch immer nicht nach Anton-Wilhelm-Ano umbenannt werden. Er war gegen seinen Willen aus Ghana nach Europa verschleppt werden und lehrte u.a. an Universitäten Halle und Jena. Dass an ihn mit einem Straßenschild in Berlin erinnert wird, wird bisher durch eine Klage des Ex-Linken Götz Aly blockiert. Peter Nowak