Im NewYorck, dem Ostflügel des ehemaligen Bethanienkrankenhauses in Kreuzberg, soll sich vom 5. bis zum 8. September alles um das anarchistische Buch drehen. Dort finden die anarchistischen Buchtage statt. Es gehe ihnen nicht darum, nur einige Bücherstände aufzustellen, betonen die Veranstalter*innen. „Nein es reicht nicht aus, denn was wir wollen, sind …
… vor allem Debatten, die in der Praxis münden müssen, zu intensivieren“, heißt es in der Einladung.
Eine lebhafte Auseinandersetzung ist am Freitag zu erwarten. Ab 18 Uhr soll es eine „offene Debatte zum Krieg in der Ukraine und die Rolle der anarchistischen Bewegung darin“ geben. Dabei positionieren sich die Veranstalter*innen klar: „Einer der Schwerpunkte und Hauptanliegen für das Stattfinden der diesjährigen Anarchistischen Buchmesse ist es den Anti-Militarismus, die Desertion und Fahnenflucht aller Soldat*innen, den Landesverrat, die Sabotage an der Kriegsmaschinerie, hier und überall, zu unterstützen und zu verteidigen.“
Damit grenzen sich die Organisator*innen nicht nur vom Pazifismus und einem Antiimperialismus ab, der nur in der Nato den Gegner sieht. Auch gegen „Kriegstreiber, die sich als Anarchist*innen bezeichnen“, wird Stellung bezogen. Damit ist eine Strömung in der anarchistischen Bewegung gemeint, die für eine Beteiligung von Anarchist*innen am Kampf gegen die russische Armee in der Ukraine eintritt und dabei auch mit der Armee kooperiert.
Inneranarchistische Konflikte
Im Vorfeld der Buchmesse zirkulierten polemisch gehaltene Texte anarchistischer Gruppen und Einzelpersonen zu diesem Thema, sodass auf der Buchmesse eine lebhafte Debatte zu erwarten ist. Ausgeladen wurde der Herausgeber des Verlags Graswurzelrevolution, wie Bernd Drücke, der leitende Redakteur der gleichnamigen ältesten deutschsprachigen Zeitung des gewaltfreien Anarchismus, gegenüber der taz bestätigte. Er hatte in der Vergangenheit immer wieder den Insurrektionalismus, die aufständische Strömung im Anarchismus, kritisiert.
Am Samstag um 12 Uhr soll über die Theorie und Praxis der deutschen Stadtguerilla diskutiert werden. Das ehemalige RAF-Mitglied Margrit Schiller wird am Sonntag um 10 Uhr über ihre Fluchtgeschichte berichten, über die sie ein Buch geschrieben hat. Eine „antipolitisch-sozialrevolutionäre Tendenz“ will am Sonntag ab 14.30 Uhr ihre Thesen zur „Möglichkeit der Weltrevolution“ vorstellen.
Das aktuelle Programm der anarchistischen Buchmesse kann hier eingesehen werden: https://anarchistischebuechermesse.noblogs.org/?page_id=7
Peter Nowak
https://taz.de/Anarchistische-Buchmesse/!6031395/