Im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin wird derzeit an ein Kapitel DDR-Geschichte wie auch globaler linker, internationaler kommunistischer Bewegung erinnert. Sie ist aber vor allem eine Hommage an die Anthropologin, Bürgerrechtlerin und Feministin Eslanda Robeson, der Frau und Managerin von Paul Robeson. Nach dem Sportler, Schauspieler und Sänger, der wegen seiner lebenslangen Sympathie für die kommunistische Bewegung in den USA vielfältigen Repressalien ausgesetzt war und mehrere Jahre das Land nicht verlassen durfte, waren in der DDR Straßen und Schulen benannt. Eslanda Robeson hingegen ist bis heute …
… kaum bekannt. Umso verdienstvoller die kleine, aber feine Ausstellung im HKW, die sie auch als antikoloniale Schriftstellerin, Weltreisende und afroamerikanische Fotografin vorstellt.
Auf einem großen Tisch sind Bücher ausgestellt. Videos geben Einblicke in das vielfältige Engagement von Eslanda Robeson. Natürlich tritt uns hier auch Paul Robeson entgegen, der mehrfach die DDR und andere osteuropäische Staaten besucht hatte und über seine Auftritt dort immer in höchsten Tönen sprach. Bei seinen sozialistischen Gestgebern habe er sich stets als Mensch ernst genommen gefühlt. Ein Foto zeigt Eslanda Robeson beim öffentlichen Prozess in Berlin (Ost) 1963 gegen den Altnazi Hans-Maria Globke, langjähriger Staatssekretär im Kabinett von Konrad Adenauer. Natürlich war der Angeklagte, Kommentator der Nürnberger Rassegesetze von 1935, nicht anwesend. Und natürlich war dieses Tribunal auch eine Propagandaveranstaltung, aber sie wurde in aller Welt als antifaschistische Manifestation verstanden. Begleitet wurde Eslanda Robeson damals von Franz Loeser. Den marxistischen Philosophen verband eine langjährige Freundschaft mit den Robesons. Löser, der 1938 mit einem Kindertransport aus Nazideutschland gerettet werden konnte, später in den USA lebte, ist 1957 in die DDR übergesiedelt, wo er als Professor an der Humboldt-Universität wirkte und das Paul-Robeson-Archiv an der Akademie der Künste aufbaute, auf das in der Ausstellung Bezug genommen wird. Nachdem Löser, der übrigens mit Diana Loeser verheiratet war, bekannt durch ihre Englisch-Sprachkurse im DDR-Fernsehen, 1983 bei einen New York-Besuch Asyl in den USA beantragte und später in der Bundesrepublik lebte, wurde das Robeson-Archiv von anderen weitergeführt.
Der Verfolgungsgeschichte von Eslanda und Paul Robeson in den USA widmet sich im HKW eine Installation des Künstlers Steve McQueen: Auf einer Leinwand flimmern in Endlosschleife zwölf Stunden und 54 Minuten Akten und Papiere, die das FBI über das Bürgerrechtler-Ehepaar und andere Oppositionelle gesammelt hatte.
Das Haus der Kulturen der Welt residiert an einem Ort, der einst als ein Zentrum des Kampfes der »Freien Welt« gegen den kommunistischen Osten galt: in der 1957, in finstersten Zeiten des Kalten Krieges gebauten Kongresshalle in der »Frontstadt« Westberlin. Dass hier nun Zeugnisse der vielfach in Vergessenheit geratenen Geschichte antirassistischer und antikolonialer Theorie und Praxis gezeigt werden, ist von besonderem Reiz. Die Ausstellung dokumentiert die Pathologie antikommunistischen Hasses und Hetze in den USA, die grundlegenden Menschen- und Bürgerrechte Hunderttausender US-Amerikaner verletzte, darunter von Paul und Eslanda Robeson. Sie veranschaulicht mutige Opposition und Widerstand für wahre Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Im zweisprachigen Ausstellungskatalog, der wie der Besuch der Ausstellung kostenfrei erhältlich ist, werden etliche zusätzliche Informationen geboten. Peter Nowak