In Berlin berichteten Gewerkschafter aus Genua, wie sie Exporte von Kriegsgerät boykottieren

Hafenarbeiter gegen Waffendealer

Derzeit planen das CALP und seine Bündnispartner*innen einen Generalstreik in ganz Italien im Dezember unter dem Motto »Nieder mit den Waffen, rauf mit den Gehältern«. Unterstützung von Gewerkschafter*innen aus anderen Ländern ist erwünscht

José Nivoi und seine Mitstreiter Maurizio und Alesio haben Erfahrungen im Kampf gegen Waffenexporte. Als Hafenarbeiter im italienischen Genua boykottierten sie unter anderem Ausfuhren von Kriegsgerät nach Jemen. Jetzt stellen sie sich auf ihre Weise gegen den Krieg in der Ukraine. »Wir sind gegen Waffenlieferungen in die Ukraine, weil damit der Krieg verlängern wird, unter dem die Arbeiter*innen in der Ukraine und Russland am meisten leiden«, sagte Nivoi am Freitagabend in Berlin. Auf Einladung von labournet.tv, dem Arbeitskreis Internationalismus der IG-Metall und der Gruppe Migrantworker Strike waren die drei Männer gekommen, um von ihren Aktionen zu berichten und ihre Positionen zu erläutern. Sie gehören zum …

… 2011 gegründeten „Collettivo Autonomo Lavoratori Portuali“ (Autonomes Kollektiv der Hafenarbeiter), CALP.
Die Aktiven nahmen nach der Gründung des Komitees Kontakt zu den Beschäftigen der 13 im Hafen von Genua tätigen Unternehmen auf. Aktuell hat das CALP 25 Mitglieder, die unterschiedlichen Spektren der italienischen Linken angehören. Kommunist*innen sind ebenso dabei wie Anarchist*innen und Fußballfans. »Uns eint der Wunsch nach linker Betriebsarbeit auf antifaschistischer und antimilitaristischer Grundlage«, sagt José Nivoi. Der Kampf gegen die Militarisierung des Hafens von Genua sei für das CALP zentral. Dabei kooperiere es mit Studierenden und Schüler*innen. »Sehr schnell haben wir uns auf den Widerstand gegen die Waffentransporte über den Hafen konzentriert«, erklärt der Gewerkschafter.

2019 organisierte das CALP einen von linken Gruppen unterstützten Streik gegen Waffenlieferungen. Dabei ging es auch um die Frage der Sicherheit für die Bevölkerung, weil sich das Hafengelände in unmittelbarer Nähe der Innenstadt von Genua befindet. Parallel zum Streik fanden Blockaden gegen Waffenlieferungen in das Bürgerkriegsland Jemen statt. »Wir blockieren Waffen, weil wir nicht Teil einer Produktionskette sein wollen, die bei uns beginnt und auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen endet«, sagt Nivoi.
Der Staat reagiert immer wieder mit Repression. So gab es im Februar 2021 eine Razzia bei fünf Gewerkschafter*innen. Doch einschüchtern lassen sie sich nicht. »Wir haben erkannt, dass wir als Hafenarbeiter mehr Verhandlungsmacht haben als beispielsweise Beschäftigte an der Universität“, sagt Nivoi. Als Teil der linken »Gewerkschaft der Basis« baut das Komitee derzeit seine Kontakte zu Hafenarbeiter*innen in anderen italienischen Städten aus und bemüht sich auch um eine internationale Mobilisierung von Arbeiter*innen gegen Militarisierung und Krieg. Dazu gab es vor einigen Monaten ein Treffen in Brüssel. Gute Kontakte gibt es zur linken griechischen Gewerkschaft Pame und zu Kolleg*innen in Slowenien.
Derzeit planen das CALP und seine Bündnispartner*innen einen Generalstreik in ganz Italien im Dezember unter dem Motto »Nieder mit den Waffen, rauf mit den Gehältern«. Unterstützung von Gewerkschafter*innen aus anderen Ländern ist erwünscht. Peter Nowak

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