Anwohner demonstrierten auf einem Spaziergang durch den Laskerkiez Widerstand gegen Investoren

Ein herzliches Nicht-Willkommen

»Es war gut zu sehen, dass sich Nachbar*innen gegen die Luxusbauten widersetzen und sich auch in Zukunft widersetzen werden«, sagte Timo Steinke von der Initiative »Wem gehört der Laskerkiez« dem »nd« zufrieden. Der Kiezspaziergang klang aus mit der Vorführung des Films »Mietrebellen«, einer Dokumentation der Berliner Mieter*innenbewegung. Der Laskerkiez schreibt diese Geschichte fort.

Pandion, Adam Europa, Trockland, Padovicz und Co. nicht willkommen«. So lautete das Motto eines Kiezspaziergangs, an dem sich am Samstagabend bei hochsommerlicher Hitze ungefähr 60 Bewohner*innen des Laskerkiezes in Friedrichshain beteiligten. Bei den Namen handelt es sich um …

… Investoren, die in dem Areal zwischen Ostkreuz und Modersohn-Brücke überwiegend hochpreisige Nobelbauten errichten wollen. 

Kein Gewinn für die Anwohner

Unübersehbar sind die Plakate, mit denen der Kölner Investor Pandion den Ostkreuzcampus als »Gewinn für den Stadtteil« bewirbt. Es handelt sich bei diesem Bauprojekt um ein Ensemble von drei separaten Bürogebäuden, die Pandion auf dem Areal an der Bödikerstraße Ecke Persiusstraße realisieren will. Zwei der geplanten Gebäude mit Glasfassaden haben schon Namen: Pollus und Zinc. 

Bei vielen Anwohner*innen ist dieses Projekt hingegen überhaupt nicht beliebt. Das wurde beim Kiezspaziergang deutlich. Er startete vor dem Haus in der Corinthstraße 56. Für das Gebäude hatte erst vor wenigen Tagen der Bezirk erfolgreich das Vorkaufsrecht ausgeübt, für das die Mieter*innen über Wochen gekämpft hatten.

Von vielen Balkonen applaudierten sie nun, als die Redner*innen der Kundgebung erklärten, dass im Stadtteil keine weiteren Büros für Besserverdienende, sondern Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen benötig würden. 

Sogar eine Gruppe von Fußballfans zeigte spontan Zustimmung, nachdem sie zunächst ungehalten reagiert hatten, als sie durch den lautstarken Spaziergang vom Geschehen auf dem Bildschirm, der das EM-Spiel übertrug, abgelenkt wurden. Als sie aber hörten, dass sich die Demonstration gegen weitere Luxusbauten richtete, war ihr Ärger schnell verflogen und auch sie spendeten Applaus.

Derartige Szenen wiederholten sich häufiger entlang der knapp zwei Kilometer langen Route, die bis zur Rummelsburger Bucht in Lichtenberg führte, die seit Monaten eine einzige riesige Baustelle ist. Auch dort sollen überwiegend Wohnungen »im gehobenen Preissegment« sowie darüber hinaus das Riesenaquarium »Coral World« errichtet werden, was in kurzen Reden kritisiert wurde. Ein sehr emotionaler Beitrag kam dabei von einem ehemaligen Bewohner der angrenzenden Hauptstraße 1. Dort mussten die Bewohner*innen die Gebäude verlassen, weil sie gemäß den Plänen von Investor Gijora Padovicz demnächst abgerissen werden. 

Auf der Route kamen die Engagierten auch an weiteren Padovicz-Immobillien vorbei. »Wir sind umgeben von Baustellen, und überall sollen weitere Lofts und Büroanlagen entstehen. Wo sollen die Menschen mit wenig Einkommen bleiben?« fragte eine Rednerin. 

Umweltgerecht wohnen nur für Reiche

Kritisiert wurde das geplante Nobelprojekt »A Laska« in der Laskerstraße, das aus zwei Bürobauten bestehen soll. Die Investorengruppe Trockland bewirbt es als »besonders ökologisch«. Ein Teilnehmer des Kiezspaziergangs forderte die Möglichkeit für alle Menschen, umweltgerechte arbeiten und wohnen zu können – und nicht nur für die, die es sich leisten können-

»Es war gut zu sehen, dass sich Nachbar*innen gegen die Luxusbauten widersetzen und sich auch in Zukunft widersetzen werden«, sagte Timo Steinke von der Initiative »Wem gehört der Laskerkiez« dem »nd« zufrieden. Der Kiezspaziergang klang aus mit der Vorführung des Films »Mietrebellen«, einer Dokumentation der Berliner Mieter*innenbewegung. Der Laskerkiez schreibt diese Geschichte fort. Peter Nowak