Andreas Knopp von der Neuköllner Stadtteilinitiative Kiezmiezen kann vorerst aufatmen. »Heute wird wohl am Neuköllner Weigandufer nicht mehr mit der angekündigten Rodung begonnen«, erklärte er am Dienstagnachmittag gegenüber »nd«. Die Verschiebung liegt aber nicht an den Sachschäden an den Fahrzeugen, die für die ….
….. Rodungsmaßnahmen vorgesehen waren. In der Nacht zu Dienstag wurden dort nach Angaben von Gartenarbeiter*innen einige Reifen aufgeschnitten. Ein Beschäftigter schätzt den Sachschaden auf knapp 800 Euro.
Die Verschiebung der Rodung liegt vielmehr an einem Gutachten des NABU. Dort wird festgestellt, dass in den Sträuchern am Weigandufer Spatzen leben, die durch eine Rodung gefährdet werden könnten. Noch ist unklar, wie es am Weigandufer weitergeht. Eine aufschiebende Wirkung hat das Gutachten nicht, weil der Berliner NABU aus Kostengründen keine juristischen Schritte ergreifen will. Für einen Aufschub und eine Neuplanung setzen sich zahlreiche Anwohner*innen rund um das Weigandufer ein. Einen Aufruf mit dem Titel »Weigandufer retten« haben fast 800 Menschen unterschrieben.
Dort wird neben dem Rodungsstopp der Erhalt der gewachsenen Sträucher und Bäume zwischen Fulda- und Innstraße sowie die Anerkennung des gesamten Uferbereichs als »wertvoller und schutzwürdiger Grünzug« gefordert. »Es hat eine wichtige Funktion für die Umwelt und das Stadtklima«, erklärt Eva Willig, die seit Jahren Kräuterspaziergänge veranstaltet und in der Initiative mitarbeitet. Unterstützt werden die Kritiker*innen von Marlies Fuhrmann, die für die LINKE in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Neukölln sitzt. »Der Alternativvorschlag zur Bepflanzung des Weigandufers ist vernünftig, weil die Großsträucher erhalten bleiben und auf großflächige Pflasterung des Geländes verzichtet wird«, sagt Fuhrmann.
Verteidigt werden die Rodungspläne des Bezirks von Christian Hoffmann, der für die Grünen in der BVV sitzt. Er habe den Eindruck, dass manche der Kritiker*innen ökologische Argumente nur vorschieben und keinerlei Änderungen am Weigandufer wollen, erklärt Hoffmann gegenüber »nd«. Auch im Detail widerspricht er den Kritiker*innen. Bei dem vorhandenen Strauchaufwuchs am Weigandufer handele es sich nicht um »besonders schützenswerte Biotope«, sondern um klassisches, ungepflegtes Straßenbegleitgrün auf überdüngten Standorten, so Hoffmann. Mit der Beseitigung der toten und alten Sträucher werde »Raum für vielfältigen, ökologisch wertvollen Bewuchs geschaffen«.
Am vergangenen Sonntag hatten sich bereits 100 Anwohner*innen zu einer Protestkundgebung gegen die Rodungspläne versammelt.
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