Kundgebung vor Café in Charlottenburg

Protest statt Porridge

Beschäftigte eines Charlottenburger Cafés kämpfen für bezahlten Urlaub und pünktliche Lohnüberweisungen. Unterstützung kommt von der Gewerkschaft FAU. Nun hofft die Gewerkschaft, dass das Unternehmen schnell einlenkt. Sollte das nicht geschehen, will die FAU nach eigenen Angaben die Eskalationsstufe im Arbeitskampf erhöhen.

Das ganz in Weiß gehaltene Nobel-Café in der Schlüterstraße in Charlottenburg bietet vegane Speisen und Getränke an. Es gibt Acai-Bowls, Maccha-Trüffel, Porridge und Bagel. Die Preise haben es in sich. Ob sich die Angestellten des Ladens das Essen dort selbst leisten könnten, ist fraglich. Denn ihnen wurde offenbar Lohn vorenthalten. Nun wehren sich die ehemaligen Beschäftigten. Vor dem Lokal steht am Sonntagnachmittag eine Gruppe von Menschen mit …

… grellen Westen und Fahnen der Basisgewerkschaft FAU. In ihren Redebeiträgen kritisieren die Demonstrierenden den Arbeitgeber: „Wir wurden nicht für unsere Urlaubstage bezahlt, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist“, sagt ein Redner. Zudem sei der Lohn oft nicht pünktlich oder nur teilweise ausgezahlt worden, so die Vorwürfe.


Die Ex-Angestellten hatten sich deshalb schon vor einiger Zeit an die FAU gewandt. Die hat das Unternehmen verklagt; es sollte verpflichtet werden, den Lohn unverzüglich zu zahlen. Bevor es zu einer Entscheidung des Arbeitsgerichts kam, wurde eine außergerichtliche Einigung zwischen Unternehmen udn Beschäftigten erzielt. Vor dem Arbeitsgericht wurde eine gütliche Einigung erzielt. Doch die Beschäftigten werfen ihrem Arbeitgeber vor, diese nicht eingehalten und die Löhne bis heute nicht vollständig ausgezahlt zu haben.

„Die Kol­le­g*in­nen sind nicht allein“

Neben dem juristischen Weg setzt die FAU immer auch auf die „direkte Aktion“: Mit Kundgebungen und Demonstrationen soll Druck aufgebaut werden, bis das Unternehmen die Löhne zahlt, die den Beschäftigten zustehen. „Damit machen wir auch deutlich, dass die betroffenen Kol­le­g*in­nen nicht alleine sind, sondern die Solidarität anderer Kol­le­g*in­nen erfahren“, betont ein FAU-Mitglied gegenüber der taz.

Nun hofft die Gewerkschaft, dass das Unternehmen schnell einlenkt. Sollte das nicht geschehen, will die FAU nach eigenen Angaben die Eskalationsstufe im Arbeitskampf erhöhen. Mit ihren Aktionen und Klagen hatte die Gewerkschaft in den vergangenen Jahren gerade in der Gastronomiebranche immer wieder Erfolg. Peter Nowak

Leserbrief zu dem Artikel in der Taz v om 15.2.25

Gewerkschaft „Protest statt Porridge“, taz vom 9. 2. 25


Schön, dass auch mal über kleine, aber sehr wichtige Proteste von Arbeitenden berichtet wird. Mir fehlte eine kleine Erklärung zur Gewerkschaft FAU. Hätte ich nicht heute zufällig in einer Ausstellung (Museum Ludwig) in einem Kunstwerk
einen montierten Flyer der FAU gesehen, hätte ich nachgucken müssen: Freie Arbeiter:innen Union. Vielleicht auch mal einen eigenen Bericht wert?
Christian von Hoffen, Berlin