„Stichwort Bayer“ und der Kampf für eine gesunde Umwelt am Arbeitsplatz und überall

Zerstörerischer Normalzustand

Einspruch gegen den kapitalistischen Normalzustand einzulegen, darum ging es von Anfang an in „Stichwort Bayer“. Schon in der ersten Ausgabe wurde als erklärtes Ziel genannt, die bestehenden kritischen Initiativen zu unterstützen, von GewerkschafterInnen bis zu UmweltschützerInnen.

Wer kennt schon die peruanische Zeitung „Sociedad y Política“, die von 1972 bis 1983 herausgegeben wurde? Eine kleine Ausstellung mit dem Titel „Übungen zur Verwandlung“ informierte bis Mitte Januar im Berliner Haus der Kulturen der Welt darüber. In der Zeitung fanden sich theoretische Texte über …

… Imperialismus und Staatskapitalismus. Dort setzte sich auch der Soziologieprofessor César Germaná in dem Artikel „Si es Bayer … es bueno?“ (Wenn es Bayer ist … ist es dann gut?) kritisch mit dem Bau einer Fabrik des deutschen Chemie- und Pharmakonzerns in Peru auseinander. Der Titel spielt auf einen Bayer-Werbeslogan an. Der Beitrag zeigt exemplarisch, wie der Konzern seit Jahrzehnten weltweit im Fokus von Kritik steht.

40 Jahre Aufklärung über den Chemiekonzern

Eine wichtige Rolle in dieser Protestbewegung nimmt die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) ein, ein Netzwerk von AktivistInnen, die seit Ende der 1970er Jahre den Bayer-Konzern kritisch begleiten. Seit 1983 ist die Zeitschrift „Stichwort Bayer“ das Sprachrohr der CBG.

Die Feier zum 40. Jubiläum im vergangenen November in Düsseldorf war durchaus ein Grund zur Freude. Schließlich gab es in den 1980er Jahren viele Alternativzeitungen, die eine Gegenöffentlichkeit herstellen wollten, und nur wenige haben überlebt. Doch „Stichwort Bayer“ gibt es immer noch – und wie sich auf der Tagung zeigte, wird die Publikation weiter dringend gebraucht. Wer sollte sonst den Blick hinter die Mauern dieses weltweit tätigen Konzerns richten? Wer sollte über Kündigungen aufklären oder über die Zumutungen für Menschen und Natur, die mit Bayer und seiner Produktion verbunden sind? Wer sollte darüber informieren, dass es der ganz normale Betrieb von Bayer ist, der zur Umweltzerstörung und zur Ausbeutung von Beschäftigten beiträgt? Bürgerliche Medien berichten in der Regel erst in besonders krassen Fällen von Verschmutzung oder Ausbeutung – der berühmt-berüchtigte Skandal eben.

Wenn die Arbeit krank macht

Einspruch gegen den kapitalistischen Normalzustand einzulegen, darum ging es von Anfang an in „Stichwort Bayer“. Schon in der ersten Ausgabe wurde als erklärtes Ziel genannt, die bestehenden kritischen Initiativen zu unterstützen, von GewerkschafterInnen bis zu UmweltschützerInnen.

Wie an vielen Chemiestandorten gab es in den 1970er und 1980er Jahren auch bei Bayer eine Gesundheitsbewegung, der es nicht egal war, dass Lohnabhängige in bestimmten Branchen durch die Arbeitsbedingungen krank wurden und früher starben. Für sie fing eine gesunde Umwelt am Arbeitsplatz an. Wolfgang Hien, einer der Protagonisten dieser Arbeitergesundheitsbewegung, hat darüber in seinen im Mandelbaum-Verlag erschienen Buch „Die Arbeit des Körpers“ kundig informiert. „Stichwort Bayer“ ist eine Publikation, die diese Vorstellung bis heute und hoffentlich noch lange verbreitet.

Peter Nowak 

 

Zeitschriftenarchiv und weitere Informationen: www.cbgnetwork.org/29.html