Einer von der Nachbarschaft als Freiraum genutzten Brache im Neuköllner Rixdorf droht die Räumung – zugunsten von Luxus-Eigentumsappartements

Leben oder wohnen

Die NutzerInnen der Brache sind nicht gegen die Bebauung aber gegen Luxuswohnungen

Richtig gemütlich sieht es aufdem Areal der Braunschweiger Straße 21 in Neukölln-Rixdorf aus. Auf der Freifläche stehen Sofas und Tische. Kleine Beete wurden angelegt. Behälter für Abfall und Kompost gibt es auch. Das alles haben AnwohnerInnen gemacht, die seit acht Wochen auf dem Areal, auf dem bis dahin eine Edeka-Filiale stand, ihre Freizeit verbringen. „Ich genieße die Ruhe, solange die Brache hier noch existiert“, sagt einer von ihnen, der seinen Namen nicht nennen will. Er hat sich mit seinen Stuhl einen schattigen Platz gesucht. Tatsächlich ist nicht klar, wie lange die Freifläche im dicht bebauten Rixdorf noch existieren wird. Montagmorgen wurde ein erster….

….Räumungsversuch von aufmerksamen NachbarInnen verhindert. „Die Räumungsfirma ließ sich überzeugen und ist schließlich abgezogen“, erklärt Thomas Neidert(Name geändert), der ebenfalls viel Zeit auf der Brache verbringt. Seitdem sind die Nachbarn alarmiert. Denn ihnen ist klar, dass ein neuer Räumungsversuch mit Polizeiunterstützung folgen könnte.

„In den letzten Tagen wurden Menschen, die sich auf der Bra- che befanden, von StreifenpolizistInnen angesprochen. Ihnen wurde erklärt, dass sie Hausfriedensbruch begehen“, erklärt Neidert. Dabei ist er nicht generell gegen eine Bebauung des Areals. „Wohnungen für alle“ steht auf einem Schild auf dem Gelände. Es gibt unter den NutzerInnen unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft der Brache. „Aber klar ist, dass wir gegen den Bau von Luxuswohnungen auf dem Areal sind“, so Neidert.

Denn hier sollen 149 Mikro-Appartements, alles Eigentumswohnungen mit einer Grundfläche von 26 bis 55 Quadratmetern und zu Preisen zwischen 170.000 und 350.000 Euro, entstehen. „Dieses Projekt bietet zeitgemäßes Wohnen in historischem Umfeld und ist eine hervorragende Gelegenheit für Kapitalanleger“, wirbt die Immobilienfirma Nagel Properties, der das Grundstück gehört, auf ihrer Homepage. KäuferInnen können „aus erlesenen Musterkollektionen Fußböden, Bäder und Küche“ auswählen – „auf Wunsch mit Designermöblierung“. Die jetzigen Nutzer fordern einen Baustopp und eine Diskussion über die Zukunft des Areals. Am 19. Juni um 18 Uhr laden sie zu einem Protestpicknick auf der Brache ein. Peter Nowak

Erstveröffentlichungsort: