Pogida dreht sich im Kreis

Beim zehnten „Spaziergang“ der Potsdamer Pegidisten fanden sich lediglich an die 60 Abendlandretter ein – unklar ist, ob es die Aufmärsche überhaupt weiter geben wird.

Am Donnerstag war die Potsdamer Innenstadt wieder einmal weiträumig abgesperrt. Grund war der Potsdamer Pegida-Ableger „Pogida, der am 7. April knapp  60 Teilnehmer zum  zehnten Mal zum „Abendspaziergang“ mobilisierte.  Darunter waren auch Unterstützer aus Dresden wie Jens Lorek, der einer der Redner auf der Abschlusskundgebung war. Ein Mann, der sich als Max aus Potsdam vorstellte, wetterte gegen Geflüchtete. Ihm sei ein Bescheid zugespielt worden, aus dem hervorgehen soll, dass ein Mohammed,  der in einer Unterkunft in Bad Doberan leben soll, 1004 Euro monatlich bekomme. Diese Story wurde  allerdings schon vor Monaten bei Pegida-Aufmärschen in Mecklenburg-Vorpommern verbreitet.

Während die Teilnehmerzahl und der Ablauf des Pogida-Aufmarsches ebenso wie die weit höhere Zahl der Gegenproteste sich  nicht von den vorherigen Pogida-Veranstaltungen unterschieden (bnr.de berichtete), wurde die Aktion erstmals von dem Potsdamer Holger Schmidt geleitet. Der bisherige Anmelder Christian Müller, der bisher alle Pogida-Aufmärsche angemeldet hatte, übertrug Schmidt, von dem nur bekannt ist, dass er im Sicherheitsgewerbe gearbeitet hat und zurzeit erwerbslos ist, diese Aufgaben.

Rat vom rechten Szeneanwalt

Er sei mit der Organisierung der Pogida-Aufmärsche überfordert und wollte sich ins Privatleben zurück ziehen, begründete Müller seine Demission. Tatsächlich droht dem mehrmals verurteilten Mann erneut Haft. Wegen Körperverletzung ist er  vom Amtsgericht Potsdam  zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt worden, die noch nicht rechtskräftig ist.  Müller  hofft darauf, dass die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wird.

Bei dem Verfahren wird er von einem rechten Szeneanwalt vertreten, der ihm auch zur dazu geraten habe, seine exponierte Position bei Pogida aufzugeben. „Ich will dem Gericht beweisen, dass ich mich geändert habe“,  begründete Müller gegenüber den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (PNN) seinen Rückzug aus der ersten Reihe.  Als Pressesprecher von Pogida will er allerdings weiterhin  fungieren.

Der bisherige Sprecher Herbert Heider  wurde am 7. April abgesetzt und von dem neuen Organisationsleiter Schmidt von dem  gestrigen Aufmarsch ausgeschlossen. Dahinter stecken offensichtlich Querelen über die Frage, wie rechts Pegida künftig sein soll. Heider wollte den Aufmarsch auf ein neues Fundament stellen und aus dem Dunstkreis der Neonazi-Szene lösen,  um anschlussfähiger zur  seriösen Rechten zu werden.

Doch der  Postenstreit bei Pogida könnte bald obsolet werden, weil unklar ist, ob es die Aufmärsche  weiter geben wird.  Gegenüber der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (MAZ) bestätigte Müller: „Pogida löst sich auf“.  Daher ist auch offen, ob der für den 11. Mai angekündigte erneute Aufmarsch in Potsdam überhaupt noch stattfinden wird.

aus:

http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/pogida-dreht-sich-im-kreis

Peter Nowak