Klimaschutz mit oder ohne Marktwirtschaft?

(K)ein Streitgespräch

Nach der Debatte blieb die Erkenntnis, dass das Klima weder durch Marktwirtschaft à la Kolev noch durch Kriegswirtschaft à la Herrmann verbessert wird. Das hat die Klimagerechtigkeitsbewegung in großen Teilen verstanden. Dort wird zum Beispiel das neue Buch des japanischen Soziologen Kohei Saito gelesen, der gute Argumente auflistet, warum wir uns auch aus ökologischen Gründen den Kapitalismus in keiner Form mehr leisten können

„Kann man Umweltschutz und Kapitalismus miteinander verbinden? Ein Gespräch mit Ulrike Herrmann und Stefan Kolev.“ Ein Streitgespräch zu so einem Thema verspricht Unterhaltung und Spannung. Trotzdem war die Debatte am 15. Januar im gut besuchten Versammlungsraum der Taz-Redaktion in Berlin-Kreuzberg ziemlich enttäuschend, wenn auch nicht langweilig. Die Taz-Redakteurin Herrmann und der …

… liberale Ökonom Kolev sind ein eingespieltes Team und bauen auch kleine persönliche Spitzen ein. So bezeichnete der überzeugte Marktwirtschaftler Kolev seine Kontrahentin schon mal als „Teufelin“ und ihr Konzept als „Hölle“. Im Anschluss amüsierten sich beide bei einem Glas Wein. Denn die Diskussion hatte ein Manko. Beide sind überzeugte Fans des Kapitalismus. Nicht nur Kolev, auch Herrmann betonte, welch großen Wohlstand dieses Wirtschaftssystem über die Menschheit gebracht habe. Nur leider könne der Kapitalismus nicht das Klima retten, bedauerte Herrmann. Doch hier meinte sie die Marktwirtschaft. Deshalb schlägt Herrmann eine Art kapitalistische Planwirtschaft vor, bei der dann, wie sie betont, weiter Profite gemacht werden können. Nur müsse der Staat als ideeller Gesamtkapitalist dafür sorgen, dass die Produktion massiv schrumpft, um die Klimaziele zu erreichen.

Bei dieser Idee greift sie auf das historische Beispiel der britischen Kriegswirtschaft von 1939 bis 1945 zurück (Rabe Ralf Juni 2020, S. 12). Herrmann, die darüber ein populäres Buch geschrieben hat, sagte selbst, dass dieser Vergleich eher zufällig gewählt sei. Kolev hatte es da leicht, die zahlreichen Schwachpunkte in dem Konzept aufzuspießen. Beispielsweise fragte er, welche demokratischen Rechte bei einem solchen Schrumpfkapitalismus erhalten bleiben sollen. Selbst hat er nur das hohe Lied auf die kapitalgetriebene Innovation als Alternative anzubieten.

So blieb nach der Debatte die Erkenntnis, dass das Klima weder durch Marktwirtschaft à la Kolev noch durch Kriegswirtschaft à la Herrmann verbessert wird. Das hat die Klimagerechtigkeitsbewegung in großen Teilen verstanden. Dort wird zum Beispiel das neue Buch des japanischen Soziologen Kohei Saito gelesen, der gute Argumente auflistet, warum wir uns auch aus ökologischen Gründen den Kapitalismus in keiner Form mehr leisten können (Rabe Ralf Oktober 2012, S. 22).

Peter Nowak 

Das Gespräch bei Youtube: lmy.de/kolev