Nach dem Scheitern des Berliner Mietendeckels am Bun desverfassungsgericht steigt die Konfliktbereitschaft von Mieter*innen. So haben sich Mieter*innen in 22 Häusern der Blaczko-Hausverwaltung vernetzt. Diese war nach dem Scheitern des Mietendeckels dadurch aufgefallen, dass sie nicht nur …
… die sofortige Zahlung der ausstehenden Mietbeträge einforderte, sondern die Aufforderungen noch mit hämischen Bemerkungen garnierte. So begannen die E-Mails nicht mit der üblichen Grußformel, sondern mit den Worten: „Zu früh gefreut“. Dieser Umgang habe viele Mieter*innen besonders getroffen, erklärt Mio Becker ge genüber der taz. Er ist Mitbegründer der Berliner Mieter*innengewerkschaft, die sich im letzten Jahr gegründet hat. „Wir haben in den 22 uns bekannten Blaczko-Häusern Flyer verteilt und sind so in Kontakt mit den Mieter*innen gekommen, die sich schon vorher ausgetauscht haben“, berichtet Becker.
Reguläre Mietverträge
Dann hätten sich online so fort Mieter*innen gemeldet, die dann gemeinsam den offe nen Brief an Uscher Blaczko ver fasst haben. Der Besitzer einer Wohnungsverwaltung mit Sitz in Berlin und Miami wurde auf gefordert, jeglichen Druck auf Mieter*innen zu unterlassen, die ihre Rechte einfordern. Au ßerdem fordern die Mieter*in nen ihren Vermieter zur Einhal tung der Mietpreisbremse und zur Umwandlung von Teil und Untermietverträgen in reguläre Mietverträge sowie zur fristge rechten Behebung von Repara turen auf.
Mieter*innen der Blaczko Hausverwaltung hätten schon länger bemängelt, dass Repara turanzeigen ignoriert würden, heißt es in dem Schreiben. Zu dem monieren sie Mieten, die in der Vergangenheit bis zu 50 Pro zent über dem Mietspiegel la gen, sowie Pauschalen für nicht existierende Möbel. Eine weitere Forderung der Mieter*innen ist die Entfernung der Videoüberwachungskameras und Kameraattrappen, die ohne die nötige Zustimmung aller Mieter*innen in einigen Häusern ins talliert und betrieben wurden.
Im Zuge der Vernetzung ha ben die Mieter*innen festge stellt, dass kleinere und größere Ungerechtigkeiten in den Mietverhältnissen keine Einzelfälle, sondern Blaczko-Standard zu sein scheinen, so Becker. Auch in Miami haben sich inzwischen Mieter*innen vernetzt und sind an die Öffentlichkeit gegangen. Peter Nowak
https://taz.de/Nach-dem-Mietendeckel-in-Berlin/!5767879/