Maria Mies stritt konsequent gegen kapitalistische Globalisierung, für Emanzipation und Solidarität

Ökofeministin und Aufrüstungsgegnerin

Ende der 90er Jahre war Maria Mies an vorderster Front im Kampf gegen ein Welthandelsabkommen im Interesse der großen Konzerne zu finden. Sie stritt gegen die kapitalistische Globalisierung, unter anderem bei Feminist Attac, einem Frauennetzwerk innerhalb der globalisierungskritischen Organisation. Auch der Rabe Ralf druckte seitenweise ihre Texte.

„Wir schreiben unsere Geschichte, indem wir sie machen.“ Das war der Leitspruch von Maria Mies, die am 15. Mai im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Sie selbst hat als Feministin und Antimilitaristin Geschichte geschrieben. In den 1980er Jahren spielte sie als …

… Ökofeministin eine wichtige Rolle in der Frauenbewegung der Bundesrepublik. Sie und ihre Mitstreiterinnen füllten damals Hörsäle, ihre Schriften waren weit verbreitet.

Protest gegen Krieg und Wiederbewaffnung

Politisiert hatte sich Maria Mies, die 1931 in einer kinderreichen Familie in einem Eifeldorf geboren worden ist, schon lange vor Bildung der APO, der Außerparlamentarischen Opposition. Sie musste und konnte sich früh gegen patriarchale Traditionen durchsetzen. Für Maria Mies war bereits in den 1950er Jahren klar, dass sie nicht den typischen Lebensweg einer jungen Frau aus einem Dorf in der Provinz beschreiten wollte, der sich auf Küche, Kinder und Kirche beschränkte. In der Ausbildung als Lehrerin, die sie 1947 begann, sah sie eine Möglichkeit der Emanzipation von Rollenklischees. Ebenso wichtig war ihr politisches Engagement. „Wir diskutierten über die Wiederbewaffnung, die wir alle ablehnten. ‚Nie wieder Krieg!‘ – diesen Slogan hielten wir hoch“, erinnerte sich Maria Mies später an ihre Auseinandersetzungen mit einer Ortsgruppe der Jungen Union, der Jugendorganisation der CDU.

Aus der Enge der formierten Gesellschaft von Konrad Adenauer und Ludwig Erhard floh Maria Mies schließlich nach Indien – selbstbewusst hatte sie sich auf eine Stelle als Lektorin beim dortigen Goethe-Institut beworben. Als ihre Tätigkeit in Indien im Dezember 1967 beendet war, kehrte sie in ein Land zurück, in dem sich, ausgehend von den Studentenrevolten an den Hochschulen und Universitäten, grundlegende gesellschaftliche Veränderungen zu vollziehen schienen. Maria Mies war mittendrin, beteiligte sich an Protesten gegen den Vietnamkrieg, gegen die Notstandsgesetze und gegen weitere Aufrüstung. Mit Unverständnis reagierte sie allerdings auf Vorstöße von Feministinnen wie Alice Schwarzer, für die zur Gleichberechtigung der Frauen auch die Forderung gehörte, ihnen den Dienst in der Bundeswehr zu ermöglichen. Maria Mies verwies dagegen immer wieder auf die Verdienste der von Frauen getragenen Friedensbewegung, deren Theorie von einer besonderen Friedfertigkeit des weiblichen Geschlechts aber durchaus umstritten blieb.

Befreiung der Frauen und der Natur

Anfang der 70er Jahre setzte sie sich für ein autonomes Frauenhaus als Zufluchtsort vor häuslicher Gewalt ein. Auf wissenschaftlichem Gebiet wurde die Soziologieprofessorin gemeinsam mit Veronika Bennholdt-Thomsen und Claudia von Werlhof zu einer Exponentin eines feministischen Ansatzes, der auf entsprechende blinde Flecken des Marxismus reagierte und unter anderem die entgeltlose Hausarbeit von Frauen kritisierte. „Frauen, die letzte Kolonie: Zur Hausfrauisierung der Arbeit“ hieß ein in den 80er Jahren weltweit populäres Buch der drei Feministinnen.

Ende der 90er Jahre war Maria Mies an vorderster Front im Kampf gegen ein Welthandelsabkommen im Interesse der großen Konzerne zu finden. Sie stritt gegen die kapitalistische Globalisierung, unter anderem bei Feminist Attac, einem Frauennetzwerk innerhalb der globalisierungskritischen Organisation. Auch der Rabe Ralf druckte seitenweise ihre Texte. Mit der indischen Aktivistin Vandana Shiva verfasste sie das Buch „Ökofeminismus – die Befreiung der Frauen, der Natur und unterdrückter Völker“. Der Einsatz von Maria Mies gegen Militarismus, für Emanzipation und Solidarität mit den ausgebeuteten und unterdrückten Menschen weltweit bleibt unvergessen. Maria Mies hat Geschichte geschrieben.

Peter Nowak


„Mit dem, was Männer heute machen, will ich nicht gleichgestellt werden“

„Mit dem, was Männer heutzutage im kapitalistischen Patriarchat machen, will ich nicht gleichgestellt werden. Die Männer verkörpern nicht das ideale Menschenbild für mich. Die Menschen sollen nicht sein, wie die patriarchalischen Männer heute sind. Egal in welchem Land. Wir haben in Deutschland eine Bundeskanzlerin und eine Verteidigungsministerin. Dadurch wirkt das Land vermeintlich fortschrittlich. Viele Feministinnen denken so. Aber die Politik, die diese beiden betreiben, ist dieselbe, sie ist patriarchalisch, ist kapitalistisch, sie ist kolonialistisch – wie eh und je. Was geändert werden muss, ist dieses ganze Bild, die ganze Vorstellung und die ganze Weltanschauung, die den idealen Menschen im Mann sieht.“ (Maria Mies)

Weitere Informationen: www.contraste.org/zur-wuerdigung-von-maria-mies

Maria Mies im Raben Ralf: www.grueneliga-berlin.de/sehnsucht