How to Blow Up a Pipeline, Regie: Daniel Goldhaber USA 2022, 104 min OmU, FSK 16 bereits im Kino

Action ohne Reue

Unterhaltsamer Thriller mit umweltpolitischem Hintergrund. Denn fast alles, was schiefgehen kann, geht schief, was bei einer so bunt zusammengesetzten Gruppe nicht verwunderlich ist. Der Film ist auch deswegen bemerkenswert, weil hier keine Szene auftaucht, wo die Militanten ihr frevelhaftes Tun erkennen und Abbitte leisten.

Wie man eine Pipeline in die Luft jagt“ war 2020 der Titel eines Sachbuchs des schwedischen Geografen und Ökosozialisten Andreas Malm. Der Inhalt wird allerdings der verbalmilitanten Überschrift nur bedingt gerecht. In dem Bestseller erörtert Malm philosophische Fragen von Gewalt und Militanz im Angesicht des Klimawandels. Wenn er dann den Kampf gegen den Naziterror im Warschauer Ghetto mit heutigen Klimaaktivist*innen vergleicht, leistet er auch noch einen Beitrag zur Relativierung des Vernichtungsantisemitismus. Auf solche Irrwege begibt sich zum Glück der Film „How to Blow Up a Pipeline“ nicht, der sich von Malms Buch nur den Titel geliehen hat. Ansonsten bekommen wir über …

… 100 Minuten spannungsreiche Unterhaltung mit politischem Hintergrund geboten. Wir begleiten eine Gruppe sehr unterschiedlicher Menschen, die für ein Wochenende aus ihrem Alltagsleben aussteigen und sich in ein verlassenes Haus in einer menschenleeren Gegend der USA begeben. Die Gruppe will eine Ölpipeline sprengen.

Keine Bekehrungsszene 

Alles Private der Figuren wird zunächst im Film bewusst ausgespart. Erst im Laufe der Handlung werden die einzelnen Personen in ihrem sonstigen Leben vorgestellt. Zumindest in Ansätzen werden so auch die unterschiedlichen Beweggründe für ihren Ökoaktivismus deutlich. So erfahren wir in der Rückblende, dass die Mutter der Indigenen Xochitl bei einer Hitzewelle gestorben ist. Michael, der zunächst als ein besonders in sich gekehrter Mensch erscheint, was sich aber bald als Irrtum herausstellt, wächst in einer Gegend auf, in der die Umweltverschmutzung durch die Ölförderung weit fortgeschritten ist. Die Arbeit in einer der Umweltorganisationen, die das Treiben der Ölkonzerne nicht weiter beeinträchtigen, interessiert ihn nicht mehr. Dann ist da noch ein scheinbar typischer Cowboy, der Haus und Land verliert, weil er sich mit den Ölkonzernen anlegt, und so zum Militanten wird. Sie alle haben sich zusammengerauft und in dem durchaus kurzweiligen Film sehen wir bei ihrer militanten Aktion zu, die immer wieder zu scheitern droht.

Denn fast alles, was schiefgehen kann, geht schief, was bei einer so bunt zusammengesetzten Gruppe nicht verwunderlich ist. Der Film ist auch deswegen bemerkenswert, weil hier keine Szene auftaucht, wo die Militanten ihr frevelhaftes Tun erkennen und Abbitte leisten. Solche Szenen finden sich tatsächlich in einigen Filmen, die sich in den letzten Jahren mit militantem Ökoaktivismus befassten. Dass wir hier davon verschont bleiben, ist schon allein ein Lob wert. Dafür gibt es einige besonders klischeehafte Szenen, die für den Spannungsbogen durchaus entbehrlich gewesen wären. Auch die Art, wie das FBI in dem Film noch seinen Auftritt hat, führt beim Lob zu einigen Abstrichen. Doch es ist ja kein Propagandafilm, sondern ein Actionfilm mit politischem Hintergrund. Dafür kann der Film allemal durchgehen.

Peter Nowak

How to Blow Up a Pipeline
Regie: Daniel Goldhaber
USA 2022, 104 min
OmU, FSK 16
bereits im Kino

www.howtoblowupapipeline.film