1500 Menschen protestieren in Kassel gegen Aufrüstung und Militarisierung der Gesellschaft

Von Krauss-Maffei bis zur Documenta

Zunächst stand allerdings der praktische Antimilitarismus im Vordergrund. Am Freitag begann schon am frühen Morgen eine Blockade der Frühschicht der Krauss-Maffai-Werke in Kassel, die daraufhin ausfiel. »Unser Ziel war es, die Waffenproduktion lahmzulegen – und das haben wir geschafft«, sagt Gerd Sauer vom Bündnis »Rheinmetall entwaffnen«. Die Polizei versuchte, die Blockaden unter Einsatz von Pfefferspray aufzulösen. Zu größeren Auseinandersetzungen kam es allerdings nicht. Konsens unter den Antimilitarist*innen waren Aktionen des zivilen Ungehorsams.

»Lasst uns an der Rüstung sparen und dafür für neun Euro fahren.« Diese Parole war am Samstagnachmittag in Kassel öfter zu hören. Skandiert wurde sie von Antimilitarist*innen, die zu einer bundesweiten Demonstration unter dem Motto »Kassel entwaffnen ist keine Kunst« aufgerufen haben. Rund 1500 Menschen nahmen daran teil. Mit zahlreichen Transparenten bildeten die Antimilitarist*innen aus der ganzen Republik, die seit vergangenen Dienstag in der Kasseler Goetheanlage ihr Camp aufgeschlagen hatten, eigene Blöcke. Im Rahmen der Aktionstage fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, beispielsweise über die Geschichte der …

… Antikriegsbewegung gegen den 1. Weltkrieg. Die erste Zimmerwalder Konferenz, auf der sich Kriegsgegner*innen aus ganz Europa in der Schweiz getroffen hatten, begann am 4. September 1915, also vor fast 107 Jahren. »Solche geschichtlichen Daten sind heute weitgehend unbekannt«, begründete ein Mitglied der Camporganisation, warum auch auf theoretische Beiträge Wert gelegt wurde.

Zunächst stand allerdings der praktische Antimilitarismus im Vordergrund. Am Freitag begann schon am frühen Morgen eine Blockade der Frühschicht der Krauss-Maffai-Werke in Kassel, die daraufhin ausfiel. »Unser Ziel war es, die Waffenproduktion lahmzulegen – und das haben wir geschafft«, sagt Gerd Sauer vom Bündnis »Rheinmetall entwaffnen«. Die Polizei versuchte, die Blockaden unter Einsatz von Pfefferspray aufzulösen. Zu größeren Auseinandersetzungen kam es allerdings nicht. Konsens unter den Antimilitarist*innen waren Aktionen des zivilen Ungehorsams. 

Das wurde auch während der Proteste am Samstag deutlich. Die Polizei versuchte mehrmals, einzelne Personen aus dem Demozug herauszuziehen, nachdem ein Feuerwerk entzündet wurde. Über den Lautsprecherwagen wurde die Polizei wiederholt aufgefordert, Abstand zu der Demonstration zu halten. »Es gab keinerlei Angriffe aus der Demonstration«, betonte eine Rednerin. Im hinteren Teil des Protestzugs hatten sich auch Aktivist*innen des Kasseler Friedensforums mit Kindern und Fahrrädern eingereiht. Vertreten waren auch Mitglieder der Linkspartei, der DKP, der SDAJ und der MLPD. Nicht willkommen waren Mitglieder der Partei »Die Basis« aufgrund ihrer Nähe zur Bewegung der Querdenker*innen.

Die Kasseler Bevölkerung reagierte auf die Protestaktion überwiegend interessiert, Ablehnung gab es kaum. Die Demonstrant*innen versuchten immer wieder, ihre Militarismuskritik mit konkreten sozialen Fragen zu verbinden. »Gesundheit statt Rüstung« – dieser Slogan stand in verschiedenen Sprachen auf Fahnen und Transparenten. Ohnehin war der Aufzug sehr internationalistisch. Deutlich zu sehen waren die Fahnen der kurdischen Bewegung, die in Rojava eine selbstorganisierte Gemeinde aufbauen will. Eine Rednerin solidarisierte sich mit der baskischen Befreiungsbewegung. Eine andere ging auch auf die Kunstschau Documenta ein, die aktuell an verschiedenen Orten in Kassel zu sehen ist. Dabei lobte sie ausdrücklich, dass dort Kunstkollektive aus dem globalen Süden eine zentrale Rolle spielen. Zudem behandelten viele der ausgestellten Arbeiten soziale Kämpfe in unterschiedlichen Ländern. Die Rednerin bedauerte, dass dieser Aspekt in der Berichterstattung über die Documenta kaum erwähnt werde, sondern sich viele Medien auf die Antisemitismusdebatte rund um einzelne Arbeiten konzentrierten.

Die Demonstration war für Antimilitarist*innen der Abschluss einer Woche mit vielen Diskussionen und Protesten. Sie zogen ein insgesamt positives Fazit. »Wir haben schon befürchtet, dass durch den Ukraine-Krieg weniger Menschen kommen. Doch tatsächlich hat der Militarismus auf beiden Seiten dazu geführt, dass mehr Menschen wieder die Notwendigkeit eines aktiven Antimilitarismus erkennen«, äußert sich ein Mitorganisator positiv über die rege Teilnahme an den Diskussionen und Aktionen in den letzten Tagen. Peter Nowak