Initiative erinnert an Angriff von Neonazis in Charlottenburg 1992 und beklagt heutige Aktivitäten dort

Gedenken an Günter Schwannecke

Günter Schwannecke war Vater, Künstler, Galerist. Wir wollen ihm ein Gesicht geben“, erklärte Dianah König von der Günter-Schwannecke- Gedenkinitiative. Dass Günter Schwannecke heute nicht mehr auf seine Wohnungslosigkeit reduziert wird, ist ein Verdienst der Gedenkinitiative. Durch ihre beharrliche Arbeit hat sie erreicht, dass er offiziell in die Liste der Opfer rechter Gewalt aufgenommen wurde. 2018 wurde der Tatort, der Spielplatz, nach ihm be-nannt.

Große Plakate hingen Montagabend auf dem Gitter auf einen Spielplatz, wo sich in Charlottenburg die Fritsche- und die Pestalozzistraße kreuzen. Sie zeigen den Mann, nach dem seit vier Jahren auch der Spielplatz benannt. Ist: Günter Schwannecke. Er wurde am 29. August 1992 auf diesen Platz von Neonazis so schwer verletzt, dass er wenige Tage später im Krankenhaus gestorben ist. Sein Freund, der ebenfalls von den Rechten angegriffen wurde, überlebte schwerverletzt. Beide Männer hatten eine Gruppe von …

… Studierenden aus Sri Lanka verteidigt, die von dem Naziduo zunächst beleidigt und geschlagen wurden. Dieser Neonazimord in Westberlin wurde wenige Tage nach den dem rassistischen Pogrom von Rostock weitgehend vergessen. In vielen Medien hieß es, ein wohnungsloser Mann sei bei einer Schlägerei gestorben.

„Doch Günter Schwannecke war Vater, Künstler, Galerist. Wir wollen ihm ein Gesicht geben“, erklärte Dianah König von der Günter-Schwannecke- Gedenkinitiative. Sie hat gemeinsam mit dem „Niemand ist vergessen“-Netzwerk die Gedenkveranstaltung organisiert.

In Redebeiträgen wurde darauf aufmerksam gemacht, dass sich Rechte aller Couleur bis heute weitgehend in Charlottenburg-Wilmersdorf und Umgebung ungestört betätigen können. Die AntifaschistInnen erinnerten daran, dass die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit dort ebenso ihr Domizil hat wie die Bibliothek des Konservatismus, wo auch ReferentInnen aus der Grauzone zwischen Rechtskonservatismus und extremer Rechter auftreten.

Verlesen wurde ein Beitrag des Publizisten Lucas Teidelbaum, in dem er sich mit den Neonaziangriffen auf Wohnungs- und Obdachlose befasste. Seit 1990 sind 28 Menschen nach rechten Angriffen gestorben. In den Medien werde dann oft nur vom Tod eines Obdachlosen berichtet.

Dass Günter Schwannecke heute nicht mehr auf seine Wohnungslosigkeit reduziert wird, ist ein Verdienst der Gedenkinitiative. Durch ihre beharrliche Arbeit hat sie erreicht, dass er offiziell in die Liste der Opfer rechter Gewalt aufgenommen wurde. 2018 wurde der Tatort, der Spielplatz, nach ihm benannt.

Am Montagabend konnte man dort auf den Plakaten auch einen Teil der Bilder se- hen, die Schwannecke im Laufe seiner künstlerischen Arbeit erstellt hat. Dabei hat er immer die Gesellschaft kritisch beobachtet. So finden sich auf einen am Montag dort präsentierten Bild aus den 1970er Jahren die Fahndungsplakate, mit denen damals nach den RAF-Mitgliedern gesucht wurde. Peter Nowak

Erstveröffentlichungsort:
https://taz.de/!5874946/