Stuttgarter Initiative fordert Gedenken für Alfred Hausser
Wenn es nach Lothar Eberhard geht, soll es am 12. August 2023, dem 20. Todestag Haussers, ein öffentliches Gedenken geben. Seine Initiative wird von der kommunalen Stuttgarter Wähler*innengruppe SÖS unterstützt. Auch der Stuttgarter Gewerkschafter und Linksparteipolitiker Bernd Riexinger sagt zu »nd«: »Eine Ehrung Haussers mit einem öffentlichen Gedenkort ist angebracht.«

»Kaum einer hat so konsequent wie er sein Leben in den Dienst der Arbeiterbewegung und des Antifaschismus gestellt. Dafür gebührt ihm auch heute noch Dank und Respekt.« Eine Würdigung Alfred Haussers zu dessen hundertstem Geburtstag am 27. August 2012 durch den damaligen Landesvorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) von Baden-Württemberg, Nikolaus Landgraf. Im Stuttgarter DGB-Haus ist ein Saal nach dem Antifaschisten benannt, doch in der Öffentlichkeit erinnert nichts an den Mann, der elf Jahre in den Gefängnissen und Konzentrationslagern des NS-Regimes verbringen musste und der Zeit seines Lebens für die Entschädigungen von Zwangsarbeiter*innen kämpfte. Das will der gebürtige Schwabe Lothar Eberhardt ändern. Wenn es nach ihm geht, soll es am …

… 12. August 2023, dem 20. Todestag Haussers, ein öffentliches Gedenken geben. Er erinnert sich an die wichtige Rolle, die der Widerstandskämpfer für ihn spielte: »1972, als ich der Württemberger Naturfreundejugend beitrat, hörte ich zum ersten Mal von ihm. Bei Themen wie Widerstand und Nationalsozialismus waren die Naturfreunde Alfred Hausser und der Metzinger Widerstandskämpfer Albert Fischer in unserem Bezirk immer begehrte Zeitzeugen.« Seine Initiative wird von der kommunalen Stuttgarter Wähler*innengruppe SÖS unterstützt. Auch der Stuttgarter Gewerkschafter und Linksparteipolitiker Bernd Riexinger sagt zu »nd«: »Eine Ehrung Haussers mit einem öffentlichen Gedenkort ist angebracht.«

Ab August 1934 arbeitete Hausser für die verbotene KPD. Er wurde verhaftet, vor dem Volksgerichtshof mit zehn weiteren Beschuldigten eines »hochverräterischen Unternehmens« angeklagt und als Rädelsführer zu einer 15-jährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Mehrere Jahre saß er unter erschwerten Haftbedingungen in einer Einzelzelle des Zuchthauses Ludwigsburg und musste beim Bosch-Konzern Zwangsarbeit leisten. 1943 wurde er in die Haftanstalt Celle und 1945 ins Gefängnis nach Wolfenbüttel verlegt, wo er durch die US-Armee befreit wurde. 

Wie viele Antifaschist*innen stürzte sich auch Hausser in die Arbeit für eine Gesellschaft ohne Militarismus und Faschismus. Dabei setzte er große Hoffnungen auf ein Bündnis verschiedener antifaschistischer Gruppen, mit denen die Zersplitterung der NS-Gegner*innen am Ende der Weimarer Republik überwunden werden sollte. In Baden-Württemberg gab es nach 1946 Bestrebungen, eine einheitliche sozialistische Partei zu gründen, in der Kommunist*innen und Sozialist*innen zusammenarbeiten sollten. Die Alliierten unterbanden solche Bestrebungen.

Bald waren Antifaschist*innen wieder Repressalien ausgesetzt. 1950 musste Hausser wegen einer Erklärung gegen den Korea-Krieg eine mehrwöchige Haftstrafe in dem Zuchthaus Ludwigsburg absitzen. Doch er ließ sich nicht entmutigen. Er begründete die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes mit und unterstützte Anfang der 1970er Jahre die Öffnung der Organisation für junge Antifaschist*innen. Die junge Generation gegen die rechte Gefahr zu mobilisieren, war Hausser ein besonderes Anliegen. Peter Nowak