Das Urteil gegen Ernst-Ludwig Iskenius ist hart, dabei ist das Vergehen kein großes: Er hat am Tagebau Garzweiler II musiziert.

Teure Töne Ein Klimaaktivist wurde zu einer hohen Geldstrafe

. Ob vor Flüchtlingsheimen, Gefängnissen oder im Kohletagebau bei Garzweiler, immer wieder lässt Lebenslaute widerständige Töne in einer unmenschlichen Umgebung laut werden. Da#bei fragen die Musiker*innen nicht bei denen um Erlaubnis, die für diese Zustände verantwortlich sind.Deshalb wurde Iskenius wegen Hausfriedensbruchs verurteilt. Mit dem Konzert im vorigen August hatten er und seine Mitstrei#ter*innen die Unterbrechung der Kohleab#aggerung für mehrere Stunden erreicht.

6050 Euro Strafe soll Ernst-Ludwig Iskenius zahlen. Dazu wurde der Arzt vom Amtsgericht Grevenbroich am 12. Mai verurteilt. Iskenius ist gesellschaftspolitisch unter anderem in der Friedensorganisation IPPNW und der Musikgruppe Lebenslaute engagiert. Seine zivilgesellschaftlichen Aktivitäten sind auch Grund für die hohe Strafe.Ihm wurde zur Last gelegt, im vorigen Jahr am 15. August …

… auf einem Areal musiziert zu haben, das von dem Energiekonzern RWE für die Abbaggerung von Kohle genutzt wird. »Mit Achtel und Triole gegen Klimakiller Kohle« lautete das Motto mit dem die Band Le#benslaute am 15. August 2021 in und um den Tagebau Garzweiler II im nördlichen Rheinischen Braunkohlerevier an drei Stellen Konzerte gab.
Die Musikgruppe Lebenslaute gibt es seit mehr als drei Jahrzehnten, sie macht »widerständige Musik an unmöglichen Orten«. Bei der Wahl ihrer Konzertorte lassen sie sich »nicht durch herrschende Vorschriften einschränken«, schreiben sie auf ihrer Internet#seite: »Im Gegenteil: Lebenslaute-Aktionen suchen die politische Konfrontation durch angekündigten und bewussten Gesetzesüber#tritt (Zivilen Ungehorsam).«
»Widerständige Musik an unmöglichen Orten« lautet auch der Titel eines im Verlag Graswurzelrevolution veröffentlichten Bu#ches, in dem nicht nur die Geschichte von Le#benslaute erzählt wird. Dem Buch liegt auch eine DVD mit Hörbeispielen vom widerständigen Eingreifen der Band bei. Ihr Repertoire reicht dabei von Beethoven bis Rio Reiser. Ob vor Flüchtlingsheimen, Gefängnissen oder im Kohletagebau bei Garzweiler, immer wieder lässt Lebenslaute widerständige Töne in einer unmenschlichen Umgebung laut werden. Da#bei fragen die Musiker*innen nicht bei denen um Erlaubnis, die für diese Zustände verantwortlich sind.Deshalb wurde Iskenius wegen Hausfriedensbruchs verurteilt. Mit dem Konzert im vorigen August hatten er und seine Mitstrei#ter*innen die Unterbrechung der Kohleab#aggerung für mehrere Stunden erreicht. Ziel der Aktion war die Unterstützung des Klimacamps in Lützerath, mit dem ebenfalls im August 2021 Klimaaktivist*innen für einen sofortigen Stopp der Kohleabbaggerung kämpften. Zudem ging es Lebenslaute mit ih#er musikalischen Intervention um den Erhalt der noch nicht abgebaggerten Dörfer. »Nur mit einem sofortigen Stopp der weiteren Kohleverstromung ist die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten, zu deren Einhaltung sich die Bundesrepublik völkerrechtlich verbindlich verpflichtet hat«, betonte Lebenslaute in einer Erklärung, die ein Widerspruch zu dem harten Urteil ist, mit dem der Richter noch über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinausging.Dabei hat auch die Anklagebehörde den Arzt als unbelehrbar bezeichnet. Der Richter begründete die hohe Geldstrafe damit, dass Iskenius vorbestraft sei. Schließlich hat er sich schon öfter an zivilgesellschaftlichen Aktionen wie Konzerten von Lebenslauten beteiligt. So wurden die Musiker*innen am 15. August von RWE-Mitarbeiter*innen, aber auch von Angestellten des Sicherheitsdienstes im Tagebau-Garzweiler angegriffen. »Noch auf der Böschung wurden wir vom Wachschutz attackiert, das setzte sich auf der ersten Ebene des Tagebaus fort«, kritisieren Mitglieder von Lebenslaute. Peter Nowak

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