Antimilitaristen protestierten anlässlich der Hauptversammlung von Rheinmetall gegen dessen Rüstungsgeschäfte

Panzerbauer am Pranger

In Ber­lin betei­lig­ten sich rund 50 Men­schen an einer Kund­ge­bung vor dem Sitz des Zen­tra­len Bun­des­ver­ban­des der deut­schen Sicher­heits- und Ver­tei­di­gungs­in­dus­trie (BDSV), einem Lob­by­ver­band der Rüs­tungs­bran­che. In des­sen Vor­stand sitzt auch Rhein­me­tall-Chef Pap­per­ger. Das Bünd­nis Rhein­me­tall Ent­waff­nen will die deut­schen Waf­fen­schmie­den im Auge behal­ten. Vom 30. August an ver­an­stal­tet es erneut ein anti­mi­li­tä­ri­sches Akti­ons­camp in Kas­sel.

Das Auf­rüs­tungs­pro­gramm der Bun­des­re­gie­rung lässt die Her­zen in den deut­schen Rüs­tungs­schmie­den höher schla­gen. So auch im Rhein­me­tall-Kon­zern. Der größ­te deut­sche Her­stel­ler von Kriegs­ge­rät hielt am Diens­tag in Düs­sel­dorf sei­ne Haupt­ver­samm­lung ab. Vor­stands­chef Armin Pap­per­ger sag­te beim Tref­fen der Aktio­nä­re, er gehe davon aus, dass das Unter­neh­men sein Geschäfts­vo­lu­men mit der Bun­des­wehr künf­tig auf vier Mil­li­ar­den Euro jähr­lich ver­dop­peln wird. des größ­ten deut­schen Rüs­tungs­kon­zerns. Kurz nach Beginn des rus­si­schen Angriffs auf die Ukrai­ne hat­te Rhein­me­tall eine Lis­te von Rüs­tungs­gü­tern vor­ge­legt, deren Aus­lie­fe­rung rela­tiv kurz­fris­tig star­ten könn­te, dar­un­ter Pan­zer, Mili­tär­last­wa­gen, Flug­ab­wehr­tür­me und Muni­ti­on. Der Kurs der Rhein­me­tall-Aktie ist seit Kriegs­be­ginn Ende Febru­ar um das Zwei­ein­halb­fa­che gestiegen. Par­al­lel zur Haupt­ver­samm­lung fan­den am Diens­tag in meh­re­ren Städ­ten Pro­test­ak­tio­nen …

… des Bünd­nis­ses »Rhein­me­tall ent­waff­nen« statt, unter ande­rem an der Kon­zern­zen­tra­le in Düs­sel­dorf, in Ber­lin, Nürn­berg und Bre­men. Das Bünd­nis for­dert auch in Kriegs­zei­ten wei­ter die Schlie­ßung des Kon­zerns. Direk­te Inter­ven­tio­nen auf der Haupt­ver­samm­lung waren erneut nicht mög­lich, weil sie zum drit­ten Mal in Fol­ge über­wie­gend online statt­fand. Sehr zum Ver­druss von Moni­ka Schni­cke von der Stif­tung Ethik und Öko­no­mie (Ethe­con), die die Pro­tes­te unter­stützt. Sie beklag­te gegen­über »nd« zudem, dass die sich aus­brei­ten­de Kriegs­stim­mung nach dem rus­si­schen Ein­marsch in die Ukrai­ne dafür sor­ge, dass Argu­men­te für Abrüs­tung immer weni­ger Unter­stüt­zer finden.

Doch für Schni­cke ist klar, dass wei­te­re Auf­rüs­tung nicht die Lösung ist. Sie erin­nert an die Krie­ge, die aktu­ell mit deut­schen Waf­fen in ver­schie­de­nen Tei­len der Welt geführt wer­den, bei­spiels­wei­se im Jemen oder im kur­di­schen Teil des Irak. Bei Pro­tes­ten dage­gen habe die Poli­zei das Zei­gen von Fotos der Opfer die­ser Krie­ge mit der Begrün­dung unter­sagt, Pas­san­ten müss­ten vor der ver­stö­ren­den Wir­kung sol­cher Bil­der geschützt wer­den. Beim Krieg in der Ukrai­ne hin­ge­gen wer­de genau mit sol­chen Fotos ver­sucht, die Bevöl­ke­rung hier­zu­lan­de von der Not­wen­dig­keit von Waf­fen­lie­fe­run­gen zu überzeugen.

Moni­ka Schni­cke erin­nern auch an Geschäfts­be­zie­hun­gen von Rhein­me­tall, an die der Vor­stand wohl nicht mehr erin­nert wer­den will. So flos­sen 2014 Bestechungs­gel­der des Kon­zerns, um einen 100 Mil­lio­nen Euro schwe­ren Auf­trag des rus­si­schen Mili­tärs zu ergat­tern. Es ging um High­tech-Aus­rüs­tung für ein Gefechts­zen­trum im rus­si­schen Muli­no, 330 Kilo­me­ter öst­lich von Mos­kau. Nach der Anne­xi­on der Krim 2014 unter­sag­te die Bun­des­re­gie­rung das Geschäft.

Auch Mar­tin Sin­ge vom zivil­ge­sell­schaft­li­chen Bünd­nis »Rhein­me­tall Ent­rüs­ten«, das den Pro­test in Düs­sel­dorf orga­ni­sier­te, hält an der Über­zeu­gung fest, dass Auf­rüs­tung den Krieg in der Ukrai­ne nicht been­den hilft. Auch Sin­ge erin­nert an die Krie­ge welt­weit, von denen der Kon­zern pro­fi­tiert. So hät­ten Recher­chen der süd­afri­ka­ni­schen Orga­ni­sa­ti­on Open Secrets 2021 erge­ben, dass bei Angrif­fen auf die Zivil­ge­sell­schaft im Jemen wahr­schein­lich Muni­ti­on aus der 2016 eröff­ne­ten Fabrik der in Süd­afri­ka ansäs­si­gen Toch­ter­fir­ma Rhein­me­tall Den­el Muni­ti­on benutzt wur­de. Durch die­se Stand­ort­wahl kann der Kon­zern auch deut­sche Rüs­tungs­ex­port­ein­schrän­kun­gen umgehen.

In Ber­lin betei­lig­ten sich rund 50 Men­schen an einer Kund­ge­bung vor dem Sitz des Zen­tra­len Bun­des­ver­ban­des der deut­schen Sicher­heits- und Ver­tei­di­gungs­in­dus­trie (BDSV), einem Lob­by­ver­band der Rüs­tungs­bran­che. In des­sen Vor­stand sitzt auch Rhein­me­tall-Chef Pap­per­ger. Das Bünd­nis Rhein­me­tall Ent­waff­nen will die deut­schen Waf­fen­schmie­den im Auge behal­ten. Vom 30. August an ver­an­stal­tet es erneut ein anti­mi­li­tä­ri­sches Akti­ons­camp in Kas­sel. »Wir wer­den gemein­sam dis­ku­tie­ren, uns bil­den, Kon­tak­te knüp­fen und mit Mas­sen­ak­tio­nen des zivi­len Unge­hor­sams die Rüs­tungs­in­dus­trie in Kas­sel blo­ckie­ren«, kün­dig­te eine Akti­vis­tin auf der Demo in Ber­lin an. Peter Nowak