Digitale Plattform sammelt Menschen für Alternativen zu staatlichen Auflagen in der Krise

Solidarität statt Fügsamkeit

Bei aller Kritik an autoritären Maßnahmen betonen die Coview19-Macher*innen, dass die Pandemie eine Gefahr ist und Schutzmaßnahmen notwendig sind. Doch sie setzen dabei auf die mündigen Bürger*innen. »Für das Erkennen der Relevanz des Virus, darüber wie viele Menschen es betrifft, braucht es keinen autoritären Staat und keine Polizei zur Umsetzung und Bestrafung - es braucht Eigenverantwortung und gute Informationen«, meint die Mitbegründerin.

Eine Katze mit einer coronagerechten Maske ist das Symbol der Plattform Coview19. Dort finden sich nicht nur Informationen über den Verlauf der Pandemie. Den Gründer*innen der Plattform, die anonym bleiben wollen, geht es vielmehr um einen solidarischen Umgang in der Coronakrise. Es handelt sich um eine Initiative, »um auf die….

…. politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 und die begleitenden Maßnahmen zu reagieren – digital und vor Ort«, heißt es auf der Website von Coview19 (https://coview.info). 

Die Idee dazu ist Anfang März in Wien entstanden. »Damals wurde gerade das Veranstaltungsverbot in Österreich bekannt gegeben, und es dämmerte den Ersten, welche harten Maßnahmen wohl in den folgenden Wochen verkündet werden«, erklärt eine Mitbegründerin der Plattform gegenüber »nd«. Die Idee einer Watchgroup in Corona-Zeiten ist auch deshalb entstanden, weil die Befürchtung bestand, dass die starken Eingriffe seitens der Regierung mit starken Repressionen und Machtmissbrauch einhergehen könnten. 

Die Coview19-Macher*innen sehen sich inzwischen in ihren Befürchtungen bestätigt: »Innerhalb kürzester Zeit hatten immer mehr Menschen das Gefühl, nicht tatenlos in der Ausgangssperre zu verharren, sondern aktiv Grundrechte und Gerechtigkeit einfordern und auf die gesellschaftlichen Auswirkungen der Krise reagieren zu müssen.« Aktuell lautet die Top-Meldung auf Coview19, dass man gegen Geldstrafen wegen Verletzung der Corona-Auflagen Widerspruch einlegen solle. Dabei geht es um eine Doppelbestrafung wegen der Verletzung in Österreich geltender verschärfter Meldeauflagen.

Aktuelle Fälle werden auf der Plattform gesammelt. Obwohl die Nachrichten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz überwiegen, betonen die Coview19-Macher*innen den globalen Charakter ihres Projekts. »Wir verstehen uns daher als transnationale Initiative«, erklärt die Mitbegründerin. Alle Texte sind auf der Plattform in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht. Weitere Sprachen, darunter Spanisch, Französisch und Dänisch, sollen dazukommen. 

Bei aller Kritik an autoritären Maßnahmen betonen die Coview19-Macher*innen, dass die Pandemie eine Gefahr ist und Schutzmaßnahmen notwendig sind. Doch sie setzen dabei auf die mündigen Bürger*innen. »Für das Erkennen der Relevanz des Virus, darüber wie viele Menschen es betrifft, braucht es keinen autoritären Staat und keine Polizei zur Umsetzung und Bestrafung – es braucht Eigenverantwortung und gute Informationen«, meint die Mitbegründerin. Klar wenden sich die Coview19-Macher*innen gegen Verbote von Kundgebungen und Demonstrationen, selbst wenn die Teilnehmer*innen Sicherheitsabstand einhalten und Mundschutz tragen. Doch auch die sozialen Verwerfungen in Zeiten von Corona stehen im Fokus der Plattform. »In den letzten Wochen verloren Millionen von Menschen ihre Jobs, überall auf der Welt. Prekär Beschäftigte hat es sofort und am härtesten getroffen. Ohne gewerkschaftliche Unterstützung oder Organisierung wurde ihnen der Boden unter den Füßen weggerissen«, beschreibt die Unterstützerin der Plattform Erfahrungen, die aktuell Millionen in verschiedenen Ländern machen. 

Coview19 will dazu beitragen, solidarische Lösungen in dieser Krise zu finden, und stößt damit auf Resonanz. »Es melden sich täglich Menschen, die uns entweder von Repression, Missständen oder besorgniserregenden Entwicklungen schreiben oder die sich direkt in die Arbeit von Coview einbringen möchten«, erklärt die Aktivistin.

Peter Nowak

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