
Wie kann ein längerfristiger Kampf für die Rechte der Mieter/innen gelingen? Darüber sprach ich mit zwei Delegierten der Kreuzberger Bezirksgruppe der Berliner MieterGemeinschaft (BMG). Grischa Dallmer ist schon mehrere Jahre aktiver Teil der Bezirksgruppe, auch in der Funktion als Delegierter. Luise Fuchs hingegen hat sich jetzt das erste Mal als Delegierte aufstellen lassen. Im Gespräch mit dem MieterEcho erklärte sie, sich zur Kandidatur entschlossen zu haben, weil sie festgestellt hat, dass sich bisher zu wenig Frauen in der BMG engagieren. Sowohl Fuchs als auch Dallmer bewerten es als positiv, dass sich Mieter/innen unterschiedlicher Hausgemeinschaften in Kreuzberg mit ihren Anliegen an die Bezirksgruppe wenden. Darunter war …
… neulich ein Rapper, der mit einer Eigenbedarfskündigung konfrontiert ist. Auch Mieter/innen der Häuser vom Hafenplatz haben auf Treffen der Bezirksgruppe ihre aktuelle Situation geschildert. Nachdem sie den geplanten Abriss durch ihren Widerstand verhindern konnten, sind sie jetzt auf der Suche nach einem landeseigenen Wohnungsunternehmen (LWU), das die maroden und sanierungsbedürftigen Häuser erwirbt. Die Miete soll auch nach einer Sanierung noch für alle tragbar sein. Allen ist klar, dass es keine einfache Aufgabe sein wird.
Auch Mieter/innen der Falckensteinstraße 46 haben ihre aktuelle Situation auf den Treffen der Bezirksgruppe der BMG vorgetragen. Das Haus wurde von einem sozial engagierten Besitzer einer Stiftung mit sozialpolitischem Anspruch übertragen. Nun steht eine grundsätzliche Sanierung des Gebäudes an und es muss sich zeigen, ob die Stiftung ihren sozialen Ansprüchen gerecht wird. Die Bewohner/innen haben auch in diesem Haus die Erfahrung machen müssen, wie wichtig die Organisierung in einer Mieterorganisation wie der BMG ist.
Auch ein Aktiver der 2021 geräumten linken Kiezkneipe Meuterei arbeitet in der Bezirksgruppe mit und betont die Wichtigkeit der Aneignung leerstehender Gewerbeflächen, sowohl für Wohnraum als auch für soziale Gewerbe im Stadtteil.
Vielfältige Aktivitäten
Dass Mieter/innen von so unterschiedlichen Häusern und Aktive aus diversen sozialen Projekten in der Bezirksgruppe der BMG mitarbeiten oder sich an sie wenden, ist gleichermaßen Anerkennung und Herausforderung. Schließlich wird dadurch deutlich, dass die BMG im Kiez durchaus bekannt und als eine Institution wahrgenommen wird, mit der sie ihre Interessen vertreten können.
Das entspricht der Vorstellung von Luise Fuchs: „Die Bezirksgruppe soll ein Ort sein, an dem sich Mieter/innen gerne organisieren.“ Grischa Dallmer stimmt ihr zu und ergänzt, dass die Bezirksgruppe auch Bildungsarbeit machen will. Das betrifft einerseits die Ebene von gesellschaftlichen Fragen und Verhältnissen, andererseits Details zu rechtlichen, wie organisatorischen Aspekten, die aktive Mieter/innen brauchen, um z. B. auch bei LWU und Genossenschaften für ihre Rechte einstehen zu können.
Dallmer weist darauf hin, dass die Bezirksgruppe der BMG in der Vergangenheit zahlreiche Veranstaltungen im Stadtteil organisiert hat, die wohl auch dazu beigetragen haben, dass sie noch heute bei vielen Mieter/innen bekannt ist und sich Bewohner/innen verschiedener Hausprojekte an sie wenden. Dazu gehören Veranstaltungen zur Mietpreisbindung und Kiezpalaver zu verschiedenen Stadtteilthemen, Diskussionsveranstaltungen und Filmabende, beispielsweise mit dem Film Mietrebellen.
Ferner hätten Aktive der Bezirksgruppe auch bei den Veranstaltungsreihen „Wohnen in der Krise“ und „Vergessene Utopien des Wohnens“ mitgewirkt, sowie bei der Arbeit der Initiative Neuer Kommunaler Wohnungsbau (INKW), mit der die BMG wohnungsbaupolitische Initiativen im Interesse von Mieter/innen anstoßen will. Dallmer und Fuchs sind sich jedenfalls sicher, dass die Kreuzberger Bezirksgruppe auch in Zukunft ein wichtiger Anlaufpunkt sein wird, um sich gegen die Zumutungen der Immobilienwirtschaft zu behaupten.
Die Bezirksgruppe Kreuzberg der BMG trifft sich jeden zweiten Dienstag im Monat um 19 Uhr im Café Kotti in der Adalbertstraße 96B. Interessent/innen können sich an die E-Mail-Adresse kreuzberg@bmgev.de wenden.
Peter Nowak
https://www.bmgev.de/mieterecho/archiv/2025/me-single/article/aktive-mieterinnen-im-stadtteil/