Die Max-Traeger-Stiftung der GEW wird umbenannt

Antifaschistisches Signal

Benjamin Ortmeyer sieht den Umbenennungsbeschluss vor allem als Erfolg der jungen GEW Mitglieder, darunter auch vieler Studierender, die immer wieder eine Aufarbeitung anmahnten. Diese hatten eine Online-Plattform mit dem programmatischen Namen »Max Träger – Kein Vorbild« eingerichtet.

Der Name des Gründungsmitglied soll dem einer antifaschistischen Frau weichen. Grund ist Traegers Rolle im NS. Die Studienstiftung der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) soll künftig nicht mehr nach dem Gründungsmitglied Max Traeger benannt sein. Sondern nach einer antifaschistischen Frau, die »mit ihrem antifaschistischen Engagement vorbildhaft für den Förderungszweck ist«. So hat es der Gewerkschaftstag Ende Juni beschlossen. Der neue Name wird noch gesucht. Ob Traeger diese Vorbildfunktion erfüllt oder nicht, darüber gab es in den vergangenen Jahren viele »emotionale Streitgespräche« in der Gewerkschaft. Dabei ging es um seine Rolle in den Vor- und Nachkriegsjahren sowie in der NS-Zeit.
Ins Rollen gebracht hatte diese interne Debatte der Erziehungswissenschaftler und engagierte Antifaschist Benjamin Ortmeyer schon 1998. Anlässlich des 60. Jahrestags der Pogromnacht vom 9. November schrieb er damals einen offenen Brief, in dem er auf die Rolle …

… Traegers aufmerksam machte. Die ser war bis zu dessen Auflösung Mitglied im NS-Lehrerbund (NSLB) gewesen. 1933 hatte er die Hamburger »Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens« in den NSLB überführt. »Der NLSB ist wesentlich an der Ausschaltung sozialistischer, kommunistischer und jüdischer Lehkräfte beteiligt gewesen«, begründet Ortmey er sein Engagement gegenüber »nd.DerTag«. Dass der GEW-Hauptvorstand die Stiftung nach einer antifaschistischen Frau benennen muss, begrüßt Ortmeyer als »antifaschistisches Signal“ Vergeblich hatten die GEW-Vorsitzende Maike Finnen und weitere Vorstandsmitglieder dafür plädiert, die Stiftung nicht mehr nach einer Person, sondern nach den Forschungsin halten zu benennen. Für Ortmeyer ist der Umbenennungsbeschluss ein später Erfolg. Denn obwohl sein Aufruf gewerkschaftsintern schon 1998 auf Zustimmung gestoßen war, ging die Aufarbeitung nur langsam voran. Zwei von der GEW beauftragte Historiker seien nicht bereit gewesen, die Frage zu beantworten, ob Max Traeger heute ein Vorbild sein kann, so Ortmeyers Kritik. Er sieht den Umbenennungsbeschluss vor allem als Erfolg der jungen GEW Mitglieder, darunter auch vieler Studierender, die immer wieder eine Aufarbeitung anmahnten. Diese hatten eine Online-Plattform mit dem programmatischen Namen »Max Traeger – Kein Vorbild« eingerichtet. »Geschafft – kein Vorbild mehr«, kommentieren sie den erfolgreichen Beschluss des Gewerkschaftstages
Ein Ende der Debatte ist für Ortmeyer da mit noch nicht in Sicht. »Die GEW muss ihre eigene Tätigkeit kritisch überprüfen«, lautete schon 1998 Ortmeyers Aufruf, den er mit vielen Beispielen belegte, wie NS-belastetes Lehrpersonal auch mit Hilfe der Gewerkschaft in der Nachkriegszeit wieder rehabilitiert wurde. Auch heute sieht er noch Forschungsbedarf. Nach Kriegsende sei etwa das gesamte Vermögen des NSLB an die GEW übergegangen. Dazu gehöre auch eine Hamburger Villa, die vom NSLB »arisiert« und später über viele Jahre von der GEW genutzt und ver mietet wurde. Erst nachdem die Kritik auch in der GEW-Basis immer stärker wurde, verkaufte die Gewerkschaft das Haus 2015 für 2,5 Millionen an eine jüdische Bildungseinrichtung. Dass davon 400000 Euro an eine jüdische Organisation gingen, bezeichnet Ortmeyer als »Ablasshandel«. Peter Nowak

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