Philipp Staab: Digitaler Kapitalismus - Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit. Suhrkamp, Berlin 2019, 345 Seiten, 18 Euro

„Produktive soziale Konflikte“

"Ich beschreibe dies als ein Akkumulationsregime "in the making". Im entscheidenden Wachstumsfeld der Weltwirtschaft hat sich damit eine Praxis etabliert, die ein rein strategisches Verhältnis zu Marktprozessen aufweist. Dies lässt sich analytisch von neoliberalen Theorietraditionen unterscheiden, für die in der Regel die Neutralität von Märkten von großer Bedeutung ist – auch wenn die Theorie des Neoliberalismus mit seiner Praxis natürlich nicht deckungsgleich war."

Der Soziologe Philipp Staab sieht das Zeitalter des digitalen Kapitalismus heraufziehen: Die Tech-Giganten planten, die Märkte regelrecht zu privatisieren. Dem Staat falle eine wichtige Rolle bei der Gestaltung dieser Entwicklungen zu. Peter Nowak sprach mit Philipp Staab über den digitalen Kapitalismus.

Wie grenzen Sie den digitalen Kapitalismus von den vorherigen kapitalistischen Akkumulationsphasen ab?…..

„„Produktive soziale Konflikte““ weiterlesen
Die Klimabewegung muss künftig über das Verhältnis zum Kapitalismus reden, um nicht in das System integriert zu werden

Abschied von Thunberg

Längst droht Thunberg zum Cover-Girl einer Kapitalfraktion zu werden, die sich an ihren Panik-Reden ergötzt, um nur weiter gute Geschäfte nun unter dem Label "Öko" zu machen.

Nun wurde auch Greta Thunberg zur Person des Jahres gekürt. Das ist vielleicht eine gute Nachricht für die globale Klimabewegung. Aber in einem anderen Sinne, als wohl manche ihrer Fans glauben. Denn, wer zur Person des Jahres gekürt wird, ist meistens…..

„Abschied von Thunberg“ weiterlesen
Obdachlosigkeit verhindern durch Wohnungsbeschlagnahme? In Mitte ist die BVV dafür, der Stadtrat nicht

Man könnte auch anders

Daniel bekam einen Räumungsaufschub bis zum 31. Januar 2020. „Wir wollen verhindern, dass erl mitten im Winter auf die Straße gesetzt wird. Deshalb fordern wir, die drohende Zwangsräumung und die damit verbundene Obdachlosigkeit durch eine vorübergehende Übernahme der Wohnung durch den Bezirk zu verhindern“, erklärt Maja Prause von der Stadtteilinitiative "Hände weg vom Wedding" gegenüber der taz.

Im Kampf gegen Zwangsräumungen geht die Stadtteilinitiative „Hände weg vom Wedding“ (HwvW) neue Wege. Daniel, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, wohnt seit über dreißig Jahren in der Transvaalstraße in Wedding. Nachdem er wegen des desolaten Zustands seiner Wohnung die Miete minderte, bekam er die Kündigung, die gerichtlich bestätigt wurde. Eine für Ende Oktober 2019 terminierte Zwangsräumung konnte durch ein ärztliches Attest verhindert werden. Daniel bekam einen Räumungsaufschub bis zum 31. Januar 2020. „Wir wollen verhindern, dass Daniel mitten im Winter auf die Straße gesetzt wird. Deshalb fordern wir,…..

„Man könnte auch anders“ weiterlesen
Bei einer Veranstaltung der Grünen-Bundestagsfraktion wurde über Rendite in der Wohnungspolitik diskutiert

Menschenrecht mit Einschränkungen

Mittlerweile bewerben viele Immobilienkonzerne ihre Fonds als sichere Altersvorsorge. Das verhindert auch, dass die Grünen bei ihrer Kritik an der kapitalistischen Wohnungspolitik »aufs Ganze« gehen, wie es Wimpel versprachen, die im Veranstaltungsraum aufgestellt waren

Die Debatte um die Wohnungspolitik schlägt in Berlin hohe Wellen. Da war es erstaunlich, dass am Dienstagabend in der Hauptstadt fast zwei Stunden weitgehend sachlich über das Thema gesprochen und nur manchmal gestritten wurde. »Ware Wohnraum – Kapitalanleger und das Geschäft mit Immobilien«, war der Titel der Veranstaltung, zu der die ….

„Menschenrecht mit Einschränkungen“ weiterlesen
Wegen Körperverletzung steht eine 1.-Mai-Demonstrantin vor Gericht. Das Opfer hat nichts bemerkt

Prozess ohne Opfer

Die Angeklagte bestritt den Vorwurf bei ihrer Befragung entschieden. Sie erklärte, dass sie auf der 1.-Mai-Demonstration ein großes Plakat mit der Aufschrift „Gekommen um zu bleiben, Bucht für Alle“ getragen habe. Damit habe sie gegen die Sanierungspläne rund um die Rummelsburger Bucht protestieren wollen.

Eine voll besetzte Polizeiwanne stand am Montagnachmittag vor dem Berliner Amtsgericht in der Kirchstraße 7 in Moabit. Auch im Gerichtsgebäude war das Sicherheitspersonal verstärkt worden. Am Montagnachmittag hatte dort der erste Prozess im Zusammenhang mit der diesjährigen Revolutionären 1.-Mai-Demonstration begonnen. Angeklagt ist …..

„Prozess ohne Opfer“ weiterlesen
Zwei neue Gesichter, doch die Probleme bleiben die Umfragewerte werden auch nicht besser und die durch die Hartz-IV-Politik geförderte Vertafelung der Gesellschaft schreitet voran

Nichts Neues bei der SPD

Diese Vertafelung der Gesellschaft ist ein Vermächtnis der SPD. Das ist eine wichtige Konsequenz der Hartz IV-Politik, die man eben nicht mal so einfach hinter sich lassen kann. "Die Armut breitet sich bis in den Mittelstand aus", titelt sogar der Deutschlandfunk

„Unser Aufbruch in die neue Zeit“, lautet das Motto des SPD-Parteitags [1]. Leichte Anklänge an die Lieder der Arbeiterbewegung [2] vor fast 100 Jahren sind herauszuhören. „Mit uns zieht die neue Zeit“, hieß es damals. Doch mit der SPD von 2019 will niemand mehr in eine neue Zeit ziehen. Daran kann das…..

„Nichts Neues bei der SPD“ weiterlesen
Nach Google hat auch Amazon große Pläne für eine Ansiedlung in Berlin bekannt gemacht. Gentrifizierungsgegner wollen das verhindern – sie fürchten Mietsteigerungen. Von

Lieber Kiezleben als Webtech-Urbanismus

Im Friedrichshainer Nordkiez steht das von dem Immobilienkonzern CG-Gruppe entwickelte Carré Sama-Riga mit Gewerbe- und Wohnräumen kurz vor der Fertigstellung. Einer Anwohnerinitiative, die über Jahre gegen das Projekt protestierte, war es nicht gelungen, größere Teile der Berliner Linken zu mobi­lisieren. Dabei ­bietet Christoph Gröner, der Gründer und Vorstandsvorsitzende der CG-Gruppe, genügend politische Angriffsfläche. So ersteigerte Gröner vor einigen Monaten für 750 000 Euro ein Bild des bekannten Leipziger Malers Neo Rauch mit dem Titel »Der Anbräuner«.

»Google ist kein guter Nachbar.« Unter diesem Motto kämpften Gentrifizierungskritiker erfolgreich gegen die Ansiedlung des Konzerns in Berlin-Kreuzberg – zumindest vorerst. Einige hoffen, einen solchen Erfolg im Kampf gegen das Unternehmen Amazon zu wiederholen. Dieses will …..

„Lieber Kiezleben als Webtech-Urbanismus“ weiterlesen
Konferenz der Linkspartei stellte Fragen nach den eigenen Ansprüchen im digitalen Zeitalter

Digitaler oder alter Kapitalismus?

Die Journalistin Nina Scholz lehnte den Begriff genauso ab wie auch den Terminus »digitaler Kapitalismus«. Es sei vielmehr der alte Kapitalismus, der schon immer auf Ausbeutung und Arbeitskampf beruhe, betonte Scholz. Sie kritisierte, dass auch die Linkspartei einen feuilletonistischen Katastrophendiskurs bediene und bei der Digitalisierung wie das Kaninchen auf die Schlange starre. Nicht die Gig-Ökonomie, sondern die Gig-Ökonomisierung der Arbeitsverhältnisse sei gewachsen

Vor knapp 10 Jahren gab es noch zwei gegensätzliche Szenarien für die digitale Gesellschaft. Manche Linke sahen einen Freifahrtschein in den Kommunismus, eher Konservative darüber klagten, dass ganze Branchen wie die Musikindustrie durch das Internet ruiniert würden. Nichts davon ist eingetreten, konstatierte Sabine Nuss. Sie beschäftigt sich seit Jahren wissenschaftlich mit dem digitalen Kapitalismus und gehört zu den Herausgeber*innen des Sammelbandes »Marx und die Roboter«. Am Samstag moderierte sie den Abschluss der von der Linkspartei ….

„Digitaler oder alter Kapitalismus?“ weiterlesen
Friedensbewegung kündigt Protest gegen Truppenaufmarsch zur Abschreckung Russlands an,

NATO-Großmanöver zum Befreiungstag

Am Wochenende fand in der Universität Kassel der 26. bundesweite Friedensratschlag mit internationaler Beteiligung stand. Peter Nowak sprach für »neues deutschland« mit Willi van Ooyen, der seit vielen Jahren in der Friedensbewegung aktiv ist und an der Vorbereitung des Friedensratschlags beteilig war. Mit ihm sprach für »nd« Peter Nowak.

Wie ist Ihr Resümee nach der Konferenz?

Mit fast 500 Teilnehmer*innen auf dem Eröffnungspodium konnten wir mehr Menschen als bei vorigen Friedensratschlägen erreichen. Uns war es gelungen, unterschiedliche Spektren der Friedensbewegung zusammen zu bringen. Als Rednerin sprach unter anderem Margot Käßmann, die für einen christlichen Pazifismus steht. Andrea Kocsis von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di bekräftigte die gewerkschaftliche Forderungen nach Abrüstung.

Würden Sie das gestiegene Interesse für den Friedensratschlag auch als Anzeichen dafür interpretieren, dass wieder Menschen für antimilitaristische Themen ansprechbar sind?…..

„NATO-Großmanöver zum Befreiungstag“ weiterlesen
… leider noch zu lebendig. Ein Kommentar

Nato: „Brothers and Sisters in Crime“…

In London haben sich "Brothers and Sisters in Crime" getroffen, die unverhohlen damit geprahlt haben, wie gut sie ihr Handwerk auch nach 70 Jahren noch ausüben können. Und ganz viele - bis hinein in Teile der Linken - sehen das noch als eine gute Nachricht und wünschten sich nicht, dass die Nato endlich nicht nur hirntod wäre.

Hirntot oder doch quicklebendig. Der französische Präsident hatte mit seiner „Hirntod-Diagnose“ das Thema schon im Vorfeld der Nato-Tagung gesetzt. Mit Erfolg. Das zweitägige Treffen war beherrscht von der Frage, wie lebendig das Militärbündnis ist und fast alle Nato-Vertreter konnten dann selbstbewusst betonen, wie agil es noch sei. Selbst Donald Trump, der bisher nicht für eine sensible Sprechweise bekannt war, übernahm die ….

„Nato: „Brothers and Sisters in Crime“…“ weiterlesen
Bhopal: 35 Jahre später kämpfen die Opfer noch immer um Entschädigung. Sie bekommen in Deutschland selbst von Medien, deren Markenkern die Ökologie ist, nicht die nötige Öffentlichkeit

Urkatastrophe des Neoliberalismus

Selbst die linksliberale Tageszeitung Taz, deren Markenkern die ökologische Berichterstattung ist und die täglich zwei Seiten für diese Themen zur Verfügung stellt, hat die Rundreise von Rachna Dhringa in Europa ebenso konsequent ignoriert wie die Verleihung des Blue Planet Award in Berlin.

Tausende erblindeten, Unzählige erlitten Hirnschäden, Lähmungen, Lungenödeme, Herz-, Magen-, Nieren-, Leberleiden und Unfruchtbarkeit. Bis zu 25.000 Menschen starben mittel- oder unmittelbar nach dem Giftunfall im indischen Bhopal, der sich am 3. Dezember zum 35ten Mal jährte. In der indischen Millionenstadt Bhopal war in der Nacht vom 2. zum 3. Dezember 1984…..

„Urkatastrophe des Neoliberalismus“ weiterlesen
Das Sozialistische Büro (SB) hätte in diesem Jahr sein 50jähriges Jubiläum gefeiert, wenn es nicht schon Ende der 1990er Jahre aufgelöst worden wäre.

50 Jahre Sozialistisches Büro

Dabei gibt es mit der Zeitschrift „express“ ein Medium, in dem solche Debat- ten geführt werden könnten. Autor*innen dort sind aktive Gewerkschafter*innen und linke Wissenschaftler*innen. „express“ wurde einst vom SB als „Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit“ gegründet. Den Untertitel trägt sie noch heute. Was wäre eine bessere Würdigung des SB, als anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der SB-Gründung in einer von ihm gegründeten Zeitung über die Organisierung von emanzipativer Theorie und Praxis zu debattieren?

Die Geschichte dieser 1969 gegründeten netzförmig strukturierten Organisation ist heute zu Unrecht weitgehend vergessen. Dabei spielte das SB eine wichtige Rolle, nachdem sich der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) 1969 aufgelöst hatte. Apo-Aktivist*innen, die nicht den Weg in die SPD oder die spätstalinistischen K-Gruppen antreten wollten, trafen im SB mit älteren Linkssozialist*innen und Antimilitarist*innen zusammen, die teilweise in der Ostermarschbewegung aktiv waren. Es ist ein Verdienst des Politikwissenschaftlers ….

„50 Jahre Sozialistisches Büro“ weiterlesen
In vielen Ländern gehen Menschen auf die Straße. Aber es lohnt sich genauer hinzusehen, was die Ziele sind

Der Mythos von den weltweiten Kämpfen

"Dieser sympathische Karneval kann mich nicht beeindrucken. (…) Wir haben auf der einen Seite einen Staat den Notwendigkeiten des weltweiten Marktes unterworfen und auf der anderen eine Protestbewegung populärer Allüre mit vager, schüchterner, nationalistischer Vision, gestrickt aus falschen Parolen, dessen einziger, auf parlamentarischer Ebene organisierter Teil die extreme Rechte ist. (…) Es handelt sich um einen Konflikt, der zwei Protagonisten gegenüberstellt - ohne politische Konsistenz und ohne Träger einer egalitären Zukunft zu sein." Aus Alain Badiou "Die kommunistische Hypothese"

US-Präsident Trump wurde in einem Essay im Deutschlandfunk unter die soziologisch noch unbekannte Kategorie der Killerclowns subsumiert. Doch er hat noch Freunde. „Make Hongkong great again“, skandierten Demonstranten vor der US-Botschaft in Hongkong, schwenkten US-Fahnen und ließen Trump hochleben. Die Parole ist nicht neu. Kappen mit dem Slogan, die dem Trump-Wahlkampf nachempfunden wurde, gibt es schon lange zu kaufen. Noch älter ist die Parole „Make Great Britain again“. Damit wird deutlich, dass ein Teil der Protestbewegung in Hongkong …..

„Der Mythos von den weltweiten Kämpfen“ weiterlesen
Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts zeigt die Grenzen des Rechtswegs

Keine rechtliche Schranke gegen Lohnraub

Der Kampf der rumänischen Bauarbeiter der Mall of Berlin war ein Beispiel, wie migrantische ArbeiterInnen für ihre Rechte kämpfen. Sie haben in Berlin ihre Arbeitskraft verkauft, wurden in Berlin um ihren Lohn betrogen und kämpfen in Berlin für ihre Rechte. Sie haben das Bild von MigrantInnen als hilfsbedürftigen Opfern, die Rettung benötigen, konterkariert, ebenso wie die rechtspopulistischen Erzählungen von osteuropäischen MigrantInnen, die in die deutschen Sozialsysteme einwandern. Der fünfjährige gemeinsame Kampf von Lohnabhängigen aus verschiedenen Ländern ist der eigentliche Erfolg der Auseinandersetzung.

Große Enttäuschung gab es am 16.Oktober bei Ovidiu Mindrila und Bogan Droma. Gerade hatte das Bundesarbeitsgericht in Erfurt ihre Klage gegen den Investor der Mall of Berlin ab­ge­wie­sen. Sie wollten vor Gericht durchsetzen, dass der…..

„Keine rechtliche Schranke gegen Lohnraub“ weiterlesen
Bangladesh/Deutschland 2019, Regie: Shaheen Dill-Riaz (Sabat.Media, 96 Min.)

Film: Bamboo Stories

Der Film könnte in Zeiten, wo die umweltbewusste liberale Mittelschicht vermehrt Bambusprodukte wie Strohhalme und Zahnbürsten konsumiert, eine Diskussion über die Bedingungen anregen, unter denen sie hergestellt werden, und so eine Verbindung zwischen der imperialen Lebensweise im globalen Norden und der Ausbeutung in den Ländern des Südens schaffen.

Während bei uns eine gutbetuchte Mittelschicht zunehmend auf Bambusprodukte als ökologische Alternative zurückgreift, zeigt ein Film die Ausbeutung bei der Bambusgewinnung in Bangladesh. In der letzten Zeit wird viel über die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse in Ländern des globalen Südens gesprochen, von denen oft auch die liberale, umweltbewusste Mittelschicht profitiert. Dazu gehört auch der Bambus. Jetzt zeigt der Dokumentarfilm des deutsch-bengalesischen Regisseurs ….

„Film: Bamboo Stories“ weiterlesen