Der 55-jährige Roland K. hat am 22. Juli auf einen Mann aus Eritrea geschossen und ihn schwer verletzt. In seiner Nachbarschaft soll er als „Asylantenhasser“ bekannt gewesen sein.

Rassistischer Mordversuch mit Ansage

Der Mordversuch hat den Fokus auf die auch bundesweit relevante rechte Szene in Wächtersbach und Umgebung gerichtet

Noch ist unklar, ob Roland K., der am 22. Juli 2019 in Wächtersbach einen Mann aus Eritrea durch Schüsse schwer verletzte, in rechten Zusammenhang aktiv war. Klar ist aber mittlerweile, dass es sich um einen …

…. rassistischen Mordversuch mit Ansage handelt. Der 55-jährige K. hatte  am Montagvormittag seine Stammkneipe das „Martinseck“  in einer Nachbargemeinde von Wächtersbach besucht, bevor er sich ins Auto setzte und auf den Eritreer schoss. Die Tat soll K. in der Kneipe sogar mit den Worten angekündigt haben, dass er jetzt einen »Halbschwarzen« abknallen werde, berichtet der „Stern“. Nach der Tat sei er noch mal ins „Martinseck“ zurückgekehrt und habe bei zwei Bieren mit den Schüssen geprahlt.

Offenbar nahm niemand Anstoß daran. Niemand rief die Polizei. Verwunderlich ist das nicht. Äußerungen des Wirts Dirk R. in den sozialen Medien lassen auch bei diesem eine rechte Gesinnung vermuten. Auf Facebook hat er sich etwa positiv zu „Reichsbürgern“ und der NPD geäußert. So teilte er einen Text mit der Überschrift »Es gibt nur ein Deutschland und da ist für BRD kein Platz mehr“. Auch in seiner Nachbarschaft soll Roland K. als  „Asylantenhasser“ bekannt gewesen sein, wie es ein Bekannter im „Hessischen Rundfunk“ erklärte. 

War Breivik das Vorbild?

Unklar ist noch, ob K. den 22. Juli für seine Tat bewusst aussuchte. Am 22. Juli 2011 ermordete der Rechtsterrorist Anders Breivik 77 Menschen in Oslo und auf der Insel Utøya. Am 22. Juli 2016 erschoss der vermutliche Neonazi David Sonboly neun Menschen in einem Münchener Einkaufszentrum. In einem vor der Tat verfassten Manifest nannte der Attentäter Breivik als sein Vorbild. Ob Roland K. ebenfalls am 22. Juli ein blutiges Fanal setzen wollte, würde vielleicht klarer, wenn die Ermittlungsbehörden den Abschiedsbrief des Täters freigeben würde, der aktuell noch ausgewertet wird. 

Der Mordversuch hat den Fokus auf die auch bundesweit relevante rechte Szene in Wächtersbach und Umgebung gerichtet. So soll Carsten M. aus der Nachbargemeinde Linsengericht zu den Mitbegründern der rassistischen Gruppe „Aryans“ zählen, einer Organisation gewaltbereiter Neonazis. Der Generalbundesanwalt ermittelt, ob es sich um eine rechtsterroristische Gruppierung handelt. Seit mehreren Jahren wird der ehemalige Landrat des Rhein-Kinzig-Kreises Erich Pipa (SPD) wegen seines positiven Bekenntnisses zur Willkommenskultur im Herbst 2015 mit Drohbriefen verfolgt. Wenn auch noch unklar ist, wie weit Roland K. in die rechte Szene eingebunden war, so wird doch schon deutlich, dass er mit seiner rechten Gesinnung durchaus nicht allein war.