Kritik an Lex Monsanto


Peter Nowak über genmanipuliertes Saatgut

Der Agrochemie und Saatgutkonzern Monsanto steht als Hauptproduzent genmanipulierten Saatguts weltweit in der Kritik. Setzen ihm in Europa die Kennzeichnungspflicht und die recht zurückhaltende Sortenzulassung zu, so sind es in den USA vor allem Klagen gegen solche Zulassungen. Dem schiebt nun der im unter Zeitdruck verabschiedeten Haushaltsgesetz versteckte Zusatz 735 einen Riegel vor. Ist das Saatgut vom Landwirtschaftsministerium zugelassen, sind danach Gerichte nicht mehr für Klagen wegen Zweifeln an der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit zuständig.

Kritiker sprechen von einer Lex Monsanto und sehen darin das Ergebnis der Lobbyarbeit des US-Senators Roy Blunt aus dem Bundesstaat Missouri, in dem Monsanto seinen Hauptsitz hat. Blunt ist auch einer von elf Abgeordneten, die nach Recherchen von US-Medien finanzielle Zuwendungen in fünfstelliger Höhe für den Wahlkampf von dem Konzern bekommen haben sollen. Doch noch ist nicht klar, ob sich für Monsanto die Investitionen in die Politiker langfristig wirklich auszahlen. Denn das Haushaltsgesetz gilt nur bis zum Sommer 2013. Kritiker wollen nun verhindern, dass in den Folgegesetzen wieder ähnliche Paragrafen auftauchen.

Die einflussreiche Nichtregierungsorganisation Food Democracy Now hat bereits einen Aufruf gegen die Lex Monsanto gestartet. Für den Sprecher der Organisation David Murphy fördert das Gesetz die Aushöhlung des Rechts auf juristische Prüfung und ist damit ein Verstoß gegen die Gewaltenteilung. Auch vor dem Weißen Haus gab es bereits Protest gegen das Gesetz. Mittlerweile haben sich auch mehrere Politiker der Demokratischen Partei gegen die Lex Monsanto ausgesprochen.

Die Methode, durch geschickte Lobbyarbeit wirtschaftsfreundliche Gesetze ohne großes Aufsehen durch das Parlament zu bringen, ist auch in Deutschland nicht unbekannt. Von großen Protesten hört man dagegen hierzulande weniger. Die hiesigen NGO können von den Freunden in den USA lernen, wie man dagegen kampagnenfähig wird.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/817966.kritik-an-lex-monsanto.html
Peter Nowak