Wie weiter mit den Castoren?

Kein Transport ist auch keine Lösung

Der im November dieses Jahres angekündigte Castortransport aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben dürfte entgegen offiziellen Ankündigungen wohl doch nicht die letzte atomare Fracht nach Niedersachsen sein. Vor einigen Tagen erklärte der Sprecher der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) Jürgen Auer, dass ab 2014 mehrere Castortransporte mit hochradioaktivem Müll aus Großbritannien nach Gorleben geplant sind.

Düpiert muss sich der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) fühlen. Hatte der doch vollmundig erklärt, der Transport in diesem November werde in absehbarer Zeit der letzte ins Wendland sein. Das Kalkül des konservativen Politikers, der in der Union bis vor wenigen Monaten zu den Hardlinern in Sachen AKW galt, ist klar. Er wollte den Atomkraftgegnern den Wind aus den Segeln nehmen. Denn warum viel Energie für den Protest aufwenden, wenn es doch der letzte Transport ist? Mit Zustimmung zu der Atommülltour kann heute kein Politiker Wählerstimmen gewinnen. Zumal die Castorgegner immer wieder an McAllisters Vorgängers und Parteifreund Ernst Albrecht erinnern können, der unter Missachtung demokratischer Regeln dafür sorgte, dass Gorleben als Atomklo ausgewählt wurde.

Auf die mangelnde Eignung von Gorleben hat inzwischen nicht nur die Anti-AKW-Bewegung hingewiesen. Doch die grundsätzliche Ablehnung jeglicher Atommülltransporte nach und durch Deutschland sollten die Initiativen überdenken. Ohne sie würde deutscher Atommüll dem Ausland aufgebürdet. Viele AKW-Gegner haben immer betont, dass ein AKW-Ausstieg der erste Schritt zur Vermeidung von weiterem Müll ist. Auch wenn die AKW-Gegner selbst keine Verantwortung für die Entstehung des strahlenden Mülls tragen, sollten sie sich nicht mit einer generellen Ablehnung jedes Transports aus der Verantwortung für eine für eine möglichst sichere Lösung des Müllproblems entlassen.

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Peter Nowak