Maks Damage rappt für den Nationalen Widerstand
Nassrasierte Glatze, hässliches kariertes Hemd – so sitzt Makss Damage zwischen zwei Neonazis am Tisch und plaudert aus dem Nähkästchen : wie er damals zur Jugendantifa kam, über seinen Werdegang in der linken Szene und darüber, was er an selbiger heute kritisiert. Makss Damage macht Musik. Sein neuester Song heißt „Vita Germania“ , im dazugehörigen Video wechseln sich kämpfende Germanen ab mit schwarz-weiß-roten Fahmen. Früher hießen seine Songs „Sowjetmacht“ oder „Kommunistenpower“. Der Seitenwechsel scheint auf den zweiten Blick jedoch weniger überraschend als vielleicht zunächst gedacht.
Der Gütersloher Polit-Rapper Makss Damage alias Julian F. hat sich vor wenigen Tagen öffentlich zur rechten Szene bekannt. Das wäre nicht besonders interessant, denn schon 2005 hat der Mitbegründer der linken Hip-Hop-Band Anarchist Academy Hannes Loh über die „Neue deutsche Battle-Härte im deutschen Rap geschrieben, in dem Nationalismus und Nazisymbolik bestens integriert sind. Seitdem hat sich die Zahl der Rechtsrapper vermehrt. Doch Julian Damage hatte sich bisher offiziell nicht dazu gezählt. Er stilisierte sich proletarischer oder roter Rapper bezeichnete sich Kommunist und reimte Elogen auf Stalin. Konsequenterweise wechselte er nach einigen Jahren von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) zum selbsternannten ML-Aufbauprojekt Kommunistische Initiative (KI), auf deren Plakaten unter Parole „Klarheit – Einheit“ auch ein Stalin-Kopf prangt.
Antideutsche – das neue alte Feindbild
In dem Interview mit dem bekennenden Nationalsozialisten Axel Reitz, dessen Hitler-Kult sogar manchen in der NPD zu weit geht, begründete Damage seinen Wechsel von der roten zur braunen Front mit mangelnder Kameradschaft und fehlender Bereitschaft zur körperlichen Auseinandersetzung in der linken Szene. Außerdem artikulierte er in dem Gespräch seine Verachtung über die angebliche Bevorzugung von Migranten und den mangelnden Patriotismus in linken Zusammenhängen.
Die Antideutschen würden in der linken Szene immer stärker, lamentierte Damage und blieb damit bei seinem alten Feindbild. So intonierte er in seinem Song mit den bezeichnenden Titel „Antideutsche Hurensöhne“ mehrmals die Zeile: „Tötet diese antideutschen Hurensöhne. “ Als er diesen Mordaufruf sang, gerierte sich Damage noch als strikter Stalinist, der mit eiserner Hand gegen alle Feinde in der Linken vorgeht.
„ Ich halt‘n Stalinplakat in der Hand,
ihr kommt vorbei und kassiert alle von uns Backpfeifen“, gehört da noch zu den harmloseren Versen.
„Ich schieß auch auf Anarchisten,
Hauptsache der Dreck ist weg“, heißt es in dem Song „Kommunistenpower“.
Auch Israel war schon Damages Hassobjekt, als er für die rote Front rappte. „Lass’ den Davidstern brennen – Lasst ihren Zionismus untergeh’n!“, heißt es in einem seiner Songs. Im Song „Arabisches Geld“ auf seiner im letzten Jahr veröffentlichten LP „Makssismuss 2010 “ geht er noch einen Schritt weiter. „Ich leite Giftgas in Siedlungen die jüdisch sind“, heißt es dort. Der Rapper warf für diese LP mit der Parole: „100% mehr Sexismus pur, 100% mehr Gewalt und Zerstörungswut, 200% mehr Antisemitismus“.
Wer diese Aneinanderreihung von Vernichtungsphantasien wundern sich weniger, dass sich Damage jetzt offen zum rechten Lager bekennt, sondern, dass er bis zu seinem Outing auch in manchen linken Kreisen als „Klassenkampfrapper“ durchging, der manches etwas drastisch ausdrückt, aber auf der richtigen Seite steht. Noch im August 2009 konnte Damage auf einem SDAJ-Festival in Ostwestfalen-Lippe auftreten. Ein von einer Antifagruppe geplantes Konzert mit dem Hass-Rapper in Berlin-Kreuzberg musste 2009 allerdings nach Protesten anderer linker Gruppen abgesagt werden. Torsun, Sänger der Electropunkband Egotronic, die wegen ihrer deutschlandkritischen Texte auf Damages Hassliste steht, kommentiert das rechte Outing des Güterslohers auf seinem Weblog knapp: Es sollte zu denken geben, dass „dieser Komplettpfosten beinahe für Antifas in Kreuzberg gespielt hätte.“
Der Angriff auf Linke kam schon immer gut an
Die Toleranz, ja manchmal gar offene Sympathie, die Damages trotz oder auch wegen seiner Hasstiraden in Teilen der Linken hatte, dürfte mehrere Gründe haben. Gerade bei jugendlichen Rap-Fans sind diejenigen besonders angesagt, die am Härtesten die Gegner und Kontrahenten dissen und sich dabei nicht um Political Correctness stören. Dass Makss Damage fast durchweg Linke angriff, kam vor allem bei einem Teil, der an der Haltung zum Staat Israel polarisierten antifaschistischen Jugendszene gut an. Schließlich prangt die Parole „Antideutsche Strukturen zerschlagen“ auch auf Aufklebern, die in Berlin geklebt werden. Damage stellte ittlerweile auf seiner Homepage, die er ganz in der Diktion seiner neuen Freunde Heimatseite nennt, klar dass seine Vorfahren kerndeutsch waren und man von ihm als „angehenden Nationalen Sozialisten“ bald wieder hören wird. Bis auf das Stalinlob braucht er wohl wenig an seinen Hassrap ändern.
Peter Nowak
aus: ak 559 vom 18.3.2011