
Viele Menschen kennen das Problem: Sie wechseln nach Jahren die Wohnung und wollen viele Gegenstände nicht mitnehmen. Auch Andreas Komrowski, der nach über 30 Jahren seine Wohnung wechselte, stand vor dieser Herausforderung. »Vermieter wollen Wohnungen bekanntlich besenrein übernehmen. Deshalb suchte ich im Internet nach einer Firma, die …
… verlässlich mit kalkulierbaren Preisen Wohnungen auflöst und entrümpelt«, beschreibt Komrowski das Problem, vor der er vor einigen Wochen stand. Bei seiner Internetrecherche stieß er auf ein ihm bekanntes Kürzel: »Um so mehr
freute ich mich über ein Angebot, das vermeintlich von der Berliner Stadtreinigung BSR kommt. Von einem öffentlich-rechtlichen Betrieb erwarte ich, dass er hält, was er verspricht«, beschreibt Komrowski seine
Entscheidung, mit einer Firma Kontakt aufzunehmen, die sich »BSR Wohnungsauflösung« nennt.
Täuscherische Webseiten
Auf der noch immer abrufbaren Homepage sind ein oranges Müllauto und mehrere Beschäftigte zu sehen, die an die Berliner Stadtreinigung BSR erinnern. Dass dort aber das offizielle Logo des städtischen Unternehmens fehlte, übersah Komrowski. Erst als fünf Männer vor der Tür stehen, wird er stutzig. »Anhand des fehlenden BSR-Logos an der Kleidung und des Auftretens der Leute wurde mir schlagartig klar, dass ich es nicht mit der Berliner
Stadtreinigung, sondern mit einer Privatfirma zu tun hatte.« Einer der Männer inspiziert die Wohnung und nennt einen Preis von 4120 Euro. Das ist wesentlich mehr, alsvorher telefonisch vereinbart wurde. Dort wurde ihm gesagt, dass bei einer 1,5-Zimmer-Wohnung zehn bis 15 Kubikmeter á 35 Euro berechnet würden – also um die 500 Euro. Komrowski willigte trotzdem ein, wenige Tage später musste er seine Wohnung übergeben.
Die BSR kennt das Problem Komrowski ist nicht der Einzige, der auf dubiose Entrümpelungsfirmen hereingefallen ist. »Wir haben bereits mehrfach Strafanzeigen wegen Betrugsverdachts gestellt und es haben auch entsprechende Strafverfolgungen stattgefunden. Ebenso wurden markenrechtliche Schritte unternommen«, erklärt der Pressesprecher der BSR,
Sebastian Harnisch. Er macht darauf aufmerksam, dass die BSR neben solchen juristischen Maßnahmen außerdem immer wieder die Öffentlichkeit für die Problematik sensibilisiert. Harnisch verweist auf die BSR-Webseite, auf der zuletzt am 1. April vor Sperrmüll-Betrügern gewarnt wurde . „Trotzdem ist es bisher leider nicht gelungen, diese unseriösen Angebote dauerhaft zu unterbinden. Daher prüfen wir regelmäßig, welche weiteren Maßnahmen hier
noch ergriffen werden können«, betont Harnisch. Auf der BSR-Webseite wird erklärt, wie die Entrümpelungsfirmen vorgehen, um mit der Berliner Stadtreinigung verwechselt zu werden. Dafür werden Internetseiten genutzt, die der BSR-Website ähneln sollen, oder Unternehmensnamen verwendet, die einen vermeintlichen Bezug zur BSR herstellen. »Eine weitere Masche ist es, zwar als Fremdfirma aufzutreten, aber zu behaupten, von der BSR mit der Sperrmüllabholung beauftragt worden zu sein«, heißt es auf der Warnseite der
BSR. Die mitunter zehnfache Erhöhung des ursprünglich vereinbarten Abholpreises werde mit unvorhergesehenen Mengenüberschreitungen oder angeblichen Zusatzkosten begründet. Also genau die Begründungen für den erhöhten Preis, die auch Komrowski gehört hat. Peter Nowak