Widerstand gegen Geburtsgeschenk

In der Linken regt sich Unmut gegen eine Aktion der »Bild«-Zeitung
Die »Bild«-Zeitung geschenkt? Diejenigen, die das Springer-Blatt nicht mal kostenlos haben wollen, können sich gegen eine geplante Werbeaktion wehren.

Wer am 23. Juni die Ausgabe der »Bild«-Zeitung im Briefkasten findet, hat nicht etwa ohne sein Wissen ein Abonnement abgeschlossen. Zum 100. Geburtstag von Axel Springer und dem 60. Jubiläum der von ihm gegründeten Bildzeitung plant der Springer-Verlag ein besonderes Geburtsgeschenk. 41 Millionen Haushalte sollen gratis mit der Bildzeitung beliefert werden. Doch das unerwünschte Präsent hat schon zu Protesten geführt. Am Donnerstag hat die Initiative „Alle gegen Bild“ zum Boykott der Gratisbildzeitung aufgerufen. Die vom Kampagnennetzwerk Campact unterstützte Initiative besteht nach Angaben ihres Mitglieds Sebastian Schulze aus Einzelpersonen ohne parteipolitischen Hintergrund. Auf ihrer Homepage http://alle-gegen-bild.de/
findet sich ein mit Juristen ausgearbeitetes Schreiben, mit dem man dem Springer-Verlag rechtswirksam die Zusendung der Bild-Zeitung untersagen kann..
„Wenn Sie unser Formular abgeschickt haben und am 23. Juni in Ihrem Briefkasten dennoch die Jubiläumsausgabe von Bild finden, können Sie gegen Springer mit einer Unterlassungsklage oder einer anwaltlicher Abmahnung vorgehen. Wenn das einige zehntausend Leute machen, kann es für den Verlag richtig teuer werden, ist Schulze überzeugt.
Auf der Homepage findet sich auch ein Interview von Günther Wallraff, der 1977 unter falscher Identität bei Springer gearbeitet hat und mit seinen Büchern zum Mentor einer bundesweiten Anti-Bild-Kampagne wurde. Heute findet auch Menschen aus alternativen oder linken Zusammenhängen oft nichts mehr dabei, mit der Bildzeitung zusammen zu arbeiten. Die wiederum zeigt sich bereit, auch auf die Kritiker zuzugehen.“Dass die Bild-Zeitung heute harmlos und mit dem Anspruch auftritt, erwachsen geworden zu sein, macht sie nur noch gefährlicher. Denn damit wird ihre Berichterstattung weniger stark hinterfragt“, erklärt Schulze gegenüber nd. An den Methoden habe sich aber wenig geändert, meint Schulze und verweist auf einen Bild-Bericht vom vergangenen Mittwoch, in dem Erwerbslose als Arbeitsunwillige und Drückeberger diffamiert wurden. Über die tägliche Schikanierung von Hartz IV-Beziehern werde hingegen in dem Blatt nicht berichtet. Der Aktiivst sieht bei Bild zudem eine besondere Gefahr, dass sie sich in populistischer Manier als die Zeitung als Stimme der schweigende Mehrheit in der Bevölkerung geriert. In den nächsten Wochen planen die Aktivisten der Kampagne Veranstaltungen und eine Plakatserie zu Bild. Damit könnten sie bei größeren Teilen der außerparlamentarischen Linken auf offene Ohren stoßen. Schließlich will ein Bündnis linker Gruppe auch auf der diesjährigen 1.Mai-Demonstration, die um 18 Uhr in Kreuzberg startet, ihre Kritik an Bild und dem Springerkonzern unterbringen. Doch die Versammlungsbehörde hat schon angekündigt, eine Demoroute in der Nähe des Springer-Hochhauses mit Verweis auf die Vorbereitungen für eine Jubiläumsparty nicht zu genehmigen. Sollte das Routenverbot von der Polizei verkündet werden, wollen die Aktivisten klagen. „Es kann nicht sein, dass wegen einer private Feier des Springerkonzerns das Demonstrationsrecht von Tausenden Menschen beschnitten wird“, meint ein Sprecher des1-Mai-Bündnisses.
Peter Nowak
Kampagnenhomepage: http://alle-gegen-bild.de/


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