Suche nach dem Endlager

Knapp eine Woche nach den großen Protesten gegen die Castortransporte nach Gorleben gibt es erstaunlicherweise auch bei der Union Bewegung. Zuerst hatte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) die Möglichkeit eingeräumt, dass Gorleben ungeeignet für den radioaktiven Müll sein könnte, nun legt der hessische Regierungschef Volker Bouffier (CDU) nach. Er meint, dass überall in Deutschland, auch in Hessen, nach einem geeigneten Standort gesucht werden müsse, wenn Gorleben nicht geeignet sei. Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) war nicht amüsiert. Er ermahnt die Union, nicht ständig ihre eigenen Positionen in Frage zu stellen. Die scharfe Reaktion aus Bayern dürfte von Erfahrungen der späten 80er Jahre gespeist sein, als es selbst Franz Josef Strauß nicht gelungen war, eine atomare Wiederaufbereitungsanlage im bayerischen Wackersdorf durchzusetzen. Die seit Jahren schwächelnde CSU will sich keinen neuen Widerstandsherd ins Land holen. Allerdings ist der Freistaat ebenso wie der südliche Nachbar Baden-Württemberg für längere AKW-Laufzeiten. Auch die dortige Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) kann sich nicht für eine Endlagersuche im Ländle erwärmen. Schließlich hat ihre Partei vor der Wahl mit Stuttgart 21 genug schon genug Probleme. Offiziell begründet Gönner ihre Ablehnung mit den für eine Lagerung ungeeigneten Tonschichten im Boden.

Der BUND im Südwesten hat Gönner nun in einem Offenen Brief gefragt, warum das schweizerische Benken bei ähnlicher Bodenbeschaffenheit für ein Endlager geeignet sein soll, nicht aber ein Standort in Baden-Württemberg. Eine berechtigte Frage – allerdings auch an die Schweiz. Hierzulande setzt ein Teil der AKW-Freunde inzwischen auf Atommüllexport nach Sibirien. Die russische Regierung versucht gerade, die gesetzliche Grundlage für solche Atommüllimporte zu schaffen. Der Widerstand gegen den Export strahlender Fracht von Ahaus nach Sibirien wäre ein Signal, dass zumindest die AKW-Gegner nicht auf das Sankt-Florians-Prinzip setzen. Eine ergebnisoffene Endlagersuche gehört auch dazu.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/184108.suche-nach-dem-endlager.html

Peter Nowak


Schreibe einen Kommentar