
„Keine Hotels, keine Büros, keine Kommerztower“: Das Transparent fasst die Botschaft der Mieter*innendemonstration knapp zusammen, an der sich am Samstagnachmittag im Südkiez von Friedrichshain etwa 200 Menschen beteiligten. Nicht alle konnten die Demo auf Anhieb finden. Denn die Auftaktkundgebung begann auf der …
… Rückseite des S-Bahnhofs Warschauer Straße. Dort will die Anschutz-Entertainment-Group die Fußgängerbrücke zwischen S-und U-Bahnhof Warschauer Straße mit einem Hochhaus überbauen. Nur wenige hundert Meter davon entfernt, in der Rudolfstraße 18/19, plant die Atrium Development GmbH ein weiteres Hochhausprojekt.
Diese Pläne werden von vielen Bewohner*innen abgelehnt. „Denn es geht um hochpreisige Wohnungen, die sich ein Großteil der Menschen nicht leisten können und damit haben wir ein Problem“, sagt Martina Schmidt, die im Rudolfkiez zwischen S-Bahnhof Warschauer Straße und Modersohnbrücke wohnt. Auch der 82-jährige Dramaturg Martin Wiebel verfasste ein Grußwort zur Demonstration, in dem er die Hochhauspläne als Angriff auf den Rudolfkiez bezeichnet.
Nicht zu übersehen war das Banner der Initiative „Kiez ohne Klotz“. In ihr haben sich Anwohner*innen des Rudolfkiezes zusammengeschlossen, nachdem sie von den Hochhausplanungen erfahren haben. Besonders empört hat die Bewohner*innen das intransparente Agieren von Bausenator Christian Gabler (SPD). „Der Senat hat die Planungen an sich gerissen, den Bezirk entmachtet und ignoriert den Willen der Menschen vor Ort“, moniert Herke, einer der Mitbegründer*innen von „Kiez ohne Klotz“.
Von den Passanten bekamen die Demonstrant*innen viel Zustimmun:. Menschen winkten vom Straßenrand oder von Balkonen. Manche hätten sich mehr Teilnehmer*innen gewünscht. „Warum sind heute nicht einige Tausend Menschen hier auf der Demonstration?“ fragte ein älterer Mann und gab sich selbst die Antwort. „Viele scheinen schon resigniert zu haben und denken, die Gentrifizierung in Berlin ist nicht mehr aufzuhalten.“
Besuch beim Investorentreffen
Das vor einigen Monaten gegründete Bündnis „Berlin gegen Gentrifizierung“, das die Demonstration organisierte, will zum Widerstand ermutigen. „Wir müssen dafür sorgen, dass in Berlin die Debatte um bezahlbare Mieten geführt wird statt über mehr Neubau für Hotels und Büros, die dann oft leerstehen“, sagt Timo Steinke von der Initiative „Wem gehört der Laskerkiez?“.
Schon am kommenden Donnerstag wollen die Aktivist*innen wieder auf die Straße gehen. Sie haben am 16. Oktober ab 17 Uhr vor der Rotherstraße 8 im Rudolfkiez eine Kundgebung angemeldet. Dort ist ein Investorentreffen geplant, zu dem ausdrücklich nur Eigentümer*innen eingeladen sind. Dem wollen die Anwohner*innen ihren Grundsatz entgegenhalten „Keine Planung im Kiez ohne uns“. Peter Nowak
https://taz.de/Demo-gegen-Gentrifizierung/!6116436/