In Berlin stellte das Bündnis für Klimagerechtigkeit ihre Pläne für di nächsten Monate vor

Fridays for Future mit Verdi im Streik

Für den 1. März ruft die Klimaschutzbewegung zusammen mit der Gewerkschaft Verdi zu bundesweiten Demonstrationen auf. Damit solle Druck für eine radikale Verkehrswende und bessere Arbeitsbedingungen im Nahverkehr aufgebaut werden. Dazu sind bessere Arbeitsbedingungen für das Personal im Nahverkehr notwendig, begründete Pauline Brünger von Fridays for Future Deutschland die Zusammenarbeit zwischen der Umweltorganisation und der Gewerkschaft

Fridays for Future will mehr auf die konkrete Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen pochen und sich auch für den Schutz der Demokratie einsetzen. Aktivistin Luisa Neubauer sagte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Berlin, wo die Klimabewegung ihre politische Agenda der nächsten Monate vorstellte: »Wir sehen, dass wir nicht mehr für Klima als Schlagzeile kämpfen müssen, sondern jetzt viel mehr uns konkret einsetzen müssen für die Umsetzung.« Wie diese neue Strategie aussieht, zeigte sich am Donnerstag in Nordrhein-Westfalen: Dort waren …

… Busse und Bahnen in zahlreichen Städten lahmgelegt. Im Rahmen von Tarifverhandlungen hat die Dienstleistungsgewerkschaft zahlreiche Nahverkehrsunternehmen bestreikt. An einigen Orten unterstützten auch Mitglieder von Fridays for Future den Arbeitskampf. Für den 1. März ruft die Klimaschutzbewegung zusammen mit der Gewerkschaft Verdi zu bundesweiten Demonstrationen auf. Damit solle Druck für eine radikale Verkehrswende und bessere Arbeitsbedingungen im Nahverkehr aufgebaut werden. Dazu sind bessere Arbeitsbedingungen für das Personal im Nahverkehr notwendig, begründete Pauline Brünger von Fridays for Future Deutschland die Zusammenarbeit zwischen der Umweltorganisation und der Gewerkschaft. Diese Kooperation sei in ihrer Form einzigartig und über zwei Jahre lang dezentral aufgebaut worden, sagte Brünger. Vor allem das Bündnis »Wir fahren zusammen« hat in den letzten Jahren viel Kleinarbeit geleistet, damit solche Aktionstage ein Erfolg werden. Als eine Kernforderung an die Politik nannte Brünger ein »Ende des sogenannten Sparkurses der Regierung«. Stattdessen forderte sie großflächige Investitionen in eine sozial gerechte Transformation. Als konkreten Reformschritt benannte die Klimaaktivistin ein 100-Milliarden-Sondervermögen, unter anderem zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Einführung eines Klimagelds und Investitionen in eine ökologische Agrarwende.

Obwohl das Klimagerechtigkeitsbündnis mit seinen Forderungen nahe am Programm der Partei Die Linke steht, betonten die Redner*innen, dass Fridays for Future überparteilich ist und keine Wahlempfehlung abgeben will. Das gelte auch für die Europawahl, wo die Klimabewegung mit einer Kampagne vor allem junge Menschen mobilisieren will, für progressive Kandidat*innen zu stimmen.

Auf Nachfrage des »nd« wollte sich von Fridays for Future nicht zu den Plänen der Letzten Generation äußern, sich mit eigenen Kandidat*innen an der Europawahl zu beteiligen. Es bestehe keine besondere Nähe zu der Organisation, hieß es.

Als Gast sprach auf der Pressekonferenz Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung über die Dringlichkeit, sich gegen den Klimawandel zu engagieren. Dabei ging der Wissenschaftler auf aktuelle Studien zum Zusammenbruch der Atlantischen Umwälzzirkulation ein, zu der auch der Golfstrom gehört. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass es trotz einer globalen Erwärmung in großen Teilen Europas merklich kälter wird.

Fridays for Future will auch die seit Wochen andauernden Demos gegen rechts weiter begleiten, betonte Ole Horn von der Ortsgruppe Halle auf der Pressekonferenz. So hätten sich viele der Aktivist*innen an den Demonstrationen nach den Correctiv-Enthüllungen beteiligt. »Junge Menschen leben die Demokratie, bauen Bündnisse, organisieren Demonstrationen und bringen die ganze Gesellschaft auf die Straße«, hob Horn den Beitrag bei den Protesten hervor.

Allerdings gibt es in linken Teilen der Klimagerechtigkeitsbewegung auch Kritik an dem empathischen Demokratiebezug von Fridays for Future. Verwiesen wird dort auf immer wiederkehrende Polizeieinsätze gegen Klimaaktivist*innen, etwa bei der Räumung des besetzten Dorfes Lützerath vor einem Jahr in Nordrhein-Westfalen. Auch gebe es von Fridays for Future zu wenig Kritik an Politiker*innen von Parteien wie den Grünen und der SPD, die sich ebenfalls an den Demonstrationen gegen rechts beteiligen, mit ihrer Politik gegen Geflüchtete aber den Rechtsrutsch mitverantworten.

Im August 2018 hatte sich die damals 15 Jahre alte schwedische Schülerin Greta Thunberg zum ersten Mal vor ihre Schule gesetzt und für den Klimaschutz gestreikt – und so die Bewegung Fridays for Future ins Leben gerufen. Thunberg brachte Schüler*innen auch in Deutschland dazu, meist freitags statt zur Schule zum Klimaprotest auf die Straße zu gehen. Peter Nowak